Es gibt eine neue weltweite Welle der Unterdrückung von humanistischen
Werten und Säkularismus. Dies ist das Ergebnis des diesjährigen Freedom
of Thought Report der International Humanist and Ethical Union (IHEU).
Seit
2012 veröffentlicht die International Humanist and Ethical Union (IHEU)
jährlich einen Bericht darüber, wie es um die Diskriminierung und
Verfolgung von Atheisten, Humanisten und Nicht-Gläubigen aller Art weltweit
bestellt ist – den Freedom of Thought Report (Gedankenfreiheits-Bericht).
Die
diesjährige Ausgabe
des Freedom of Thought Report berichtet von Gesetzen gegen Blasphemie oder ähnlichen
Verbote der freien Meinungsäußerung in Bezug auf Religion, in
59 Ländern. Gesetze gegen Apostasie, den "Abfall" von der eigenen
Religion, gibt es in 22 Ländern. Mindestens 13 Länder sehen für
Blasphemie oder Apostasie die Todesstrafe vor.
Einen Grund für
die dramatische Situation von Atheisten weltweit sieht Ahmed Shaheed, UN-Sonderberichterstatter
und Menschenrechtsexperte, darin, dass zu viele Menschen und Regierungen einen
zu engen Begriff von Religionsfreiheit hätten. Dieser führe dazu,
dass Humanisten, Atheisten und Nicht-Religiöse keinen Schutz genössen.
Shaheed, der das Vorwort zur diesjährigen Ausgabe des Freedom of Thought
Report schrieb, weiß, wovon er spricht. Er selbst stammt von den Malediven.
Für westliche Touristen ein Urlaubsparadies – für seine Bürger
ein Religionsgefängnis. Jeder Bürger der Malediven ist per Gesetz
Muslim und das staatliche Recht ist der Sharia untergeordnet. Es gab dort Strafverfolgungen
wegen Apostasie und Betreiber atheistischer Facebook-Seiten wurden in den vergangenen
Jahren öffentlich geoutet, entführt und gezwungen, ihrem Atheismus
abzuschwören.
Der Freedom of Thought Report 2016 untersucht erstmals
auch den Trend zu populistischen Parteien und Führern und deren Verbindung
zu neuen Formen des "traditionalistischen und religiösen Autoritarismus".
Mit Blick auf die jüngsten Präsidentschaftswahlen in Bulgarien, Moldawien
und den USA sowie auf die gegenwärtigen Regierungen beispielsweise von
Polen und Ungarn, zeigt der Bericht "die sehr reelle Gefahr auf, dass in
einigen Ländern, in denen nationalistischer Populismus herrscht, das Recht
von gemäßigten Religiösen und Nicht-Religiösen, bestimmte
humanistische Werte zu bekunden, abgebaut wird oder sogar ganz verloren gehen
könnte".
Seit diesem Jahr gibt es auch eine Online-Edition
des Freedom of Thought Report, die es ermöglicht, die Daten nach Ländern
sortiert einzusehen.