Wien (OTS) - "Es ist traurig, dass Irmgard Griss als frühere
Leiterin eines Höchstgerichts und Anwärterin für das höchste
Amt im Staat eine Privat-Justiz der Kirche befürwortet", so Sepp
Rothwangl, Obmann der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt. Die Plattform
hatte die PräsidentschaftskandidatInnen nach deren Einstellung zur Aufarbeitung
der Fälle sexueller und psychischer Gewalt in der katholischen Kirche gefragt.
Irmgard Griss schreibt: "Es ist überfällig gewesen, dass sich
die Kirche diesem Problem gestellt hat. Die Klasnic-Kommission hat, soweit ich
das verfolgt habe, großartige Arbeit geleistet."
Ex-Höchstrichterin
findet Paralleljustiz gut
Die Plattform stellt fest: Den Betroffenen,
die sich vertrauensvoll an diese Kommission gewendet haben, wird vorgegaukelt,
es handle sich tatsächlich um eine unabhängige und quasi staatliche
Einrichtung. In Wahrheit wurde diese Kommission von Kardinal Schönborn
in Auftrag gegeben und von der Kirche bezahlt. Auch datenschutzrechtlich gehört
sie zur Bischofskonferenz. Entsprechend hat sie auch intimste Daten von Betroffenen
an die Kirche weitergegeben. Sie schützt Täter und speist Betroffene
mit empörend geringen Schadensgeldern ab. Rothwangl abschließend:
"Ich bin aufrichtig entsetzt, dass sich eine ehemalige Höchstrichterin
offensichtlich kaum mit diesen Fakten auseinandergesetzt hat. Wir verlangen
nach wie vor eine staatliche Kommission zur Aufklärung der kirchlichen
Missbrauchsverbrechen und deren systematische Vertuschung. Von einer Bundespräsidentin
Griss würden wir hier schon Unterstützung erwarten."