Protestantischer Besuchermangel

Evangelisch.de verkündete am 27.5.2017:

"Weit weniger Teilnehmer bei 'Kirchentagen auf dem Weg' als erwartet
Die 'Kirchentage auf dem Weg' in Mitteldeutschland haben nicht so viele Besucher angezogen wie erhofft.
Knapp 50.000 Menschen haben nach Angaben der Veranstalter die 'Kirchentage auf dem Weg' in Mitteldeutschland besucht. Damit sei die Teilnehmerzahl weit hinter den Erwartungen von rund 80.000 Besuchern zurückgeblieben, sagte Kirchentagssprecher Stephan von Kolson am Samstag in Leipzig. Die größte Differenz zwischen Erwartungen und Teilnehmern habe es in Leipzig selbst gegeben. Dort kamen knapp 15.000 Menschen, mit bis zu 50.000 war zunächst gerechnet worden.
Aus Anlass des 500. Reformationsjubiläums waren von Donnerstag bis Samstag parallel zum 36. Deutschen Evangelischen Kirchentag sechs regionale 'Kirchentage auf dem Weg' in Dessau-Roßlau, Erfurt, Halle/Eisleben, Jena/Weimar, Leipzig und Magdeburg gefeiert worden. Gemeinsam mit dem zentralen Berliner Kirchentag, der bereits am Mittwoch begonnen hatte und mehr als 100.000 Dauerteilnehmer zählt, münden sie am Sonntag in den Abschlussgottesdienst auf den Elbwiesen in der Lutherstadt Wittenberg."

Heuer sind es 500 Jahre, dass Martin Luther die protestantische Kirche erfunden hat, da will man natürlich seine Schäfchen mobilisieren! Was man heute unter "Mitteldeutschland" versteht, ist auf dem Wikipedia-Bild rechts zu sehen.

In den drei Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt's ca. 1,65 Millionen Protestanten, da sind knapp 50.000 ja eh ein schöner Haufen, das sind drei Prozent!

Auch idea.de weiß, woran das liegen könnte, ebenfalls am 27.5. bekennt man sich dort zur christlichen Mission! Denn: Mission ist keine religiöse Belästigung von Mitmenschen! Pfarrer Nikolaus Peter verkündete das beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin: "Mission ist weder christliches Dauermarketing noch religiöse Belästigung von Mitmenschen, sondern der Operationsmodus einer Christenheit, die überzeugt davon ist, dass Gott in Christus zu uns gesprochen hat." Weiter im idea-Text: "Im Zentrum des christlichen Lebens muss nach seiner Überzeugung der Gottesdienst stehen und zwar ohne Schnickschnack. Das ist leider nicht in allen Gemeinden so und in der akademischen Theologie schon gar nicht." Und die Pfarrerin Sabrina Müller wusste, "Mission sei lange Zeit ein Unwort gewesen. In der Theologie im deutschsprachigen Raum sei es immer noch ein Tabu. Allerdings gebe es ohne Mission keine kirchliche Entwicklung."
Und auch die katholische Theologin Maria Hermann gab ihr Wissen preis, sie habe häufig den Eindruck, nicht in die Kirche zu passen, obwohl sie zur Mehrheit der Kirchenmitglieder gehöre, nämlich 'weiß, reich, gut gebildet und heterosexuell' sei. Inzwischen habe sie erkannt, was sie in kirchlichen Kreisen störe: Es sei bei Gesprächsrunden etwa der rote Tee und die trockenen Kekse von vergangener Woche. 'Es ist das hingerotzte Vaterunser nach der letzten Sitzung der Woche ... Und es ist die Frage, warum die Osternacht nicht Anlass für die größte Party des Jahres ist.' Laut Hermann sollte in der Kirche etwas vom Reich Gottes sichtbar werden. Allzu oft sei das leider nicht der Fall. Der Leiter der Berliner Stadtmission, Joachim Lenz, ermutigte dazu, den eigenen Glauben im Alltag zu bekennen. Er wolle mit der Stadtmission 'die Flagge der Christenheit in dieser Stadt erkennbar hochhalten'.

Soweit aus dem idea-Text. Ja, völlig richtig, wer nicht missioniert, der verliert! Oder ist es eher so: wer missioniert, der verliert! Weil das den Leuten auf den Nerv geht. Die Zeugen Jehovas missionieren zum Beispiel Tag für Tag auch in Österreich schon seit über 100 Jahren und haben schon mehr als (oder bloß nur?) 20.000 Mitglieder! Die Protestanten haben hierzulande aktuell - nicht wegen der Missionierung, sondern infolge der verbliebenen familiären Fortpflanzung - immer noch etwas über 300.000 Mitglieder, seit 1971 haben sie nur knapp 150.000 verloren. Und das sogar ohne Mission! Vielleicht sollten die Protestanten einmal testen? Wer missioniert? Wie viele Leute tun da mit? Ein paar Tausend? Ein paar Hundert? Ein paar Dutzend? Und was bringt das? Treten dann noch mehr aus? Von 1990 bis 2015 sind in der BRD schließlich nur fünf Millionen ausgetreten und immer noch über 22 Millionen eingetragene Mitglieder! Das sind noch 27 % der Bevölkerung!

Der 500. Jahrestag der Protestantenerfindung sollte darum genutzt werden! Aktiviert Euch! Weil in hundert Jahren seid Ihr sowieso längst unter einem Bestand von null! Weil dann hat sich auch der Zuwachs mittels Fortpflanzung längst minimiert...

PS: Siehe dazu den HPD-Bericht zum Kirchentag vom 31.5.2017!