Betriebsrats-Award in Oberösterreich

Am 19.3.2016 stand in den OÖNachrichten diese Meldung zu lesen:

"ÖGB Oberösterreich und die Oberösterreichischen Nachrichten suchen wieder die engagiertesten Betriebsräte im Land - Startschuss für den Betriebsrats-Award 2016."

Die OÖN sind u.a. dafür bekannt, dass die Wirtschaftsredaktion mit der neoliberalen Wirklichkeit sehr gut zurande kommt, da passiert es das ganze Jahr nie, dass die aktuell herrschende Wirtschaftsordnung kritisch beäugt wird. Was gut zum ÖGB passt, weil der fügt sich ja auch still und brav ins herrschende System ein.

Was sich auch wunderbar zeigt in der Aufstellung der Sparten in denen Betriebsratspreise verliehen werden sollen:


Gegen Lohnkürzungen und Arbeitsplätzeabbau dürfen also laut ÖGB Betriebsräte noch aktiv werden. Wie schön! Mitarbeiter dürfen in schwierigen Lebenslagen unterstützt werden. Brav! Neue ÖGB-Mitglieder dürfen geworben werden. Super! Und Ideen für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen sind auch gestattet. Wer hätte das gedacht!

Aber wofür wurden Gewerkschaften eigentlich seinerzeit gegründet? Und hatten Gewerkschaften nicht durch viele Jahrzehnte auch sonst noch was gemacht? Sich zum Beispiel für Lohnerhöhungen eingesetzt. Oder für Arbeitszeitverkürzungen. Oder für eine Verbesserungen der Verteilung des Ertrages der Arbeit, also für Anteile am Geschäftserfolg.

Der ÖGB stiftet für diese längst vergangenen gewerkschaftliche Tätigkeiten, Bemühungen oder womöglich gar Kämpfe keine Preise mehr! Weil der ÖGB kämpft um sowas nimmer, der kämpft überhaupt nicht mehr! Das ist im globalen Klassenkampf der Konzerne und der Finanzindustrie gegen die arbeitende Bevölkerung nicht mehr gestattet! Gestattet ist Lohnverzicht, unbezahlte Überstunden, steigender Leistungsdruck. Und das hier angeführte Beispiel zeigt: das ist inzwischen Schicksal geworden und der Gewerkschaftsbund weiß selber nimmer, wofür er eigentlich da sein müsste. Auch wenn es einen Preis für Mitgliederwerbung gibt, der ÖGB macht selber Reklame gegen eine Gewerkschaftsmitgliedschaft.

Früher gab's einmal die Parole: "Wer kämpft, der kann verlieren, aber wer nicht kämpft, hat schon verloren!" Der ÖGB hat verloren, weil zum Kämpfen hat man schon lange aufgehört...