Religion.ORF verharmlost Groërs Untaten

Affäre Groër: Ö1 Religionsabteilung verharmlost Pädophilie und bezeichnet Missbrauch als "Sex mit Minderjährigen"

Eine unglaubliche Entgleisung leistete sich die ORF Religionsabteilung am 29.9.2016 in der Ö1 Sendung Religion aktuell.

Im Rahmen einer Sendung zu Schönborns 25jähriger Amtszeit sagte Redakteur Roberto Talotta wortgemäß, Kardinal Groër werfe man Sex mit Minderjährigen vor.
Unfassbar findet das Sepp Rothwangl, Obmann der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt. "Mit Kindern hat man keinen Sex. Aber Kinder werden leider manchmal Opfer einer Vergewaltigung bzw. eines Missbrauchs." Eine solche Ausdrucksweise stelle eine Verharmlosung von Gewaltverbrechen dar, so Rothwangl weiter. "Der Anstand würde es gebietet, dass sich der Religions-Journalist jetzt bei den Betroffenen entschuldigt."
(kurzer Auszug aus der Sendung)

Schönborn verteidigte Täter
Weiter sagt Talotta, dass die Vorwürfe gegen Groër nie bewiesen werden konnten, aber dass Schönborn sie für zutreffend hielt. "Richtig ist, dass die Vorwürfe durch mehrere Opfer bestätigt wurden, es jedoch keine strafrechtliche Verfolgung gab, weil die Kirche die Betroffenen eingeschüchtert und die Fälle vertuscht hat", so Rothwangl. Auch habe Schönborn Groër lange Zeit verteidigt, wie diese Archivaufnahme auf YouTube (Zeit im Bild 1 vom 26.3.1995) belegt:

(auf dieser Kurzmeldung ist Schönborn als Groër-Verteidiger zu sehen)
Rothwangl kündigt eine Beschwerde beim Medienrat an.

Vertuschung bis heute
Die Vorwürfe gegen den verstorbenen Kardinal Groër waren 1995 vom ehemaligen Internatsschüler Josef Hartmann im Nachrichtenmagazin profil erhoben und von Kirchenvertretern wie Schönborn lange bestritten worden. Zu einer strafrechtlichen Verfolgung kam es nie, weil die r.k. Kirche nicht an einer strafrechtlichen Verfolgung ihres Kardinals interessiert war. Der Fall führte jedoch zu einer ersten Enttabuisierung des Themas Missbrauch von Kindern durch Kirchenvertreter, auch wenn die Vertuschung bis heute weitergeht: Auch jetzt behindert die kircheneigene Klasnic Kommission eine Aufklärung der zahlreichen bekannt gewordenen Missbrauchsfälle, schützt die Identität der Täter und speist Opfer mit Almosen ab.

Jakob Purkarthofer, Plattform Betroffene kirchlicher Gewalt

PS: Eine Zusammenfassung der Groër-Affäre von 1995 kann als PDF downgeloaden werden - "Der Fall Groër - ein Rückblick"