Gott oder Nichts...

... so heißt ein jüngst erschienenes Buch in dem der aus Guinea stammende Kurienkardinal Robert Sarah die Grenzen aufzeigt, die ein Papst hat: die Lehre der katholischen Kirche ist demnach unveränderlich: "Niemand - selbst der Papst nicht - kann die Seelsorge der kirchlichen Lehre entgegensetzen."

Und da Ehescheidungen inzwischen auch im katholischen Bereich zum Lebensalltag gehören und die katholische Verfemung von Geschiedenen der Kirche nicht wirklich hilft, weil dadurch eine Menge Leute vertrieben werden könnten, wird sich die heurige herbstliche Bischofsynode damit auseinandersetzen: wiederverheiratete Geschiedene und deren Ausschluss von den Sakramenten. Papst Franz redet von der Barmherzigkeit, Kardinal Sarah lässt wissen: Barmherzigkeit gibt es dazu in der Kirchenlehre nicht.

Am 16.9.2015 war dazu auf kath.net ein Auszug aus dem Sarah-Buch zu lesen:
" (..) Der Ehebund, durch den Mann und Frau untereinander eine Gemeinschaft für das ganze Leben begründen, ist von Christus, dem Herrn, zur Würde eines Sakraments erhoben worden (..). So hat er die Lockerungen abgeschafft, die sich in das Gesetz Mose eingeschlichen hatten und die Entlassung des Ehegatten zuließen. Die eheliche Verbindung von Mann und Frau ist unauflöslich; Gott selbst hat sie geschlossen: »Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen« (Mt 19,6).
Dieser unmissverständliche Nachdruck in Bezug auf die Unauflöslichkeit des Ehebandes hat selbst die Jünger Jesu erstaunt, da dies wie eine unrealistische Forderung wirkte (Mt 19,10). Doch Christus hat den Eheleuten keine unmöglich zu tragende Last auferlegt. Indem er die ursprüngliche Ordnung der Schöpfung wiederhergestellt hat, die durch die Sünde beeinträchtigt worden war, schenkt der Sohn Gottes die Kraft und die Gnade, die Ehe in der neuen Dimension des Reiches Gottes zu leben.
Indem die Eheleute Christus folgen, indem sie sich selbst zurücknehmen, indem sie jeden Tag ihr Kreuz auf sich nehmen, werden sie den ursprünglichen Sinn der Ehe verstehen und sie mit Seiner Hilfe leben können. Die Gnade der christlichen Ehe ist eine Frucht des Kreuzes Christi. (..)"

Kardinal Sarah weiß auch die Lösung des Scheidungsproblems! Weil Christus hilft ja den Eheleuten! Man lese den schönen Satz oben noch einmal, der Herr Christus schenkt den Eheleuten Kraft und Gnade! Also brauchen Eheleute nur dem Jesus zu folgen und das Ehekreuz auf sich nehmen und schon ist alles paletti! Wer hätte das gedacht, dass das so einfach geht! Das muss den Leuten doch endlich einmal gesagt werden! Mit der vom Jesus geschenkten Kraft und Gnade das Kreuz auf sich nehmen und alles flutscht!

Robert Sarah ist nicht irgendwer, sondern der im November 2014 von Papst Franz zum Kardinalpräfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung bestellte Funktionär, der konkret mit Gottesdiensten und Sakramenten befasst ist und der offenbar nichts von der päpstlich angedachten Barmherzigkeit hält.

Im Arbeitspapier für die Synode 2015 heißt es: "Für die Kirche geht es darum, dass von den konkreten Situationen der Familien von heute, von allen Notwendigkeiten für Barmherzigkeit, ausgegangen wird, beginnend mit jenen, die am meisten leiden." Dazu wird als Lösung vorgeschlagen, dass die Möglichkeit, wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen und nach einem Weg der Reue unter bischöflicher Aufsicht wieder zu den Sakramenten zuzulassen, geprüft werden solle.

Schaut nicht so aus als würden vatikanische Amtsträger solche Möglichkeiten unterstützen. Aber letztlich ist die Frage ohnehin bloß eine Spinnerei in diversen Theologengehirnen, weil wieviele geschiedene katholische Kirchenmitglieder wird es geben, die sich wegen des Sakramentenausschlusses ernsthafte Gedanken machen? Den meisten Betroffenen wird das doch egal sein, weil sie sowieso nicht in die Kirche gehen. Die katholische Eheschließung ist heutzutage ein ständig Bedeutung verlierender folkloristischer Brauch. Wenn nun auf der heurigen Synode offiziell beschlossen wird, Ehescheidungen weiterhin unbarmherzig zu behandeln, dann wird das in erster Linie den Kirchenaustritt fördern: Warum sollen schließlich kirchlicherseits unerwünschte Personen einen Kirchenbeitrag zahlen? Da werden die Entscheidungen bei Taufscheinchristen und moderat Religiösen leichter: Gott oder Nichts? Dann lieber nichts!