Angeführt wird der Merkel-Kampf um London von der extrem revolutionären
SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Sie ruft auf ihrer Seite Eins den "Aufstand
gegen den Brexit" aus. Wir sehen schon, wie der SZ-Chefredakteur die
Kalaschnikows an die Massen rund um den Piccadilly Circus verteilt. Atlantische
Stoßtrupps der Redaktion verschenken an den Eingängen zur Londoner
Underground Dynamit-Päckchen: Kein Untergrundkampf ohne Stefan Kornelius.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE konzentriert sich auf das Brexit-Hauptproblem: "Weitere
Verluste an den Börsen erwartet", erste Sammlungen für verarmte
Spekulanten werden organisiert. Die DEUTSCHE WELLE, der staatliche Auslandsrundfunk
der Bundesrepublik Deutschland, riecht Schnaps. Der "Regrexit" sei
unterwegs: "Es ist wie die Reue nach einer durchzechten Nacht. Am Morgen
danach denkt man: Was um Gottes Willen habe ich getan?" Aus dem Etat des
deutschen Außenministeriums sollen Millionen saure Heringe finanziert
werden.
Nur auf die TAGESSCHAU, die staatliche kalte Dusche, die am
Abend kommt, kann sich Angela Merkel noch verlassen: "Zwei Millionen
fordern neues Brexit-Referendum" sendet sie. Ihr blöden Briten, ihr
habt einfach falsch gewählt. Eine ähnliche Unverschämtheit haben
die Griechen mal mit einem OCHI, einem NEIN zum deutschen Willen gewagt. Die
wurden dann mit Hunger bestraft. Als die Franzosen und die Niederländer
einst in Volksabstimmungen zu Merkels Europa NEIN gesagt haben, da hat man ihnen
schnell den Lissabon-Vertrag über das freche Votum gestülpt. Ihr Briten
werdet jetzt so lange das Referendum üben, bis es so sitzt wie die Kostümchen
der Dame Merkel: So wie Korsetts das Fett bändigen, so werden wir die Briten
zähmen! Ist das klar!? Da assistiert der SPIEGEL doch gerne: "Exit
aus dem Brexit", neu wählen, aber dalli!
Aus welcher Europäischen
Union will die Mehrheit der Briten austreten? Aus der EU des Sozialabbaus, der
Hunger-Sparpolitik, der Zerstörung der Demokratie, der Einkreisung Russlands,
dem NATO-Vorfeld. Sie haben NEIN zu einer EU der Banken gesagt, der Ausbeutung
der Dritten Welt und der Herrschaft der deutschen Export-Industrie. Das dürfen
die natürlich nicht. Weil, erklärt der Medien-Mainstream, es sich
um die Diktatur der Alten über die Jungen handelt. Und dann kommt die Rechnung
der Chefredakteure, von denen natürlich keiner unter 50 ist: In der Altersgruppe
über 50 Jahren seien es deutlich über 50 Prozent, die für den
Brexit waren, in der Gruppe zwischen 25 und 49 konnten dann nur 45 Prozent gezählt
werden. Nur noch?
Doch die FRANKFURTER ALLGEMEINE gibt einen extrem
klugen Hinweis: Dass "höher Qualifizierte die Vorteile einer globalisierten
Welt eher für sich zu nutzen bereit sind und damit auch die Mitgliedschaft
Großbritanniens in der EU als Vorteil ansehen. Arbeiter, die in ihrem
Berufsumfeld seltener mit der EU konfrontiert sind, sehen in der Mitgliedschaft
hingegen eher eine bürokratische Bürde." Arbeiter werden in der
EU häufiger mit den Sozialämtern "konfrontiert" und das
empfinden die doch tatsächlich als Bürde, die ungebildeten Idioten.
In
dieser schweren Lage für die Märkte, für Frau Merkel und die
NATO, ist auf den rechten Flügel der Linkspartei Verlass. Mit dem Charme
eines Bestatters auf einer Kinds-Taufe tritt der Repräsentant der rechten
LINKEN, Dietmar Bartsch, vor die Kamera: "Das ist für Großbritannien
ein schwarzer Tag, das ist aber auch ein schwarzer Tag für Europa",
sagte Dietmar Bartsch, und: "Das große Projekt Europas, des Friedens,
der Kultur, der sozialen Gerechtigkeit, droht zu scheitern." Der Mann kommt
aus der DDR. Da gab es Landkarten. Auf denen war ein Europa zu erkennen, das
weit größer war und ist als die EU. Nur Dietmar hat es wieder nicht
kapiert. Aus diesem Mangel an Erkenntnis heraus hält er anscheinend auch
die EU der Agenda 20/10 für ein Projekt der "sozialen Gerechtigkeit".
Wenn er aber die EU der Jugoslawien-, der Afghanistan- der Irak-, der Libyen-
und der Ukraine-Interventionen als ein Friedensprojekt verkauft, dann ist das
keine Dummheit. Dann hofft er auf Provision.