Glaube und Kirchenbindung

Dazu wird auf www.ekd.de am 19.8.2016 der Soziologe Gerhard Wegner zitiert und hier werden die Zitate mit atheistischen Anmerkungen ergänzt:

EKD: Kirchenmitgliedschaft ist entscheidend
Die evangelische Kirche muss nach Ansicht des kirchlichen Soziologie-Experten Gerhard Wegner deutlicher betonen, dass die Mitgliedschaft in der Kirche wichtig ist. "Christsein kann auf Dauer ohne Kirche nicht funktionieren", sagte der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Alles andere sei eine "gefährliche und illusionäre Vorstellung", erklärte Wegner mit Blick darauf, dass im Jahr 2015 rund 210.000 Protestanten die Kirche verlassen haben. In den vergangenen Jahren sei das "Plateau der Austritte" stetig gestiegen.
Atheistischen Anmerkung: Hier werden wieder einmal Ursache und Wirkung verwechselt, die Mitgliedschaft endet nicht, weil die Kirche egal ist, sondern die Kirche ist egal, weil die Leute die Religion nimmer gebrauchen. Im politischen Bereich funktioniert das ähnlich, die SPÖ hatte in ihrer besten Zeit 721.262 Mitglieder, jetzt hat sie um die 200.000: weil die Mitgliedschaft nimmer benötigt wurde, denn im sozialdemokratischen Zeitalter war in vielen Bereichen diese Mitgliedschaft heilsbringend, Wohnung, Arbeitsplatz, Kindergarten etc. wurden mit Hilfe der Partei erreicht, seit das nimmer so funktioniert (außer in Wien, dort leben darum die Hälfte der SPÖ-Mitglieder), braucht man das Parteibuch nimmer. Und bei den Kirchen hatte man früher im irdischen Jammertal die Hoffnung auf die ewige Glückseligkeit im Paradies. Sowas glauben immer weniger Menschen, also warum sollten sie in der Kirche bleiben?

EKD: In der Kirche müsse sich deutlicher rumsprechen, dass "die Mitgliedschaft für die Kirche der Zukunft von entscheidender Bedeutung ist", sagte Wegner. Stattdessen erlebe er aber immer wieder viele Christenmenschen, die suggerierten, dass die Kirche für den Glauben nicht unbedingt notwendig sei. "Da ist die Mentalität sehr luschig", sagte Wegner.
Atheistischen Anmerkung: Den Spruch "zum Glauben brauch ich keine Kirche, glauben kann ich auch allein im Wald" kenn ich aus meiner Jugend, das wurde gerne von Leuten gesagt, die bedrängt wurden, warum sie sonntags nicht in die Kirche gingen. Heute wird das eben auch eine höfliche Antwort von Kirchenfernen an Kirchennahe sein. Übrigens: der schon verstorbene, aber seinerzeit recht bekannte Wiener Freidenker Rudi Schwarz hatte auch seine Variante vom Glauben auf ähnliche Weise bekannt: er sagte, wenn im Schrebergarten das reife Obst von den Bäumen fällt, dann klaube er auch, nämlich das Obst auf...

EKD: Allein halte das Christsein niemand durch: "Religion braucht die soziale Abstützung durch andere Gläubige." Die katholische Kirche, aus der 2015 rund 182.000 Menschen austraten, habe ein anderes Verständnis: "Für die Katholiken ist die Kirche heilsnotwendig." Auch wer sage, er könne ohne Kirche weiter an Gott glauben, verlöre recht schnell den Kontakt, sagte Wegner. Das hätten Studien des Sozialwissenschaftlichen Instituts ergeben. "Glaube und Religiosität verdunsten, spätestens in der zweiten Generation."
Atheistischen Anmerkung: Ja, die Religion verdunstet, weil sie für immer mehr Menschen nichts Glaubwürdiges zu bieten hat! Die SPÖ hat deswegen zwei Drittel ihrer Mitglieder verloren, weil sie nimmer in der Lage ist, den Mitgliedern das zu bringen, was diese ersehnen von der Zukunft Fernen. Da die Kirchen noch weniger - eigentlich gar nix - zu bieten haben, verlieren sie eben auch Mitglieder.

EKD: Nach den Mitte Juli veröffentlichten Zahlen verlieren die beiden großen Kirchen in Deutschland weiter Mitglieder. Der Schwund hat sich im Vergleich zu 2014 verlangsamt, nicht aber mit Blick auf die Jahre davor. Durch Austritte und Todesfälle verlor die evangelischen Kirche im Jahr 2015 rund 360.000 Gläubige, doppelt so viele Mitglieder wie die katholische (178.000). Damit zählte die katholische Deutsche Bischofskonferenz 2015 rund 23,8 Millionen Mitglieder, die EKD rund 22,3 Millionen.
Atheistischen Anmerkung: Das ist doch eine gute Entwicklung! Bei einer Einwohnerzahl von 82 Millionen sind demnach nur noch rund 56 % Mitglieder der beiden Großkirchen, das sind um etwa 7 % weniger als in Österreich - allerdings ist dieser Vorsprung nicht durch höheren Austritt, sondern durch das religionsfreie DDR-Erbe verursacht worden. Die Evangelischen haben offenbar einen höheren Sterbeüberschuss als die Katholiken: was wieder einmal beweist, eine liberale Kirche ist unverbindlicher und verliert darum nicht nur mehr Mitglieder, sondern die familiäre Tradition verschwindet auch schneller: die Taufen gehen stärker zurück!

EKD: Die Austrittszahlen haben sich im Vergleich zu 2015 verringert, sind aber gegenüber 2013 und einigen Jahren davor gestiegen. Die höheren Austrittszahlen 2014 hatten die Kirchen auf Änderungen der Finanzämter bei der Einziehung der Kapitalertragssteuer zurückgeführt. In der Pressemitteilung zu den Zahlen für 2015 hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Reinhard Marx, von einer "hohen Ziffer" an Austritten gesprochen und erklärt, diese solle die katholische Kirche "weiterhin anhalten, in unserem seelsorgerlichen Bemühen nicht nachzulassen". Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm dankte den verbleibenden Mitgliedern für ihr Engagement, mit dem sie "überall in Deutschland für ihren Glauben und ihre Kirche einstehen".
Atheistischen Anmerkung: Viele der verbleibenden Mitglieder haben trotzdem auch weiterhin die Tendenz zum Nichtverbleiben, in früheren Zeiten war Religion ein Element des Lebens, wenn z.B. die Kinder Masern hatten, dann musste Gott helfen und für gute Ernten war auch der jeweilige Gott zuständig und nicht Kunstdünger plus Hagelversicherung. Der Sozialstaat kümmert sich um den Großteil dessen, wofür seinerzeit nur Gott alleine scheinbar helfen konnte. Der sinkende Bedarf für eine vermeintliche Gotteshilfe und das Verschwinden der Gottesfurcht halten den religiösen Niedergang aufrecht. Dagegen gibt's kein Mittel mehr...