TAGESSCHAU: "Rebellen" gut, Assad böse

Wie ein Krieg ins Sende-Schema eingepasst wird

Uli Gellermann am 16. Juni 2016 auf www.rationalgalerie.de

Gern würden wir uns wieder mal über Dr. Gniffke & Co. lustig machen. Denn Gniffkes Versuche, die TAGESSCHAU als echte Nachrichtensendung darzustellen, haben zuweilen eine heitere Seite. Clowns die durchs Sägemehl stolpern bringen ein Publikum schnell zum Lachen: Wie putzig, wenn sie auf die dicken, roten Nasen fallen, weil ihnen die Schuhe in denen sie stecken immer mehrere Nummern zu groß sind.

Doch wenn es um Krieg geht, um Tod, um Lüge und Wahrheit, dann hört das Lachen auf. Im mörderischen Syrien-Krieg wäre eine wahrhaftige Berichterstattung ein kleiner Beitrag zum Frieden. Aber die ARD-Propagandafront, fest an der Seite der USA, kennt nur ein Schema in diesem Krieg: "Rebellen" gut, Assad böse. Diese Haltung will die Zuschauer zur Partei machen. Wer das versucht, der will keinen Frieden sondern Sieg.

Programmbeschwerde: Tagesschau 8.6.2016 Aleppo

Sehr geehrte Damen und Herren,
mit dem neuen Syrienbeitrag setzt ARD-aktuell die einseitige Kriegspropaganda unbeirrt fort:
"Bei Luftangriffen auf einen von Rebellen kontrollierten Teil Aleppos sind nach Angaben von lokalen Gruppen 15 Menschen getötet worden. Zehn Menschen seien in der Nähe eines Krankenhauses im Viertel Schaar umgekommen, berichteten Aktivisten, die auch Videos der Zerstörungen veröffentlichten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete zehn Tote bei einem Luftangriff auf dieses Viertel. Es sei unter anderem eine Werkstatt für Motorräder getroffen worden. Fünf weitere Zivilisten seien bei Bombardements umliegender Viertel getötet worden. Aleppo im Norden Syriens ist seit Jahren zwischen der Armee und verschiedenen Rebellengruppen umkämpft. Seit Anfang der Woche haben die Gefechte wieder an Intensität zugenommen. Die syrische Luftwaffe flog mehrere Angriffe, die Rebellen beschossen die von der Regierungsseite gehaltenen Gebiete."
Diese Meldung enthält keinen einzigen Satz über den tatsächlichen Ereignisverlauf und Zusammenhang.

Falsch ist die Behauptung, es gebe in Aleppo gegeneinander kämpfende "Rebellen". Richtig ist vielmehr, dass es dort ein terroristisches Bündnis gegen die syrische Armee gibt, das gemäß der Definition des Wiener Abkommens von der Waffenruhevereinbarung ausgenommen ist.
Der Hinweis "in der Nähe eines Krankenhauses" suggeriert stattdessen einen kriegsverbrecherischen Aspekt der Angriffe und verleiht dem Kampf der russischen Luftwaffe sowie der syrischen Armee eine kriminelle Note.

Dem Zuschauer wird wieder einmal das Propaganda-Märchen über "syrische Rebellen" aufgetischt. Es fehlt zwar der gewohnte Zusatz "gemäßigt", aber der ist auch nicht mehr notwendig; dem mittlerweile ausreichend hirngewaschenen Publikum ist der Unterschied zwischen "Rebell" und "Terrorist" inzwischen klar, es ist drauf konditioniert, die "Rebellen" als eigentlich die "Guten" zu betrachten. Hauptsache, sie heißen nicht alQaida oder gar IS und sind bereit, gegen den syrischen "Machthaber" Assad zu kämpfen (zu morden).

In der offen-manipulierten Meldung werden die zum angemessenen Verständnis der Ereignisse wesentliche Vorgeschichte und wichtige Fakten untererschlagen, die zumindest andeutungsweise in anderen deutschen Mainstream-Medien nachzulesen waren. "Zeit-Online": "Russland hat die USA darüber informiert, die syrische Armee im Kampf um die Stadt Aleppo zu unterstützen. Außenminister Sergej Lawrow sagte, "dass wir die syrische Armee aktiv aus der Luft unterstützen werden, um Terroristen davon abzuhalten, Gelände zu erobern". Die gemäßigte syrische Opposition habe Zeit genug gehabt, sich zurückzuziehen. Wer sich jetzt noch in von islamistischen Gruppen gehaltenen Gebieten in und um Aleppo aufhalte, sei "selbst schuld".

