Links von wb dazu:
Berichte von Euro- und US-Illusionen
Systemfehler in der globalen Ökonomie
Arbeiter_innen außen vor
Megatrend Ungleichheit
Gegen die Armut
Der hässliche Amerikaner
war das Klischee des tumben Trottels, der überall die amerikanische Art
hochhielt und damit aneckte. Als Kontrast darf nun vom hübschen
Amerikaner die Rede sein, der etwas Unerhörtes tut: er begehrt auf
(Bild: Pezibear, pixabay).
Darüber schreibt ZEIT ONLINE am 12.2. Warum die Amerikaner so wütend sind und greift damit die BBC News vom 4.2. auf Why are Americans so angry? Der Artikel von Vanessa Barford spricht von verärgerten Wählern beim Milliardenpoker um die nächste US-Präsidentschaft. Das würde den Erfolg der Nicht-Mainstream-Kandidaten wie Trump und Sanders erklären.
69% der Amis sind nach einer repräsentativen CNN-Umfrage entweder "very angry" oder "somewhat angry", also richtig böse oder einigermaßen angefressen über die Situation. Es gibt auch welche, die nicht böse sind, aber weniger als zuvor. Das Wort angry macht überall die Runde.
Der notorische Donald Trump sagt, er sei "very, very angry", sein
republikanischer Konkurrent sieht viele Amerikaner "discouraged and
angry as they watch the American dream slipping away". Der Demokrat
Bernie Sanders sagt: "I am angry and millions of Americans are angry,"
während seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton sagt, sie
verstehe, warum "people get angry".
Und warum sind die alle angry?
1.
Weil von den Wohlstandsgewinnen nie was bei der Mittelschicht
ankommt, seit 15 Jahren. Auf der einen Seite sehen sich die
Mittelstandsamerikaner von den Milliardären, den Banken und Wall Street
bedrängt. Auf der anderen von den Immigranten, den konkurrierenden
Staaten und der internationalen Wirtschaft – wie immer sind die
Staatsschulden nicht mit im Kalkül, obwohl die USA sie jedes Jahr
gewaltig aufstocken – zu den stagnierenden Einkommen gesellen sich
wachsende Schuldenberge (Anmerkung wissenbloggt, Tabelle siehe Je reich, desto arm II).
2.
Die Einwanderung macht den US-Amerikanern Entfremdungsgefühle. Die
Statistik von 2015 bis 2060 zeigt eine Abnahme der weißen Mehrheit von
62% auf 46%, eine Zunahme der hispanischen Bevölkerung von einem knappen
Fünftel auf ein Drittel. Auch die asiatischen und sonstigen
Bevölkerungen wachsen, während die schwarze Bevölkerung stagniert.
3.
Politik - das Vertrauen schwindet. 89% der republikanischen
Wählerschaft und 72% der demokratischen haben "only sometimes" oder
"never" Vertrauen in die Politik. Die Regierung ist nach Umfragen das
größte Problem der USA, vor Wirtschaft, Jobs und Immigration (wb: ob das
die Kriegstreiberei spiegelt?)
4. Amerikas Weltmachtstreben - der Platz in der Welt ist nicht mehr ganz
oben. Das dachten 2012 noch 38% und jetzt noch 28%. Angst vor Terror,
Versagen bei Taliban- und IS-Bekämpfung, es geht den Bach runter.
5.
Die Trennung in Demokraten und Republikaner belastet das Land. Die
Polarisierung mit der obstruktiven Politik der Republikaner hat das
Klima vergiftet. Das Volk will die gegenseitige Blockade nicht.
Die fundamentalste Ursache für die Unzufriedenheit dürfte allerdings
die Ungleichheit sein. Damit ist das Thema endlich an der Basis
angekommen, und das hübscht unseren Joe 6pack doch erheblich auf. Warum
kann nicht Otto Normalverbraucher auch so hübsch daherkommen?
Sind die Normalverbraucher-Probleme nicht mindestens genausogroß, nach
7 Jahren Bankenbeglückung und immer noch keinem Ende für die
Steuerndieberei? Nach dem Aufbau der teuersten, ineffizientesten und
ungerechtesten Flüchtlingshilfe? Nach Euro-Risiken, die das Volk
zielgenau treffen und Geldschwemmen, die am Volk zielgenau vorbeigehen?