So wahr wie Gott nicht geholfen hat...

... so wahr ist die FPÖ-Niederlage bei der Wahlwiederholung der Bundespräsidenten-Stichwahl  am 4.12.2016.

Bei den Meinungsumfragen lag zwar van der Bellen zuletzt meist leicht vor Hofer (51:49), das vorläufige Ergebnis plus hochgerechnete Briefwahlstimmen mit einem 6,6%-Vorsprung überraschte trotzdem:


Die FPÖ hat sich die Niederlage selber zugefügt, durch die Unfähigkeit die Realität zu begreifen, richtete die FPÖ-Wahlreklame anscheinend mehr Schaden als Nutzen an.
Zum Beispiel wurde der einzige große Wahlschlager für den FPÖ-Bereich kaum thematisiert: Die Schließung der Balkanroute durch Österreich im Winter 2016 war ein Produkt der Angst der Regierungsparteien vor der FPÖ gewesen, diesen indirekten FPÖ-Erfolg gegen die wirre Willkommenspolitik der Frau Merkel und auch der Grünen in Österreich und das völlige Versagen des EU-Systems in der Asylfrage als zentrale Wahlmotive für Hofer zu deklarieren, wagte man nicht, denn der Hofer-Wahlkampf sollte freundlich-seriös und nicht kontrovers ausgerichtet werden. Bei der letzten TV-Diskussion ließ man diese vorgeheuchelte Seriosität dann sein und kläffte wieder. Mit dümmsten Argumenten, etwa, dass van der Bellen einstens ein für die DDR spionierender Kommunist gewesen wäre.

Der deutliche Stimmenrückgang im Vergleich zur aufgehobenen ersten Stichwahl wurde sicherlich auch durch die besonders dumme Losung auf den Hofer-Plakaten "So wahr mir Gott helfe" mitverursacht.


Bereits 2009 hatte die FPÖ mit forcierter religiöser Propaganda ("Abendland in Christenhand", Strache mit Kreuz fuchtelnd) bei den EU-Wahlen eine Schlappe eingesteckt, sie fiel gegenüber der Nationalratswahl 2008 von 17,8 auf 12,7 %.


Nun war es offensichtlich unwahr, dass dem Hofer ein Gott geholfen hat. Abgesehen davon, dass es keine Götter gibt, hat dieser Slogan doppelt geschadet: die bloß noch einige hunderttausend Personen umfassende Minderheit der tatsächlich noch praktizierenden Christen in Österreich sah in dieser Losung wohl keine Frohbotschaft, sondern allenfalls eine Anmaßung, eine Sünde gegen das 2. Gebot, "Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen" und für die säkular lebende große Mehrheit war ein solcher Spruch sicherlich keine Motivation, deswegen Hofer zu wählen, das hat eher Kopfschütteln ausgelöst. Man wollte mit dieser sonderbaren Losung wohl ÖVP-Wähler anlocken und hat sie damit aber eher vertrieben. Im Mai hatten 52% der ÖVP-Wähler van der Bellen gewählt, jetzt waren es 55 %.

Und die Ursachen der in Österreich vorhandenen hohen Missstimmung haben die Freiheitlichen auch nicht begriffen. Zwar hat man die Erklärungen zum Trump-Wahlsieg als Sieg gegen die Etablierten für sich verwendet, aber die gesellschaftlichen Hintergründe dazu nicht gesucht. Was nun laut Angabe des SORA-Institutes zu einem deutlichen Rückgang des bei der Wahl am 22.5. führenden Wahlmotivs für Hofer führte, der Punkt "versteht die Sorgen von Menschen wie mir" sank von 68 % auf 55%, die Pessimisten wählten wieder Hofer, die Optimisten van der Bellen, die Hofer-Wahlkampagne war aber auf diesen wichtigen Wahlaspekt gar nicht ausgerichtet, nichtwählende Pessimisten wurden FPÖ-seitig nicht entsprechend angesprochen und motiviert.

Der Griff der FPÖ nach der absoluten Mehrheit der Wähler ist wieder gescheitert,
die Quasikoalition der anderen Parteien konnte ausgebaut werden. Allerdings ist kein Grund vorhanden, Freudentänze aufzuführen, denn die FPÖ liegt im möglichen Wählerbereich immer noch nicht sehr weit unter der 50%-Mehrheit. Wenn es die amtierende Regierung schafft, weiterhin diverse Murksereien zu verüben, dann bleibt nicht nur aufrecht, dass die FPÖ die stärkste Partei in Österreich ist, sondern auch, dass ihr weiterer Aufstieg in Richtung 50% offen bleibt...

Das nur als kurze Zusammenfassung, was Ausführlicheres wird nach dem Vorliegen des amtlichen Endresultates folgen.
Hat etwas gedauert, erst am 12.12.2016 ging der Schlussbericht zur Bundespräsidentenwahl online!