Werte Damen und Herren Rundfunkräte, werter Herr Marmor,
dass
die Redaktion ARD-aktuell tendenziös über den Krieg in Syrien berichtet,
ist Anlass auch für die hiermit vorgelegte Beschwerde. Am 18.9. um
20 Uhr hatte die Tagesschau
versucht, ein halbwegs stimmiges Bild davon zu liefern, warum der zwischen Russland
und USA ausgehandelte (ohnehin nur partielle) Waffenstillstand in Syrien nicht
hielt, nämlich, weil die Terroristen in und um Aleppo von vornherein nicht
bereit gewesen waren, ihn zu respektieren, schon übergletschert die Redaktion
diesen leichten Tau von Objektivität wieder mit einer ARD-aktuell-typischen
Schweinerei: "Die syrische Armee hatte die Waffenruhe am Nachmittag für
beendet erklärt."
Wie etwas für " beendet erklärt"
werden kann, was de facto gar nicht begonnen hat, bleibt das Geheimnis dieser
Redaktion.
Allerdings hatte sich schon am 17. September ein Zwischenfall
ereignet, den ARD-aktuell zwingend hätte berichten müssen und der
einen klärenden, informativen Blick auf die Unmöglichkeit einer sicheren
Feuerpause gewährt hätte:
Von den USA unterstützte Terroristen
in Ost-Aleppo, sogenannte "moderate Oppositionelle" (Wortwahl Volker
Schwenck und prowestliche Nachrichtenagenturen) haben 26 Zivilisten hingerichtet,
darunter neun Jugendliche; sie hatten versucht, über einen "humanitären
Korridor" aus Aleppo zu flüchten, der von der syrischen Armee freigemacht
worden war. Die Fluchtwilligen und weitere hunderte Zivilisten hatten die terroristischen
Milizionäre um Durchlass gebeten und darum, die Kämpfe hier einzustellen,
denn es handle sich um eine international verabredete Sicherheitszone. Einzelheiten
berichteten übereinstimmend mehrere Stellen unabhängig voneinander
auch der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konashenkov,
gab in Moskau Details bekannt. Das Kriegsverbrechen ereignete sich in einem
der sechs "humanitären Korridore" die Ende Juli eingerichtet
worden waren und auch von Milizionären genutzt werden können, wenn
sie zur Übergabe ihrer Waffen bereit sind.
Quellen u.a.:
southfront.org
katehon.com
veteranstoday.com
Bei
den Kriegsverbrechern handelt es sich um Terroristen, die von den USA als sogenannte
"Gemäßigte" unterstützt werden. Dies wird hier
noch einmal hervorgehoben, weil es ein Schlaglicht auf den alles entscheidenden
Kriegsverursacher wirft und damit in eine Ecke, die ARD-aktuell als Tabuzone
behandelt. Eine Nachrichtenredaktion, die wie ARD-aktuell erklärtermaßen
nur ausgewählte Quellen zugunsten einer USA-NATO-konformen Berichterstattung
nutzt und das journalistische Grundgebot missachtet, im Wege von Gegenrecherchen
immer auch die andere Seite zu betrachten und zu Wort kommen zu lassen, wie
beispielsweise die TASS,
muss zwangsläufig zu tendenziöser, verfälschender Berichterstattung
kommen. Das geschieht auch nicht versehentlich fehlerhaft, sondern bewusst,
absichtlich per Quellenauswahl fälschend.
Dabei kommen dann Texte
wie dieser heraus: "Nach dem Ende der Waffenruhe in Syrien sind die Kämpfe
mit aller Härte fortgesetzt worden. Nach Angaben der oppositionsnahen "Syrischen
Beobachtungsstelle für Menschenrechte" wurden bei Luftangriffen in
der Provinz Aleppo mindestens 20 Zivilisten getötet." Und die Redaktion
meldet in diesem Zusammenhang eben die Bombardierung eines UN-Konvois mit Hilfsgütern
des Roten Kreuzes, wiederum unter Verzicht auf genaue Recherche, aber mit kontextual
induzierter Schuldzuweisung: die syrische Armee war´s.
Als ein
vorschnelles Urteil in propagandistischer Absicht lässt sich das nur begreifen,
und so sehen es andere kritische Beobachter auch, siehe z.B. den Telepolis-Bericht.
Zwar
wäre es längst geboten, dass ARD-aktuell dem deutschen Publikum auch
den Blickwinkel eines US-kritischen Beobachters
wie Paul Craig Roberts öffnete, eines Mannes, der als Unterstaatssekretär
in der Regierung Reagan und nunmehriger Publizist sowohl politischen Durchblick
wie Bedeutung hat. Der stellte zwar fest, dass Washington unverschämterweise
eine "Erklärung" von Moskau über das Scheitern des Waffenstillstands
verlange, was die gesamte Welt jedoch wirklich brauche, sei eine Erklärung
Washingtons, warum es Dschihadisten nach Syrien sende und unterstütze,
die sich weigerten, den Waffenstillstand zu wahren; Washington habe diesen Söldnern
befohlen, sich nicht an die Waffenruhe zu halten. Urheber des blutigen Krieges
seien die USA, und wenn es denn noch gelingen sollte, einen sich abzeichnenden
Weltenbrand zu verhindern, sei das allein ein Verdienst Russlands und der VR
China, nicht der USA...
ARD-aktuell ermöglicht entgegen den Bestimmungen
des Staatsvertrags keine umfassende und faktenorientierte Sicht auf das Kriegsgeschehen,
sondern bewährt sich als nützliche Propagandatröte, zu treuen
Diensten den transatlantischen Eliten und den Interessen des militärisch-industriellen
Komplexes des "Westens" (in Anführungszeichen, weil Australien,
Neuseeland, Japan u.a. eben auch dazugehören).
ARD-aktuell ist
Teil einer Desinformationsmaschinerie geworden, und dies unter den Augen
von Gesellschaftsrepräsentanten, die dazu berufen wurden, die Einhaltung
journalistischer Normen und der Regeln des Staatsvertrags zu überwachen
und sicherzustellen.
Falls Sie noch ein wenig Platz haben auf Ihrem
dicken Fell, werte Damen und Herren: Die Nachricht, dass Saudi-Arabien am
Sonntag ein Krankenhaus im Jemen in Schutt und Asche legte und auch noch Phosphorbomben
abwarf, die es aus den USA bezogen hatte, wurde von ARD-aktuell ebenfalls unterdrückt,
siehe wieder Telepolis.
Nein,
werte Damen und Herren Räte, werter Herr Intendant: Von Ihnen hat der an
aufrichtiger und vollständiger Information interessierte Zuschauer wirklich
nichts dergleichen zu erwarten. Den Gegenbeweis können Sie jederzeit antreten,
rauschender Applaus wäre Ihnen sicher.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer