Er gehörte (zusammen mit Wolfgang Schüssel) zu den Tiefpunkten der ÖVP-Politiker, am 1. Juni 2017 ist der ehemalige Außenminister Mock im 83. Lebensjahr gestorben. Dem alten Prinzip "de mortuis nihil nisi bene dicendum est" (über Tote ist nichts, wenn nicht Gutes, zu sagen) wurde dazu eifrigst gefrönt. Alle wälzten sich in tiefster Trauer und höchster Anerkennung.
In Wikipedia steht, "im Jahr 1991 drängte Mock die Bundesrepublik
Deutschland, insbesondere deren Bundeskanzler Kohl und Außenminister Genscher,
möglichst rasch die jugoslawischen Teilrepubliken Slowenien und Kroatien
als unabhängige Staaten anzuerkennen", der ORF schrieb dazu im
Mock-Nachruf, "Mocks Vorpreschen im Jugoslawien-Konflikt - er setzte
sich gegen den anfänglichen Widerstand der SPÖ gemeinsam mit dem deutschen
Außenminister Hans-Dietrich Genscher, von Beginn weg für die Unabhängigkeitsbestrebungen
von Slowenien und vor allem Kroatien ein - wurde dagegen durchaus auch kritisch
gesehen."
Am 4.12.1999 veranstaltete die österreichischen
Friedensbewegung das "Wiener Tribunal" gegen die österreichische
Regierung wegen Beihilfe zur NATO-Aggression gegen Jugoslawien, über
Alois Mock hieß es im Beschluss der Tribunals: "Minister a. D. Dr.
Alois Mock ist schuldig. Er hat unter Bruch der immerwährenden Neutralität
Österreichs und unter Bruch des Prinzips der Nichteinmischung die Zerschlagung
der SFR Jugoslawien betrieben. Er hat als österreichischer Außenminister
die gewaltsame Abspaltung der Teilrepubliken Slowenien und Kroatien politisch
maßgeblich unterstützt und ihre diplomatische Anerkennung betrieben.
Er ist damit für den Ausbruch des Bürgerkriegs in Jugoslawien mitverantwortlich."
In
einem nun nicht mehr online zu findenden Artikel zum Jugoslawienkonflikt aus
dem Jahre 2004 (hier 2014 zitiert) hieß es: "Am lautesten
schrie der Wiener Ballhausplatz nach Anerkennung der Sezessionisten. Der Außenminister
des neutralen Staates, Alois Mock, der auch von der österreichischen Massenzeitung
"Die neue Krone" getrieben wurde, schaffte es mit Hilfe seines deutschen
Parteifreundes Kohl die Wende in der Jugoslawienpolitik der Europäischen
Gemeinschaft (EG) einzuläuten. Schon am 30. März 1992 wurden die neuen
Staaten noch vor den anderen EG Staaten von Österreich anerkannt, denn
nur so konnte laut Alois Mock ein Bürgerkrieg verhindert werden, aber es
war keine Entscheidung zwischen Anerkennung oder Krieg, sondern es war eine
Abfolge beider, die eintrat. Eine Woche später, am 7. April, brachen im
ganzen Land die Kämpfe aus. Durch die deutsch-österreichische Politik,
die man in Österreichs noch mit der k. u. k. Zeit assoziierte, wurde der
Konflikt ex ante nicht verursacht, wohl aber beschleunigt und auch viele Probleme
ex post unlösbar gemacht."