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Im Franziskus-Krankenhaus in Berlin, welches vom katholischen Elisabeth-Vinzenz-Verbund
übernommen wurde, werden faire und soziale Mitarbeiterstandards mit Füßen
getreten.
Einmal mehr zeigt sich, dass offensichtlich auch katholische
Trägerorganisationen nur mit Wasser kochen und trotz Steuervorteilen und
weiterer Finanzierungsunterstützung durch den Steuerzahler den Prinzipien
der "liberalen Marktwirtschaft" folgen. Nachdem im Anschluss an die
Übernahme durch den Elisabeth-Vinzenz-Verbund (EVV) zunächst dem Küchenpersonal
und einigen Pflegekräften gekündigt wurde, damit die Einstellung von
Mitarbeitern für diese Arbeit von einer externen Firma übernommen
werden kann, trifft die Einsparmaßnahme nun offenbar die Physiotherapeuten.
Diese "Maßnahmen zur Verhinderung einer Schließung des Krankenhaus"
trafen und treffen auch Mitarbeiter, die bereits seit Jahrzehnten im Krankenhaus
angestellt sind.
Mit dem Verweis auf den Wettbewerbsdruck müsse
man diese Einsparmaßnahmen und den Aufbau eines Niedriglohnsektors umsetzen,
rechtfertigt sich die Geschäftsführung. Ob diese Art "caritativer
Arbeit" auch für die Krankenhausbetreiber gilt, würde einen Blick
in deren Gehaltslisten zeigen. Doch vermutlich gilt das Motto des EVV: "Menschlichkeit
verbindet" nur für die Werbung von Patienten und zu betreuende Pflegebedürftige;
die Mitarbeiter hingegen müssen sich anscheinend immer häufiger mit
Lohnverzicht und "Gotteslohn" zufrieden geben.
Die Logik, gerade
bei der Gesundheitsvorsorge auf Kosten der Mitarbeitergesundheit zu sparen,
erschließt sich einem nicht; schon gar nicht, wenn es sich um einen Wettbewerber
handelt, der mit einer "jahrhundertealten Tradition caritativer Arbeit"
und "medizinischer und pflegerischer Betreuung auf höchstem Niveau,
ergänzt von individueller Fürsorge" Werbung macht. Die vergleichsweise
schlechte Bezahlung und das Beschneiden der Mitarbeiterrechte spricht nicht
eben für Fürsorge. Die kirchlichen Betriebe haben bekanntermaßen
Sonderregelungen (3. Weg) nach dem "Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihr Verhältnis
friedlich aushandeln müssen und nicht streiken dürfen", so Gewerkschaftssekretär
Kalle Kunkel (ver.di) im
rbb. Weiterhin erhalten sie erhebliche steuerliche Vorzüge und verfolgen
einen "christlich-moralischen Anspruch". Die Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten
innerhalb der EVV, die vielen Mitarbeitenden angeblich angeboten wurde, endet
mit der Formulierung "in eigenen Dienstleistungsgesellschaften mit marktüblichen
Tarifstrukturen und unter Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften". Dass
dies ein Hohn gegenüber den bisher Beschäftigten ist, braucht nicht
weiter erwähnt zu werden.
Gewerkschaftssekretär Kunkel stellt
deshalb fest: "Die Kirchen verhalten sich letztlich bei ihren Kostensenkungsstrategien
so wie viele andere Arbeitgeber auch."
Wie ein normaler Wirtschaftsbetrieb
eben. Einer jedoch, der sich Sonderregelungen anmaßt, die weder zeitgemäß
noch gerecht sind.