Zu einer vollständigen und umfassenden Meldung hätte auch die Information gehört, dass die US-Regierung die Russen vorher gebeten hatte, mit Angriffen noch zu warten, um den Abzug von angeblich "Gemäßigten" zu ermöglichen, die nicht mit den Terroristen der "Al-Nusra" in einen Topf geworfen werden wollen. Russland hatte dieser Bitte für mehrere Tage entsprochen. Die in der Kampfzone trotzdem verbliebenen von den Saudis finanzierten "Rebellen" haben es jedoch offenkundig vorgezogen, bei den Terroristen zu verharren. In geübter Weise macht die Gniffke-Entourage aus diesem Mix brutaler Mörderbanden quasi bedauernswerte Rebellen, die nun auch noch von der syrischen Armee und ihren Fassbomben angegriffen werden und sogar getötet werden.

Der hier als schwerwiegender Verstoß gegen die Bestimmungen des Staatsvertrags kritisierte Beitrag zeigt erneut, wie ARD-aktuell aus Tätern Opfer macht, Terroristen verharmlost und unter Hinweis auf unseriöse, nur Propagandazwecken dienliche obskure Quellen die Zuschauer an der Nase herumführt.

Im Tagesschau-Blog gibt sich die Redaktion mit peinlichem Eigenlob der Lächerlichkeit preis, indem sie die Herkunft der Aleppo-Informationen beschreibt. Der Informant ihres Märchens war ein gewisser Hadi Alabdallah. TS schreibt über ihn: "Bei Hadi Alabdallah handelt es sich demnach um einen Journalisten aus dem syrischen Ort Homs, der nun schon längere Zeit in Aleppo lebt und von dort berichtet. Wie eine kurze Netzrecherche ergab, war er bereits mehrfach Interviewpartner unterschiedlicher Fernsehsender wie France 24 oder Al Jazeera. Er wurde als besonders vertrauenswürdige Quelle eingestuft. Freie Mitarbeiter des ARD-Studio Kairos konnten sogar eine Telefonnummer von Alabdallah bereitstellen. Telefonanrufe seitens des ARD Studio Kairo wurden aber zunächst nicht beantwortet."

Bereits in unserer Programmbeschwerde vom 3. Februar 2016 hatten wir Einzelheiten über diesen "vertrauenswürdigen" Informanten genannt.
Fotos belegen: Der vom ARD-Studio in Kairo gepriesene Alabdallah pflegt enge Kontakte zu Al-Nusra-Top-Terroristen. Er wird auch "der Massaker-Marketing-Spezialist aus Homs" genannt und ist verdächtig, in Kriegsverbrechen verwickelt gewesen zu sein.
Programmbeschwerde vom 3.2.16.
Einen solch obskuren Vogel nutzt Dr. Gniffkes Qualitätsjournalistentruppe als Auskunftsgeber zu einer Nachricht für ein Millionenpublikum. Al Jazeera zuzutrauen, vertrauenswürdige Quellen benennen zu können oder zu wollen, ist in diesem Kontext von Naivität und Dummheit kaum noch zu übertreffen, zumal jeder halbwegs Interessierte weiß, auf welcher Seite der Katar-Sender inzwischen steht. Beispiel: Bei einem Bericht über ägyptische Luftangriffe gegen Stellungen des IS in Libyen im Februar 2015 verwendete Al Jazeera Bilder toter Kinder aus einem Krankenhaus in Marokko und gab sie fälschlich als Bilder von Opfern der Luftangriffe aus.

Mit diesem Beitrag hat die Tagesschau gegen wesentliche Bestimmungen des Staatsvertrages verstoßen (Verpflichtung auf Wahrhaftigkeit, Vollständigkeit, Objektivität; Pflicht zur umfassenden Prüfung aller Angaben auf deren Richtigkeit, bevor sie gesendet werden). Wir fordern nunmehr den Rundfunkrat auf, die abstoßende Arbeit der ARD-aktuell-Redaktion zu prüfen.

Mit höflichem Gruß - F. Klinkhammer und V. Bräutigam