Andreas
Edmüller - Die Legende von der christlichen Moral: Warum das Christentum
moralisch orientierungslos ist - Tectum Verlag 2015, 250 Seiten, österr.
Preis Euro 18,50
Sind Kirchen und christliche Religion tatsächlich
moralisch so kompetent, wie sie immer behaupten? Ist das nicht Wunschdenken?
Denn wie kann es sein, dass zu fast jeder moralisch wichtigen Frage durchaus
gläubige wie kompetente Christen so gut wie jede mögliche Antwort
ernsthaft vertreten und vertreten haben: Christen plädieren für Pazifismus
und Kriegsbereitschaft, für Sozialismus und Kapitalismus, für die
Gleichberechtigung und die Unterordnung der Frau, für und gegen gleichgeschlechtliche
Liebe und homosexuelle Ehe, Empfängnisverhütung und Sterbehilfe. Wie
ist diese moralische Orientierungslosigkeit einer Religion zu erklären,
die sich hartnäckig immer wieder selbst als Hüterin der Moral versteht?
Andreas Edmüller kommt in seinem Buch zu einem überraschenden Ergebnis:
Eigentlich verfügt das Christentum über keinerlei ernstzunehmende
Morallehre. Denn was man findet, ist lediglich ein in sich unstimmiges und unsystematisches
Konglomerat an Geboten und Verboten, Gleichnissen und biblischen Erzählungen,
sind Appelle an Autoritäten, antike Präzedenzfälle, Missverständnisse
und oft kaum haltbare Interpretationen der angeblich heiligen Schriften. Und
selbst wenn da mehr wäre – es ließe sich nicht vernünftig begründen.
Das ganze Gebilde der christlichen Moral hängt wie eine esoterische Pseudo-Lehre
in der Luft. Edmüllers Fazit: Die moralische Relevanz des Christentums
ist im Rahmen verantwortungsvoller und vernünftiger Diskussion vernachlässigbar,
ja oft genug sind christliche Positionen sogar schädlich.