Der Churer Bischof Vitus Huonder hat zum Tag der Menschenrechte wieder
einmal die ganz große moralische Keule hervorgeholt. Der fromme Mann
weiß sich mit sportlichem Ehrgeiz laufend selbst zu übertrumpfen.
Wetterte er früher mit Vorliebe gegen Homosexuelle - als ob es in seinem
Bistum keine gleichgeschlechtlichen Pfarrer gäbe -, nahm er in diesem Jahr
die Sterbewilligen ins Visier.
Fundamentalist Huonder schreibt im
jüngsten Brief an seine Geistlichen, sie sollen Sterbewillige ins Gebet
nehmen und ihnen aufzeigen, welche Tragweite ein solcher Schritt für ihr
ewiges Heil bedeute.
Mit dem Himmel wird es für Suizidwillige nach
der Lesart des frommen Bischofs nämlich nichts. Dafür droht ihnen
angeblich ewige Verdammnis. Das jedenfalls sollen seine Pfarrer den Suizidwilligen
klar machen. Und sich unterstehen, den potentiellen Sündern die Beichte
abzunehmen, ihnen die Kommunion zu spenden und ihnen die letzte Salbung zu gewähren.
Huonder
baut seine radikalen und unmenschlichen Anweisungen an seine Untergebenen auf
lauter Annahmen oder Hypothesen auf. Sollte nur eine nicht stimmen - und dafür
spricht verdammt viel -, würden seine Worte zum Tag der Menschenrechte
in sich zusammenfallen. Es ist bigott von Huonder, sich ausgerechnet zum Tag
der Menschenrechte als gnadenloser Schiedsrichter aufzuspielen. Denn der Vatikan
ist einer der ganz wenigen Staaten, der die universale Charta nicht unterschrieben
hat.
Zu den Spekulationen von Huonder
Der Bischof geht bei seiner
Drohung an die Sterbewilligen davon aus,
dass es Gott gibt
dass wir mit einer Seele ausgestattet sind
dass unsere Seele unsterblich ist
dass diese Seele das Individuum repräsentiert, in dem sie angeblich
gehaust hat
dass die Seele nach dem Tod in den Himmel kommt oder in die Hölle fährt
dass es einen Himmel gibt
dass es eine Hölle gibt
dass Gott entscheidet, in welches Reich die Seelen von Verstorbenen dislozieren
dürfen oder müssen.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass alle
diese unbewiesenen und unbeweisbaren Hypothesen zutreffen. Doch es hindert Huonder
nicht, den Sterbewilligen die Hölle heißzumachen - also schon mal
tüchtig einzuheizen. Denn der Bischof behauptet, dass es Suizidwillige
nie und nimmer in den Himmel schaffen werden.
So wenig wie der Bischof
den Mitgliederschwund in seiner Kirche aufhalten kann, so wenig wird es die
Sterbewilligen kümmern, was für eine Drohkulisse der gute Mann aus
Chur aufbaut. Menschen, die Leiden und keine Lebensenergie mehr haben, plagen
andere Sorgen, als sich um die Ermahnungen eines Bischofs zu kümmern,
der es sich in seiner luxuriösen Residenz wohlergehen lässt.
Die
Zahl der Sterbewilligen nimmt nämlich rasant zu. In Zahlen: Im letzten
Jahr haben in der Schweiz 999 Menschen mit hiesigem Wohnsitz einen begleiteten
Suizid begangen. (..) Im Vergleich zu 2014 entspricht das einer Zunahme von
35 Prozent - und sogar fast einer Vervierfachung seit 2008. (..)
Atheisten-info-Anmerkung für Österreich: Bei uns hier triumphiert der katholische Terror gegen Sterbewillige noch immer. Wir haben ja eine ÖVP-Alleinregierung, die sich aus Dekorationsgründen einen SPÖ-Bundeskanzler hält, aber zu reden hat die SPÖ in dieser vermeintlichen Koalition nichts, ernsthaft probiert sie es auch gar nimmer...