Schweiz: Bischof hetzt gegen Sterbehilfe

Hugo Stamm am 10.12.2016 auf www.watson.ch/Sektenblog

Bischof Huonder droht seinen Pfarrern und nimmt Sterbewillige ins Visier

Der Churer Bischof Vitus Huonder hat zum Tag der Menschenrechte wieder einmal die ganz große moralische Keule hervorgeholt. Der fromme Mann weiß sich mit sportlichem Ehrgeiz laufend selbst zu übertrumpfen. Wetterte er früher mit Vorliebe gegen Homosexuelle - als ob es in seinem Bistum keine gleichgeschlechtlichen Pfarrer gäbe -, nahm er in diesem Jahr die Sterbewilligen ins Visier.

Fundamentalist Huonder schreibt im jüngsten Brief an seine Geistlichen, sie sollen Sterbewillige ins Gebet nehmen und ihnen aufzeigen, welche Tragweite ein solcher Schritt für ihr ewiges Heil bedeute.

Mit dem Himmel wird es für Suizidwillige nach der Lesart des frommen Bischofs nämlich nichts. Dafür droht ihnen angeblich ewige Verdammnis.
Das jedenfalls sollen seine Pfarrer den Suizidwilligen klar machen. Und sich unterstehen, den potentiellen Sündern die Beichte abzunehmen, ihnen die Kommunion zu spenden und ihnen die letzte Salbung zu gewähren.

Huonder baut seine radikalen und unmenschlichen Anweisungen an seine Untergebenen auf lauter Annahmen oder Hypothesen auf. Sollte nur eine nicht stimmen - und dafür spricht verdammt viel -, würden seine Worte zum Tag der Menschenrechte in sich zusammenfallen. Es ist bigott von Huonder, sich ausgerechnet zum Tag der Menschenrechte als gnadenloser Schiedsrichter aufzuspielen. Denn der Vatikan ist einer der ganz wenigen Staaten, der die universale Charta nicht unterschrieben hat.

Zu den Spekulationen von Huonder
Der Bischof geht bei seiner Drohung an die Sterbewilligen davon aus,
dass es Gott gibt
dass wir mit einer Seele ausgestattet sind
dass unsere Seele unsterblich ist
dass diese Seele das Individuum repräsentiert, in dem sie angeblich gehaust hat
dass die Seele nach dem Tod in den Himmel kommt oder in die Hölle fährt
dass es einen Himmel gibt
dass es eine Hölle gibt
dass Gott entscheidet, in welches Reich die Seelen von Verstorbenen dislozieren dürfen oder müssen.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass alle diese unbewiesenen und unbeweisbaren Hypothesen zutreffen. Doch es hindert Huonder nicht, den Sterbewilligen die Hölle heißzumachen - also schon mal tüchtig einzuheizen. Denn der Bischof behauptet, dass es Suizidwillige nie und nimmer in den Himmel schaffen werden.

So wenig wie der Bischof den Mitgliederschwund in seiner Kirche aufhalten kann, so wenig wird es die Sterbewilligen kümmern, was für eine Drohkulisse der gute Mann aus Chur aufbaut. Menschen, die Leiden und keine Lebensenergie mehr haben, plagen andere Sorgen, als sich um die Ermahnungen eines Bischofs zu kümmern, der es sich in seiner luxuriösen Residenz wohlergehen lässt.

Die Zahl der Sterbewilligen nimmt nämlich rasant zu. In Zahlen: Im letzten Jahr haben in der Schweiz 999 Menschen mit hiesigem Wohnsitz einen begleiteten Suizid begangen. (..) Im Vergleich zu 2014 entspricht das einer Zunahme von 35 Prozent - und sogar fast einer Vervierfachung seit 2008. (..)

Atheisten-info-Anmerkung für Österreich: Bei uns hier triumphiert der katholische Terror gegen Sterbewillige noch immer. Wir haben ja eine ÖVP-Alleinregierung, die sich aus Dekorationsgründen einen SPÖ-Bundeskanzler hält, aber zu reden hat die SPÖ in dieser vermeintlichen Koalition nichts, ernsthaft probiert sie es auch gar nimmer...