Medienversagen beim Kratzen an Tabus

Publiziert am 9. Januar 2016 von Wilfried Müller auf www.wissenbloggt.de

Schlimm genug, was in Köln geschah. Der kriminelle Flashmob ist aber nur die eine Seite. Die andere ist die offenkundig gewollte Desinformation sowohl von der Polizeiführung als auch von den Medien. Das mieft nach dem Prinzip, dass nicht sein kann, was nicht sein darf - und was sein darf, bestimmt die Politik (Bild: geralt, pixabay).

Nun sind Szenen wie aus einem Sarrazin-Buch abgelaufen. Die Beschwörung, das dürfe nur ein Einzelfall sein, ist bereits ad absurdum geführt. Den Flashmob gab es auch in Hamburg und Stuttgart und anderen Städten, und wer hören wollte, der konnte sich auch vorher von unliebsamen Realitäten überzeugen.

Das betrifft nicht nur die illegalen Einwanderer, wie es sie in Italien zu hunderttausenden gibt, beschrieben in Keine Weihnachtsgeschichte. Auch in Deutschland sind hunderttausende abgetaucht, deren Asylantrag abgelehnt wurde, oder die sich aus sonstwelchem Grund der Abschiebung entziehen.

Es betrifft auch nicht bloß Flüchtlinge, die einen Asylantrag gestellt haben, siehe dazu die WELT vom 7.1., "Die meisten waren frisch eingereiste Asylbewerber": Polizisten dementieren Angaben ihrer Führung, wonach die Täter von Köln unbekannt seien. Die meisten Kontrollierten seien Syrer gewesen. Den Tätern war es laut Welt vor allem um "sexuelles Amüsement" gegangen.

Das betrifft auch Teile der muslimischen Migranten in erster, zweiter oder dritter Generation. Da gibt es eine "Scheiß auf Deutschland"-Fraktion, der ein grundlegender Respekt gegenüber der deutschen Staatsgewalt fehlt. Es sind junge Männer mit muslimisch geprägter Herkunft, die im Elternhaus keine demokratiekompatible Sozialisierung vermittelt bekommen.

Die Auswirkungen des letzteren beschreibt ein Buch der Bochumer Streifenpolizistin Tania Kambouri, das The European in dem Artikel "Wir importieren uns Kriminalität" (7.1.) besprach. Demnach schlägt die Autorin Alarm und spricht eine "dramatische Mahnung" aus, indem sie aus "ihrem schockierenden Alltag" mit muslimischen Migranten berichtet. Das Buch werde der Überraschungsbestseller des Jahres; sein Erfolg basiere auf der Omerta im politischen und medialen Raum, das die "offensichtlichen und massenhaften Konflikte" verschweige.

Die Polizistin erzählt, wie sich die No-go-Areas immer mehr ausbreiten. Das seien Bereiche, in die Bürger und Polizisten nicht reingehen können, ohne Angst zu haben, dass ihnen etwas passiert. Es gebe sogar Bereiche, in die sich einzelne Streifenwagen nicht hineintrauen. Solche Bereiche gibt es im Ruhrgebiet, in Berlin und in anderen eher nördlichen Großstädten. Und wenn die Polizei mal jemanden aus der Szene dingfest macht, werde er von der Gerichtsbarkeit lasch sanktioniert und mild verurteilt - das untergrabe den Respekt vor dem deutschen Rechtsstaat.

Das Buch bekommt durch Köln zusätzliche Aktualität. Es führt kein Weg daran vorbei, die Probleme wahrzunehmen. Die staatliche Desinformation hat nicht gewirkt; sie hat gezeigt, dass sie selber ein Teil des Problems ist. Das gilt auch für die Beflissenheit von ARD, ZDF und Presseagenturen, nur ja nichts Falsches zu berichten, und wird abgerundet durch die Qalitätsmedien Süddeutsche Zeitung, Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung usw., die sich nicht staatsnah genug gerieren konnten - als ob sie Schweigegelübde abgelegt hätten.

Ein Kommenator rechtfertigte die 4 Tage Stille damit, die Medien müssten erst prüfen, ehe sie die Informationen aus dem Internet aufgreifen könnten. Ein Scheinargument, weil die Info in anderen Fällen blitzschnell übernommen wird.

Die Meinungsseite Tichys Einblick spricht am 5.1. vom "Medien-Supergau" – Wie massenhafte Übergriffe auf Frauen und Raub in der Silvesternacht zum deutschen Medien-Supergau wurden: Das neue Jahr beginnt mit einem Supergau für die Glaubwürdigkeit der großen, etablierten Medien. Erst nachdem sich die Nachrichten von der Massengewalt gegen Frauen in der Silvesternacht in nahezu allen deutschen Großstädten über die sozialen Netzwerke so stark verbreitet hatten und man irgendwie nicht mehr anders konnte, begann man langsam – nach immerhin vier Tagen – umfassend darüber zu berichten.

Aus externer Sicht hält sich die spektakelfreudige Seite Zero Hedge beim sex mob from cologne auch an die Welt-Darstellung. The "Monsters" Unmasked: Cologne Police Admit "Most Of The Attackers Were Refugees" heißt der Artikel vom 7.1., und er schreibt süffisant: What that seems to suggest is that there's an effort on the part of some authorities to cover up the involvement of migrants in the attacks, presumably to avoid triggering social unrest. Or, as we put it on Wednesday, "you'd be forgiven for suggesting that perhaps some German politicians are going out of their way to avoid applying negative stereotypes to migrants." Doch sei es, wie es wolle, irgendwas sagt ihnen, die deuschen Medien werden die Sache nicht unter den Teppich kehren lassen.

Soviel Vertrauen in die Medien ist schön, aber wer die vier Tage Sendepause miterlebt hat, dürfte verunsichert sein. Wie ist es denn bei den anderen Themen, Klima - Atomausstieg - Eurokrise - Ukraine - US-Kriegstreiberei - werden wir da auch so staatsnah informiert?

Das Kratzen an Tabus ist eine heikle Sache. Wird nun womöglich eine Rehabilitierung Sarrazins realistisch? Oder wo verläuft die Grenze des Unaussprechlichen nun? Dies fragt wissenbloggt, ohne sich mit den Inhalten gemein zu machen. Es geht nur um die Freiheit der Meinung, solange sie nicht menschenverachtend ist.

Nachtrag 9.1.: Dass nun der Kölner Polizeipräsident gehen muss, darf man als Bauernopfer verbuchen. Was wäre wohl geschehen, wenn der Polizeipräsi wahrheitsgemäß berichtet hätte, dass sich Asylbewerber großmaßstäblich kriminelle Übergriffe erlaubt haben? Dann hätte man ihn geschlachtet, ehe er gehen müsste.

Ein aktueller Link von SPIEGEL ONLINE zur juristischen Verfahrensweise:
Antänzer vor Gericht: Mit der Milde des Rechtsstaats

Siehe auch U. Gellermann in der Rationalgalerie
Gewalt in Köln und anderswo

Interessant wäre auch zu wissen, ob und inwieweit die Frauenbewegung ihre ignorante Position revidiert, siehe dazu
Diskriminierungspolitik & Emanzenversagen