"Neapel feiert wieder 'Blutwunder von San Gennaro'
Das Blutwunder
des heiligen Januarius in Neapel ist laut katholischer Kirche pünktlich
eingetreten. Zum Todestag des Schutzpatrons der Stadt soll sich Dienstagfrüh
im Dom dessen Blutreliquie verflüssigt haben. (..)
Beim 'Blutwunder
von San Gennaro' (ital. für Januarius) verflüssigt sich das sonst
verklumpte angebliche Blut des Heiligen, das im Dom in zwei Ampullen in einer
Art silberner Monstranz aufbewahrt. An den Gedenktagen - am ersten Maiwochenende,
am 19. September sowie am 16. Dezember, dem Gedenktag einer Warnung vor dem
Vesuv-Ausbruch 1631, bringt man diese in die Reliquienkapelle der Kathedrale,
schüttelt sie kräftig - und meist verflüssigt sich der Inhalt
dann vorübergehend.
Für das Phänomen der Verflüssigung
gibt es naturwissenschaftliche Erklärungsversuche, die jedoch keine allgemeine
Anerkennung fanden. Der 19. September gilt als Todestag des Januarius, der laut
der Überlieferung im Jahr 305 unter dem römischen Kaiser Diokletian
in Pozzuoli bei Neapel enthauptet wurde."
Der italienische Chemiker Luigi Garlaschelli empfiehlt folgende Vorgangsweise:
25 Gramm Eisen(III)chlorid x Hexahydrat in 100 Milliliter Wasser auslösen,
bis eine klare rötlich-orange Lösung entsteht. 10 Gramm der pulverisierten
Eierschalen hinzufügen und langsam verrühren. Nun den Schlauch auf
zirka 30 Zentimeter schneiden, wässern, ein Ende verknoten und ihn bis
zur Hälfte mit der zu reinigenden Masse füllen und in ein Gefäß
stellen, das auf dieselbe Höhe mit dem destillierten Wasser gefüllt
ist. Das destillierte und durch das Diffundieren rot gefärbte Wasser drei
bis vier mal nach jeweils 24 Stunden wechseln. Die Lösung in der Luft durch
Verdunsten konzentrieren, in ein Gefäß füllen und etwas Salz
beigeben. Das so genannte Thixotropierungsgel wird sich schnell bilden. Die
Flüssigkeit verdickt und kann durch Schütteln jederzeit wieder flüssig
gemacht werden. Die Mischung ist nicht toxisch und ermöglicht wahre Wunderauftritte.
Diese
Erklärung hat allgemein natürlich in der katholischen Kirche keine
Anerkennung gefunden, man kann ja schließlich keinen Wunderschwindel zugeben,
wenn ein Chemiker jederzeit dasselbe genauso vorführen kann, dann schwindelt
wahrscheinlich der Chemiker und der ORF berichtet freudig erregt über das
Blutwunder.
Das Wunder liegt allerdings vorwiegend in der Einfalt
des gläubigen Publikums, an der katholischen Kirche liegt es nicht, diese
Heuchler wissen schon, was sie tun und warum niemand das Eisenchloridblut untersuchen
darf!
Ein Tipp für den ORF: man google das Blutwunder und
schlage dann bei "Janarius" in Wikipedia nach und lese dort diesen
Absatz: "Das 'Blut' in den Kapseln von Neapel wurde bisher nicht chemisch oder biochemisch untersucht. Der Kriminalbiologe Mark Benecke
hat allerdings im April 2004 das Blutwunder aus nächster Nähe
beobachtet und festgestellt, es sei sehr einfach, ein solches Wunder mit
thixotropen
Stoffen, die auch zum Zeitpunkt des ersten Auftretens im Mittelalter
schon bekannt gewesen seien, im Labor zu reproduzieren. Solche Stoffe
sind im Ruhezustand geleeartig, verflüssigen sich aber, wenn sie genügend bewegt werden. Demnach könnte das 'Blut'
eine einfache chemische Reaktion aus FeCl3 mit Eierschalenkalk und Wasser sein."
Und danach wäre es für die Seriosität des ORF günstig,
sich solche Berichte über "Blutwunder" zu sparen!