Wie die Wahlanalysen seit Jahren zeigen hat, die SPÖ besonders stark
an die FPÖ verloren. Da die SPÖ immer weniger als Partei der arbeitenden
Menschen wahrnehmbar wurde, wanderten die Proteststimmen der Enttäuschten
zur Protestpartei FPÖ ab.
Die FPÖ selber hat nie begriffen,
wodurch dieser Wählerzustrom entstand, 59 % der Arbeiter wählten 2017
die FPÖ, nur noch 19 % die SPÖ. Die SPÖ reagierte darauf mit
Hilflosigkeit, die FPÖ reagierte gar nicht und ist nun dabei, den Zuwachs
rückabzuwickeln - allerdings bedürfte das der Hilfe der SPÖ:
Die
ÖVP ist jetzt in der Lage, einen wichtigen Auftrag der Wirtschaftsbosse
auszuführen, nämlich die Abschaffung des Achtstundentages! Die
Einführung des Achtstundentages war eine der großen Kampfmaßnahmen
der Arbeiterbewegung gewesen, erst nach dem 1. Weltkrieg war die Umsetzung möglich,
bis in die 1950er-Jahre gab es die Sechstagewoche mit 48 Arbeitsstunden, dann
folgte die 45-Stundenwoche und in der sozialdemokratischen Ära in den Siebzigerjahren
die Fünftage- und Vierzigstundenwoche.
In den heutigen Zeiten des
Outsourcing arbeitsintensiverer Produktionsbereiche in Länder mit niedrigeren
Lebenshaltungskosten und niedrigern Löhnen, mit Digitalisierung und Robotereinsätzen
werden die Arbeitskräfte im Produktionsbereich immer weniger, in Österreich
verteilten sich 2016 die Anteile am Bruttoinlandsprodukt so: nur noch 1,3 %
in der Landwirtschaft, nur noch 28 % in der Produktion, aber 70,7 % im Dienstleistungsbereich!
In
der Produktion erzwingt das kapitalistische Naturgesetz vom tendenziellen
Fall der Profitrate
ständige Rationalisierungen, verkleinert aber dadurch die Profite pro
erzeugter Produkteinheit und erzwingt weitere Rationalisierungen: bis alles
vollautomatisiert ist! Das griff inzwischen längst auch auf den Dienstleistungsbereich
über, als Alltagsbeispiel: Telebanking rationalisiert Bankangestellte weg!
Was
konkret bedeutet, dass es notwendig wäre, die Arbeitszeiten zu kürzen
und damit die negativen Rationalisierungsfolgen zu reduzieren: nämlich
die durch den nunmehr wieder stärker drohenden Wegfall von Arbeitsplätzen
sinkende Nachfrage zu vermeiden! Wenn z.B. Autos nur noch von Robotern zusammengeschraubt
werden, werden sich abgebaute menschliche Arbeitskräfte aus diesem Bereich
keine Autos mehr kaufen können!
12-Stundentag und 60-Stundenwoche als Maximum der regulären Arbeitszeit
behebt nicht nur Auslastungsunterschiede, dass also wenn weniger Arbeit
ist, weniger Stunden geleistet werden und wenn es mehr sind eben bis zu sechzig
Stunden in der Woche! Das wird kapitalistisch-naturgesetzlich dazuführen,
dass es keine Personalreserven für Urlaube und Krankenstände mehr
gibt und der Zwölfstundentag viel eher die Regel als die Ausnahme sein
wird! Also einerseits Mehrbelastung, andererseits Arbeitskräfteabbau!
Wenn
sich Gewerkschaften und SPÖ auch das ein bisschen kopfschüttelnd und
schimpfend, aber praktisch widerstandslos gefallen lassen, wird das der FPÖ
als Empfänger von SPÖ-Proteststimmen nicht viel schaden! Wenn Gewerkschaften
und SPÖ das aber so behandeln wie es behandelt gehört, nämlich
diesem Schritt eines extremen Klassenkampfes der Ausbeuterklasse gegen die arbeitende
Bevölkerung mit entsprechenden Kampfmaßnahmen entgegenzutreten, dann
werden die FPÖ-Proteststimmen wieder an den Absender zurückgehen und
die Ausbeuterklasse und ihre politischen Vertreter werden eine Schrumpfkur erleben!
Denn die arbeitende Klasse wird erstaunt wahrnehmen: Sie hat wieder eine
Interessensvertretung!
Dieses Szenario ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich,
bisher kämpfte im Zeitalter des Neoliberalismus nur noch der Klassenfeind,
das was früher als "links" galt, befasste sich mit diesem Bereich
gar nimmer, sondern setzte auf die Rettung der ganzen Welt mittels unbegrenzter
Migrantenbarmherzigkeit! Die Grünen sind deswegen aus dem Parlament geflogen,
die SPÖ hat ihre Stammwähler der FPÖ überstellt, die Klasse
der arbeitenden Menschen war politisch verschwunden. Die Sechzigstundenwoche
könnte aber vielleicht doch der Anlass zu ihrer Wiederentdeckung sein...
PS:
Es gab im 20. Jahrhundert einige Zeit sogar die 72-Stundenwoche, im März
1944 wurden im Großdeutschen Reich im Bereich der Rüstungsproduktion
der Zwölfstundentag und die Sechstagewoche eingeführt, die Mindestarbeitszeit
wurde im August 1944 auf 60 Stunden gesetzt, einen Dritten Weltkrieg haben wir
jedoch zurzeit wohl nur auf der Profitefront, eine Widerstandsbewegung dagegen
zu formieren, wäre allerdings allerhöchste Zeit...