Zum schwarzen Loch der TAGESSCHAU

UIi Gellermann am 22. September 2016 auf www.rationalgalerie.de

Eingabe/Programmbeschwerde:
Tendenzberichterstattung der ARD-aktuell über den Krieg gegen Syrien

Werte Damen und Herren Rundfunkräte, werter Herr Marmor,
dass die Redaktion ARD-aktuell tendenziös über den Krieg in Syrien berichtet, ist Anlass auch für die hiermit vorgelegte Beschwerde. Am 18.9. um 20 Uhr hatte die Tagesschau versucht, ein halbwegs stimmiges Bild davon zu liefern, warum der zwischen Russland und USA ausgehandelte (ohnehin nur partielle) Waffenstillstand in Syrien nicht hielt, nämlich, weil die Terroristen in und um Aleppo von vornherein nicht bereit gewesen waren, ihn zu respektieren, schon übergletschert die Redaktion diesen leichten Tau von Objektivität wieder mit einer ARD-aktuell-typischen Schweinerei: "Die syrische Armee hatte die Waffenruhe am Nachmittag für beendet erklärt."

Wie etwas für " beendet erklärt" werden kann, was de facto gar nicht begonnen hat, bleibt das Geheimnis dieser Redaktion.

Allerdings hatte sich schon am 17. September ein Zwischenfall ereignet, den ARD-aktuell zwingend hätte berichten müssen und der einen klärenden, informativen Blick auf die Unmöglichkeit einer sicheren Feuerpause gewährt hätte:
Von den USA unterstützte Terroristen in Ost-Aleppo, sogenannte "moderate Oppositionelle" (Wortwahl Volker Schwenck und prowestliche Nachrichtenagenturen) haben 26 Zivilisten hingerichtet, darunter neun Jugendliche; sie hatten versucht, über einen "humanitären Korridor" aus Aleppo zu flüchten, der von der syrischen Armee freigemacht worden war. Die Fluchtwilligen und weitere hunderte Zivilisten hatten die terroristischen Milizionäre um Durchlass gebeten und darum, die Kämpfe hier einzustellen, denn es handle sich um eine international verabredete Sicherheitszone. Einzelheiten berichteten übereinstimmend mehrere Stellen unabhängig voneinander auch der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konashenkov, gab in Moskau Details bekannt. Das Kriegsverbrechen ereignete sich in einem der sechs "humanitären Korridore" die Ende Juli eingerichtet worden waren und auch von Milizionären genutzt werden können, wenn sie zur Übergabe ihrer Waffen bereit sind.
Quellen u.a.:
southfront.org
katehon.com
veteranstoday.com

Bei den Kriegsverbrechern handelt es sich um Terroristen, die von den USA als sogenannte "Gemäßigte" unterstützt werden. Dies wird hier noch einmal hervorgehoben, weil es ein Schlaglicht auf den alles entscheidenden Kriegsverursacher wirft und damit in eine Ecke, die ARD-aktuell als Tabuzone behandelt. Eine Nachrichtenredaktion, die wie ARD-aktuell erklärtermaßen nur ausgewählte Quellen zugunsten einer USA-NATO-konformen Berichterstattung nutzt und das journalistische Grundgebot missachtet, im Wege von Gegenrecherchen immer auch die andere Seite zu betrachten und zu Wort kommen zu lassen, wie beispielsweise die TASS, muss zwangsläufig zu tendenziöser, verfälschender Berichterstattung kommen. Das geschieht auch nicht versehentlich fehlerhaft, sondern bewusst, absichtlich per Quellenauswahl fälschend.

Dabei kommen dann Texte wie dieser heraus: "Nach dem Ende der Waffenruhe in Syrien sind die Kämpfe mit aller Härte fortgesetzt worden. Nach Angaben der oppositionsnahen "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" wurden bei Luftangriffen in der Provinz Aleppo mindestens 20 Zivilisten getötet." Und die Redaktion meldet in diesem Zusammenhang eben die Bombardierung eines UN-Konvois mit Hilfsgütern des Roten Kreuzes, wiederum unter Verzicht auf genaue Recherche, aber mit kontextual induzierter Schuldzuweisung: die syrische Armee war´s.

Als ein vorschnelles Urteil in propagandistischer Absicht lässt sich das nur begreifen, und so sehen es andere kritische Beobachter auch, siehe z.B. den Telepolis-Bericht.

Zwar wäre es längst geboten, dass ARD-aktuell dem deutschen Publikum auch den Blickwinkel eines US-kritischen Beobachters wie Paul Craig Roberts öffnete, eines Mannes, der als Unterstaatssekretär in der Regierung Reagan und nunmehriger Publizist sowohl politischen Durchblick wie Bedeutung hat. Der stellte zwar fest, dass Washington unverschämterweise eine "Erklärung" von Moskau über das Scheitern des Waffenstillstands verlange, was die gesamte Welt jedoch wirklich brauche, sei eine Erklärung Washingtons, warum es Dschihadisten nach Syrien sende und unterstütze, die sich weigerten, den Waffenstillstand zu wahren; Washington habe diesen Söldnern befohlen, sich nicht an die Waffenruhe zu halten. Urheber des blutigen Krieges seien die USA, und wenn es denn noch gelingen sollte, einen sich abzeichnenden Weltenbrand zu verhindern, sei das allein ein Verdienst Russlands und der VR China, nicht der USA...

ARD-aktuell ermöglicht entgegen den Bestimmungen des Staatsvertrags keine umfassende und faktenorientierte Sicht auf das Kriegsgeschehen, sondern bewährt sich als nützliche Propagandatröte, zu treuen Diensten den transatlantischen Eliten und den Interessen des militärisch-industriellen Komplexes des "Westens" (in Anführungszeichen, weil Australien, Neuseeland, Japan u.a. eben auch dazugehören).

ARD-aktuell ist Teil einer Desinformationsmaschinerie geworden, und dies unter den Augen von Gesellschaftsrepräsentanten, die dazu berufen wurden, die Einhaltung journalistischer Normen und der Regeln des Staatsvertrags zu überwachen und sicherzustellen.

Falls Sie noch ein wenig Platz haben auf Ihrem dicken Fell, werte Damen und Herren: Die Nachricht, dass Saudi-Arabien am Sonntag ein Krankenhaus im Jemen in Schutt und Asche legte und auch noch Phosphorbomben abwarf, die es aus den USA bezogen hatte, wurde von ARD-aktuell ebenfalls unterdrückt, siehe wieder Telepolis.

Nein, werte Damen und Herren Räte, werter Herr Intendant: Von Ihnen hat der an aufrichtiger und vollständiger Information interessierte Zuschauer wirklich nichts dergleichen zu erwarten. Den Gegenbeweis können Sie jederzeit antreten, rauschender Applaus wäre Ihnen sicher.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer