Männliches Unwohlsein in der r.k. Kirche

In den letzten Jahren sollen sich im Bereich katholischer männlicher Laien Gruppierungen gebildet haben, welche den Männern wieder ihre Männlichkeit zurückgeben sollen, weil in der Seelsorge vor allem weibliche Tugenden propagiert würden und Männlichkeit ein negatives Image habe.

Die katholische Emmanuel-Gemeinschaft wirbt im Internet für ihre Männer-Camps mit solchen Sprüchen: "Um zu begreifen, wer er ist, muss ein Mann eine Reise unternehmen, die ihn mit Abenteuern, Herausforderungen, Risiken konfrontiert". In Frankreich wirbt der katholische Verein "Au Coeur des hommes" (Im Herzen der Männer) so: "Gott will keine netten Jungs, er will Männer. Finde deine Männlichkeit wieder".

Der Deutschlandfunk berichtete am 24.1.2017 darüber und zitierte Clément Lesca, einen Männerherzen-Aktivisten: "Ein vollständiger Mann zu sein - das heißt für mich: Wir Männer müssen unsere Kraft und Energie akzeptieren, aus dem Vollen leben und uns in den Dienst eines Ideals stellen, das über den Einzelnen hinausweist. Dazu muss ein Mann erst einmal die Kraft wiederfinden, die in ihm steckt, die aber von der Gesellschaft und durch Erziehung erstickt worden ist. Erst dann kann er für ein Ziel kämpfen, sei es in Beruf, Ehe, Familie oder Gesellschaft. Ein Mann sein heißt also, sich für andere einzusetzen."

Mit Rugby, Fußball, Abseilen, Eisen schmieden, Lagerfeuer und beten soll die Qualität katholischer Männer verbessert werden! Schließlich wissen christliche Männer, dass sie nach einem göttlichen Plan geschaffen wurden!

In den USA gibt es die Columbus-Ritter, eine Laienbewegung, die sich hauptsächlich mit Lebensversicherungen befasst und dabei schon über 100 Milliarden Dollar eingenommen hat, ein französischer Filialist der US-Columbusse weiß darum, dass Lage der Männer eine unwohle ist: "Selbst in der Kirche ist das so. Da gibt es keinen Raum für uns. Wir wollen nicht zwei Stunden lang beten wie unsere Frauen, sondern anpacken, helfen und zugleich echte Männerfreundschaften schließen, wo es keine Rolle spielt, wer den besten Job hat."

Und genauer: "Ritter sein, das bedeutet: bereit sein zum Dienen. Wir wollen die ungehobelte, manchmal brutale und animalische Kraft des Mannes zum Guten hin kanalisieren, wir wollen sie zivilisieren, in Zärtlichkeit und Hilfsbereitschaft umwandeln. Dieses Konzept finde ich genial."

Und überhaupt! Ein Schulpfarrer kennt sich bei der Männererziehung aus: "Wir haben die Initiationsrituale für Jungen verloren. Ein Heranwachsender muss von seiner Mutter getrennt werden, aber nicht, um von ihren Armen in die Arme einer Freundin zu wechseln. Vorher muss er sich im Kreis anderer Jungs definieren und, das ist noch wichtiger: Er muss sich - vor den Augen seines Vaters - als Mann entdecken. Diese Entwicklungsphase wird heute systematisch unterdrückt."

Zielzusammenfassung: "Es handelt sich um eine Ideologie der Rückeroberung. Man will Schluss machen mit einem Katholizismus, der horizontal denkt, Mitgefühl, Freundlichkeit und Humanismus groß schreibt, man will zu vertikalen Werten zurückkehren."

Aha, in der Vertikalen stehen dann die Männer oben. Hoppala, tun sie das in der katholischen Kirche nicht sowieso? Das Problem Männer/Frauen in der Kirche ist längst ein historisches, schon in älteren Zeiten verbrachten viele Männer ihre Zeit am Sonntagsvormittag nicht bei der Sonntagsmesse, sondern im Dorfwirtshaus und die Ehefrauen saßen mit den Kindern in der Kirche. Das hat sich nicht geändert, außer dass die Regelung, am Sonntag müsse man zur Kirche gehen, überhaupt eher am Aussterben ist. Männliche Männer in Frankreich oder sonst wo werden sich auch hinkünftig der katholischen Kirche nicht in Massen aufdrängen, aber vielleicht steigen durch solche Männerherzen- und Rittervereine fallweise die katholischen Ehekräche, weil diese Männer wieder zurück ins paradiesische Patriarchat wollen?