Kamele und Löwen in Verwaltung und Politik

Efgani Dönmez, ehemaliger Bundesrat der Grünen, in seiner Zeitungskolumne am 20.1.2016 in den OÖNachrichten:

Kamele sind friedliche Tiere. Sie wollen keine Veränderungen in ihrer Welt, weil neue Dinge nur stören.

Das Kamel weiß nicht, was vor sich geht. Es lässt sich in die Richtung treiben, in die es gezogen wird. Es gibt viele Menschen auf der Evolutionsstufe des Kamels. Menschen, die alles als gegeben hinnehmen und kaum etwas hinterfragen.

Die Gesellschaft lässt einen auch in Ruhe, wenn man ein perfektes Kamel geworden ist. Dies sind optimale Voraussetzungen für eine berufliche Karriere, insbesondere in der Politik. Keine lästigen Fragen, kein Aufbegehren, keine Veränderungen. Das sind gute Voraussetzungen, damit bestehende Systeme am Leben bleiben können. Es gibt wenige Menschen auf der Evolutionsstufe des Löwen. Der Löwe ist kein Mitläufer. Der Löwe steht für Unabhängigkeit, Verweigerung, Ungehorsam, Rebellion gegen bestehende Systeme und Autoritäten. Daher sind Löwen nicht willkommen. Die Gesellschaft legt Löwen alle möglichen Hindernisse in den Weg. Kamele fürchten sich vor dieser Art von Menschen. Sie stören ihre Bequemlichkeit, sie stören ihre Strukturen, sie sorgen für Unruhe. Es gibt einen ständigen Kampf zwischen einigen wenigen Löwen und vielen Kamelen, die in der Mehrheit sind.

Der Wiener Gernot Rainer ist ein hervorragender Mediziner im Wiener AKH. Sein Vertrag wird nicht verlängert, weil er Missstände aufgezeigt hat. Die Konsequenz für den kämpfenden Löwen ist, dass seitens der Verwaltung eine "politisch motivierte Kündigung mit dem Zweck, eine unliebsame Stimme loszuwerden" ausgesprochen worden ist. Auch in der oö. Landesregierung und diversen Firmen in unserem Land entledigt man sich unliebsamer Stimmen, die interne Missstände aufzeigen. Mitarbeiter, die sich vom Kamel zum Löwen entwickeln, weil sie das falsche Spiel nicht mehr mitspielen möchten oder Vorgänge kritisch hinterfragen, werden angefeindet, ausgegrenzt, gemobbt und in vielen Fällen auch gekündigt.

Ein einfacher Mitarbeiter, welcher an Korruption grenzende Vorgänge in einer Abteilung des Landes nachweisbar aufzeigte, wurde gekündigt, weil er das bestehende System an Vettern-, und Freunderlwirtschaft auf Kosten der Steuerzahler nicht mehr mittragen wollte. Wenn Tonnen von Bauabfällen durch Mitarbeiter der Landesregierung auf Anweisung von oben in der Natur vergraben werden müssen, wenn Feste von Vorgesetzten teilweise mit Steuergeldern mitfinanziert werden, dann sollte man nicht jene angreifen, die Missstände aufzeigen, sondern jene zur Verantwortung ziehen, die so etwas ermöglichen.

Nur wer das Risiko eingeht, gegen den Strom zu schwimmen, kann ein Löwe werden. Wir brauchen mehr Löwen, insbesondere in der Politik und Verwaltung, damit einiges effizienter und zukunftstauglicher wird.

Anmerkung atheisten-info: Da Efgani Dönmez der einzige österreichische Bundesrat war, der sich tatsächlich wahrnehmbar und bissig öffentlich betätigte, warfen ihn 2015 die Grünen aus dem Bundesrat, weil auch bei den Grünen sind politische Kamele erwünscht...