Der Menschenrechte-Gott

Die Deklarierung der Menschenrechte im Verlauf der Französischen Revolution war einer der Vorgänge, die von der katholischen Kirche bis ins 20. Jahrhundert hinein vehement verdammt wurden. Weil es gab nur Gottesrechte! In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert gab man diese Position still und leise auf und im 21. jahrhundert sind sich die christlichen Theologen plötzlich sicher, dass die Menschenrechte eine christliche Entwicklung sind.

Bis zum 28. 8. 2016 läuft in Bayreuth noch eine religionskritische Inszenierung von Richard Wagners "Parsifal". Worüber sich die katholische Kirche öffentlich erregte, z.B. der Bischof von Bamberg, der meinte, Wagner sei ein Suchender über die herkömmlichen Religionen hinaus gewesen.

Aber ganz christlich-konkret war dann ein Leserbrief von Pfarrer Thomas Berke aus Mülheim an der Mosel:
"Da reibt man sich die Augen: Ausgerechnet die Oper 'Parsifal' von Richard Wagner soll uns nach dem Willen von Regisseur Laufenberg zeigen, dass es angeblich ohne Gott mehr Menschlichkeit gäbe. Dabei hat Laufenberg geflissentlich übersehen, dass doch gerade Richard Wagners germanisch-heidnische Ideologie über seine Opern einer der Wegbereiter für die Verbrechen des Nationalsozialismus war. Heute wissen wir, dass die Atheisten Hitler, Stalin, Mao und Pol Pot die größten Schlächter der Menschheitsgeschichte waren, für die es weder Gott noch Gebot gab. Ohne Gott wird es nicht besser. Die Unantastbarkeit des Menschlebens gründet in der Ehrfurcht vor Gott und seinen Geboten. Wo sie abhandenkommt, geraten die Menschenrechte unter die Räder. Laufenberg lässt in seiner 'Parsifal'-Inszenierung die Kirchen als Hindernis auf dem Weg zum Paradies erscheinen. Ihm scheint nicht bewusst zu sein, dass er hier ein Motiv der antikirchlichen Propaganda von Hitler, Stalin und Mao einbaut. Auch sie stellten die Kirchen als Hindernis auf dem Weg zum 'Paradies auf Erden' dar und säten mit dieser Propaganda Hass gegenüber Christen. Im Rückblick sind wir dankbar, dass es Christen gab, die auf Gott mehr gehört und vertraut haben als auf deren menschenverachtende Ideologie. Laufenbergs 'Lösungsvorschlag für viele Sorgen dieser Welt', nämlich 'weniger Gott, mehr Mensch', taugt darum nicht im geringsten. Die wirkliche Lösung lautet: Wir brauchen vor allem die Botschaft von Jesus Christus. Er hat uns gezeigt, dass Gott die Liebe ist. So wie Gott für die Menschen da ist, so sollen wir für unsere Mitmenschen da sein. Wer von dieser Botschaft weiß - und dafür müssen Kirchen und Christen sorgen -, der wird weder auf atheistische noch auf religiöse Rattenfänger hereinfallen."

Soweit der Leserbrief. Der Antisemit und Germanenfrömmler Wagner hatte seine Opern sicherlich nicht geschrieben, weil er Hitler zum Holocaust aufstacheln wollte. Und vor allem war Hitler in keiner Weise ein Atheist. Im 3. Reich waren Freidenkervereine verboten und über 90 % der Einwohner des Großdeutschen Reiches katholisch oder evangelisch.
Hitler tat nach eigener Aussage mit der Judenverfolgung, das "Werk des Herrn", wie in "Mein Kampf" auf Seite 70 zu lesen war:

Hitler war Katholik, er ist nie aus der Kirche ausgetreten, er wurde nicht exkommuniziert. Seine Berufung auf den "Allmächtigen" wegen der Judenverfolgung wurde von den christlichen Kirchen nie zurückgewiesen, der obige Text stand in der ersten Ausgabe von "Mein Kampf" 1925 genauso wie in der letzten von 1944.

Stalin hatte Theologie studiert und fühlte sich offenbar wie wohl auch Mao und Pol Pot gottgleich, keiner der drei hatte sich wegen der Unterdrückungspolitik auf den Atheismus berufen, sie hatten dazu den Marxismus deformiert, Stalin vertrat die Ansicht, die Entwicklung des Sozialismus verschärfe den Klassenkampf immer mehr und Verräter und Verschwörer nähmen deshalb ständig zu. Mit Gott oder Nichtgott hatte das nichts zu tun, sondern mit Paranoia und Allmachtswahn.

Mit der katholischen Kirche hatte Hitler allerdings bereits im Juli 1933 ein Konkordat geschlossen, in welchem sich die katholische Kirche auch verpflichtete, fürs deutsche Hitlerreich zu beten: "ARTIKEL 30 - An den Sonntagen und den gebotenen Feiertagen wird in den Bischofskirchen sowie in den Pfarr-, Filial- und Klosterkirchen des Deutschen Reiches im Anschluß an den Hauptgottesdienst, entsprechend den Vorschriften der kirchlichen Liturgie, ein Gebet für das Wohlergehen des Deutschen Reiches und Volkes eingelegt."

Die Koppelschnallen des deutschen Militärs -
Gott mit Kaiser, Gott mit Hakenkreuz, Bundeswehr gottfrei-säkular:


die mittlere Koppelschnalle schaut irgendwie nicht sehr atheistisch aus...

Die deutsche Bevölkerung war zu neunzig Prozent christlich, Christen, "die auf Gott mehr gehört und vertraut haben als auf deren menschenverachtende Ideologie" hat es in verschwindend geringer Stückzahl gegeben, das christliche Deutschvolk erfüllte fast 100%ig seine Pflicht für "Führer, Volk und Vaterland". Der Großteil der Nichtpflichterfüller waren atheistische Kommunisten. Kein einziger deutscher Bischof war in der NS-Zeit auch nur eine einzige Minute in Haft.

Die christliche Geschichte war voll von Blut und Terror bis es durch die europäische Aufklärung gelang, die Allmacht besonders der katholischen Kirche Schritt um Schritt abzuschaffen. Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 forderte gerechnet auf die damalige Bevölkerungszahl mehr Todesopfer als der erste und zweite Weltkrieg zusammen: der Dreißigjährige Krieg war ein Religionskrieg zwischen den katholischen und protestantischen Bereichen.

Der Satz "so wie Gott für die Menschen da ist, so sollen wir für unsere Mitmenschen da sein", ist eine gefährliche Drohung. Weil es ist kein Gott für die Menschen da, da sind nur religiöse Ideologien. Diverse Aspekte des aktuellen Islams zeigen, was Religion an Gewalt und Terror zu vollbringen vermag. Und wenn der Herr Pfarrer meint, es wäre christliche Nächstenliebe, wenn die Kirchen durch Caritas und Diakonie Sozialdienste betreiben, dann muss man wieder einmal daran erinnern, dass diese Dienste nahezu ausschließlich mit öffentlichen Mitteln finanziert werden, also Teile des staatlichen Sozialwesens sind, das von den Kirchen und den christlichen Parteien bekämpft wurde von der christlichen Politik immer noch wird! Es gibt keine Götter, Menschenrechtsgötter erst recht nicht! Denn die Menschenrechte sind eine säkulare Errungenschaft! Amen!