EKD: Kirchenmitgliedschaft ist entscheidend
Die evangelische
Kirche muss nach Ansicht des kirchlichen Soziologie-Experten Gerhard Wegner
deutlicher betonen, dass die Mitgliedschaft in der Kirche wichtig ist. "Christsein
kann auf Dauer ohne Kirche nicht funktionieren", sagte der Direktor des
Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
dem Evangelischen Pressedienst (epd). Alles andere sei eine "gefährliche
und illusionäre Vorstellung", erklärte Wegner mit Blick darauf,
dass im Jahr 2015 rund 210.000 Protestanten die Kirche verlassen haben. In den
vergangenen Jahren sei das "Plateau der Austritte" stetig gestiegen.
Atheistischen
Anmerkung: Hier werden wieder einmal Ursache und Wirkung verwechselt, die
Mitgliedschaft endet nicht, weil die Kirche egal ist, sondern die Kirche ist
egal, weil die Leute die Religion nimmer gebrauchen. Im politischen Bereich
funktioniert das ähnlich, die SPÖ hatte in ihrer besten Zeit 721.262
Mitglieder, jetzt hat sie um die 200.000: weil die Mitgliedschaft nimmer benötigt
wurde, denn im sozialdemokratischen Zeitalter war in vielen Bereichen diese
Mitgliedschaft heilsbringend, Wohnung, Arbeitsplatz, Kindergarten etc. wurden
mit Hilfe der Partei erreicht, seit das nimmer so funktioniert (außer
in Wien, dort leben darum die Hälfte der SPÖ-Mitglieder), braucht
man das Parteibuch nimmer. Und bei den Kirchen hatte man früher im irdischen
Jammertal die Hoffnung auf die ewige Glückseligkeit im Paradies. Sowas
glauben immer weniger Menschen, also warum sollten sie in der Kirche bleiben?
EKD:
In der Kirche müsse sich deutlicher rumsprechen, dass "die Mitgliedschaft
für die Kirche der Zukunft von entscheidender Bedeutung ist", sagte
Wegner. Stattdessen erlebe er aber immer wieder viele Christenmenschen, die
suggerierten, dass die Kirche für den Glauben nicht unbedingt notwendig
sei. "Da ist die Mentalität sehr luschig", sagte Wegner.
Atheistischen
Anmerkung: Den Spruch "zum Glauben brauch ich keine Kirche, glauben
kann ich auch allein im Wald" kenn ich aus meiner Jugend, das wurde gerne
von Leuten gesagt, die bedrängt wurden, warum sie sonntags nicht in die
Kirche gingen. Heute wird das eben auch eine höfliche Antwort von Kirchenfernen
an Kirchennahe sein. Übrigens: der schon verstorbene, aber seinerzeit recht
bekannte Wiener Freidenker Rudi Schwarz hatte auch seine Variante vom Glauben
auf ähnliche Weise bekannt: er sagte, wenn im Schrebergarten das reife
Obst von den Bäumen fällt, dann klaube er auch, nämlich das Obst
auf...
EKD:
Allein halte das Christsein niemand durch: "Religion braucht die soziale
Abstützung durch andere Gläubige." Die katholische Kirche, aus
der 2015 rund 182.000 Menschen austraten, habe ein anderes Verständnis:
"Für die Katholiken ist die Kirche heilsnotwendig." Auch wer
sage, er könne ohne Kirche weiter an Gott glauben, verlöre recht schnell
den Kontakt, sagte Wegner. Das hätten Studien des Sozialwissenschaftlichen
Instituts ergeben. "Glaube und Religiosität verdunsten, spätestens
in der zweiten Generation."
Atheistischen Anmerkung: Ja,
die Religion verdunstet, weil sie für immer mehr Menschen nichts Glaubwürdiges
zu bieten hat! Die SPÖ hat deswegen zwei Drittel ihrer Mitglieder verloren,
weil sie nimmer in der Lage ist, den Mitgliedern das zu bringen, was diese ersehnen
von der Zukunft Fernen. Da die Kirchen noch weniger - eigentlich gar nix - zu
bieten haben, verlieren sie eben auch Mitglieder.
EKD: Nach
den Mitte Juli veröffentlichten Zahlen verlieren die beiden großen
Kirchen in Deutschland weiter Mitglieder. Der Schwund hat sich im Vergleich
zu 2014 verlangsamt, nicht aber mit Blick auf die Jahre davor. Durch Austritte
und Todesfälle verlor die evangelischen Kirche im Jahr 2015 rund 360.000
Gläubige, doppelt so viele Mitglieder wie die katholische (178.000). Damit
zählte die katholische Deutsche Bischofskonferenz 2015 rund 23,8 Millionen
Mitglieder, die EKD rund 22,3 Millionen.
Atheistischen Anmerkung:
Das ist doch eine gute Entwicklung! Bei einer Einwohnerzahl von 82 Millionen
sind demnach nur noch rund 56 % Mitglieder der beiden Großkirchen, das
sind um etwa 7 % weniger als in Österreich - allerdings ist dieser Vorsprung
nicht durch höheren Austritt, sondern durch das religionsfreie DDR-Erbe
verursacht worden. Die Evangelischen haben offenbar einen höheren Sterbeüberschuss
als die Katholiken: was wieder einmal beweist, eine liberale Kirche ist unverbindlicher
und verliert darum nicht nur mehr Mitglieder, sondern die familiäre Tradition
verschwindet auch schneller: die Taufen gehen stärker zurück!
EKD:
Die Austrittszahlen haben sich im Vergleich zu 2015 verringert, sind
aber gegenüber 2013 und einigen Jahren davor gestiegen. Die höheren
Austrittszahlen 2014 hatten die Kirchen auf Änderungen der Finanzämter
bei der Einziehung der Kapitalertragssteuer zurückgeführt. In der
Pressemitteilung zu den Zahlen für 2015 hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz,
Reinhard Marx, von einer "hohen Ziffer" an Austritten gesprochen und
erklärt, diese solle die katholische Kirche "weiterhin anhalten, in
unserem seelsorgerlichen Bemühen nicht nachzulassen". Der Ratsvorsitzende
der EKD, Heinrich Bedford-Strohm dankte den verbleibenden Mitgliedern für
ihr Engagement, mit dem sie "überall in Deutschland für ihren
Glauben und ihre Kirche einstehen".
Atheistischen Anmerkung:
Viele der verbleibenden Mitglieder haben trotzdem auch weiterhin die Tendenz
zum Nichtverbleiben, in früheren Zeiten war Religion ein Element des Lebens,
wenn z.B. die Kinder Masern hatten, dann musste Gott helfen und für gute
Ernten war auch der jeweilige Gott zuständig und nicht Kunstdünger
plus Hagelversicherung. Der Sozialstaat kümmert sich um den Großteil
dessen, wofür seinerzeit nur Gott alleine scheinbar helfen konnte.
Der sinkende Bedarf für eine vermeintliche Gotteshilfe und das Verschwinden
der Gottesfurcht halten den religiösen Niedergang aufrecht. Dagegen gibt's
kein Mittel mehr...