Wiederkehr der Laieninitiative?

In Österreich wurde u.a. anderem von Herbert Kohlmaier, Ex-ÖVP-Politiker anfangs 2009 die katholische "Laieninitiative" gegründet - auf dieser Site ist dazu in einer Jahreszusammenfassung 2009 in einem Kurzbericht zu lesen:
Die Kirchenaustritte des Jahres 2008 veranlassten offenbar auch einige Alt-ÖVPler zu reformerischen Aktivitäten in einer Laieninitiative gegen den Zölibat. Unter den ersten vier Unterzeichnern der Forderungen der Initiative sind mit Kohlmaier, Busek und Khol drei bekannte frühere ÖVP-Politiker. Auf der Homepage der Initiative heißt es: "Die 'Laieninitiative' ist ein Gruppe von Katholiken, welche über den zunehmenden Priestermangel und den insbesondere im ländlichen Raum damit verbundenen Seelsorgenotstand in den Gemeinden sehr besorgt ist. Die Kirchenleitung lässt aber kein Bemühen erkennen, geeignete Abhilfe zu schaffen. Sie muss offenbar dazu mit allen geeigneten Schritten gedrängt werden. Das Vatikanische Konzil hat die entscheidende Rolle des Gottesvolkes festgestellt. Als dessen Angehörige wollen wir aktiv werden, unsere Stimme erheben und längst notwendige Reformen einfordern. Wir halten den verpflichtenden Zölibat der Geistlichen für überholt. Es sollen ferner neben Inhabern des Priesteramtes auch andere geeignete Personen (Viri probati) vom Bischof durch Weihe und Ordination zum Leisten wichtiger kirchlicher Dienste - insbesondere zum Leiten der Eucharistiefeier und zum Spenden der Krankensalbung - beauftragt werden können. Wir treten dafür ein, dass Frauen zunächst auch zu Diakoninnen geweiht werden und unterstützen alle geeigneten Maßnahmen, die Pfarrer durch eine wesentlich verstärkte Mitwirkung der Laien an der Seele und der Leitung der Pfarre zu entlasten."

Dem wurde 2009 im Atheisten-Bericht entgegengehalten: "Diese Initiative geht also auch von der irrigen Vermutung aus, Kirchenaustritte, zurückgehender Kirchenbesuch, schwindender Sakramentenkonsum hätten etwas mit dem katholischen Priestermangel zu tun. Was nachweisbar nicht stimmt. In Deutschland sind die katholische und die evangelische Kirche ungefähr gleich stark. Wenn man die Mitgliederzahlen von 1990 mit 100 ansetzt, dann haben die Evangelischen jetzt noch 81,8 % vom damaligen Bestand, die Katholischen aber 87,6 %. Das wird zwar auch mit der Migration zusammenhängen, aber vornehmlich damit, dass bei den Evangelischen der Sterbeüberhang größer ist und die Austritte mehr sind: Die katholische Kirche ist strikter und fordernder, die evangelische Religion viel deutlicher von der Laisser-faire-Kategorie, sich dort von religiösen Traditionen zu verabschieden, daher weniger gravierend, auszutreten und/oder die Kinder nicht taufen zu lassen, fällt Menschen aus dem evangelischen Milieu offenbar leichter. Da es aber inzwischen auch in der katholischen Kirche Brauch geworden ist, den früheren rachsüchtigen Gott zu entschärfen, nimmer mit ewiger Verdammnis im brennenden Schwefel zu drohen und mehr von Gottes Güte zu säuseln, wird auch der Katholizismus unverbindlicher. Die Tradition der Aufklärung zeigt in Europa in unserer Zeit auf religiösem Gebiet deutlich wahrnehmbar ansteigende Wirkung: Religion an sich verliert an Bedeutung, der jungfraugeborene liebe Jesus und die ewige Seligkeit verkaufen sich mangels glaubwürdiger Substanz zunehmend schlechter. Egal, ob mit oder ohne Zölibat."

Die Initiative war anfangs recht aktiv, was auch bei atheisten-info Niederschlag fand, z.B. in der PDF "Herbert Kohlmaier reformiert den katholischen Glauben" und in der PDF "Herbert Kohlmaier und die Kirchenreform".

Der Erfolg der Laieninitiative blieb bescheiden.
Wie zu finden war, hatte die Initiative bis zum 17.5.2010 lediglich 12.450 Unterstützungserklärungen sammeln können und heute (6.7.2017) sind - gut sieben Jahre später - auf der Site www.laieninitiative.at 13.203 Unterstützer ausgewiesen. Die Sitedurchsicht zeigt: im Menupunkt "Geschichte der Laieninitiative" ist der letzte Eintrag vom November 2011, unter "Aktuelles" stammt die vorletzte Ergänzung von 2014, aber oben drüber wurde ein Neueintrag entdeckt:

Ergebnis der Generalversammlung vom 30.Juni 2017
Dort war dann zu lesen, dass der neue Vorsitzender Univ.Prof. Dr. Ewald Benes heißt, sein Stellvertreter Dr. Peter Pawlowsky und der Geschäftsführer Dr. Georg Petek-Smolnig. Per Google wurde ermittelt, der Vorsitzende ist im Katholischen Bildungswerk engagiert, sein Stellvertreter war auch früher schon in der Initiative aktiv und der Geschäftsführer in der Wirtschaftskammer.

Das neue Programm:


Der vom neuen Vorstand präsentierte Arbeitsschwerpunkt lautet: "Sich um die Probleme an der Basis kümmern", speziell ist man gegen die wegen Gläubigen- und Priestermangel geplanten Pfarrzusammenlegungen.

Ob der neue Vorstand tatsächliche neue Aktivitäten setzt, sollte meinereiner vielleicht beobachten, ob es sein könnte, dass es dazu was zu berichten gibt, auch wenn es nur Unterhaltsames ist. Weil geändert hat sich seit 2009 der katholische Hauptaspekt nur zum katholischen Schlimmeren: die bekennenden Gläubigen sterben 2017 schneller aus als vor acht Jahren...

PS: Was ist eigentlich aus der "Pfarrerinitiative" von Helmut Schüller geworden, in welcher zum "Ungehorsam" aufgerufen wurde,
siehe z.B. "Nächste Ungehorsamkeitsrunde"? Auf der Homepage www.pfarrer-initiative.at ist immerhin feststellbar, dass es auf der Startseite je zwei Eintragungen von 2015 und 2016 gibt und eine von 2017 von einer Pressekonferenz im Mai. Die seinerzeitigen vierteljährlichen "Newsletter" wurden schon 2012 eingestellt, genutzt hat dieser Pfarrerstreikversuch wohl auch nix, weder hat Rom nachgegeben, noch haben sich deswegen die Gläubigen vermehrt oder vermindert...