Vater unser & Co

Wie diversen Medien zu entnehmen ist, laufen in der katholischen Kirche zurzeit heftige Debatten. Es geht dabei um Dinge, die wohl den meisten Leuten wurscht sind, worüber sich aber diverse Kleriker ereifern können. Etwa darüber, ob im wichtigsten christlichem Gebet, dem "Vater unser" tatsächlich der himmlische Christenvater darum ersucht wird, die Leute nicht in Versuchung zu führen. Aber dazu gibt's unter den Protestanten inzwischen eine Zusatzvariante: ist der Christengott tatsächlich ein Mann? In Schweden ist jedenfalls die protestantische Staatskirche schon dabei, "ihn" zu einem "es" zu machen, wie ja hier schon zu lesen war.

Im lateinischen "Vater unser" ("Pater noster", so heißt auch ein umlaufender Aufzug mit mehreren Kabinen, dieser Name kommt vom Rosenkranz-Gebet, wo die Betperlen auf ähnliche Art wie die Kabinen weitergedreht werden, siehe Wikimedia-PD-Bild rechts) lautete die Zeile "und führe uns nicht in Versuchung" so: Et ne nos inducas in tentationem, griechisch schaut das in Lateinschrift so aus: kai mä eisenenkäs hämas eis peirasmon, kai heißt und, mä heißt nicht, eisenenkäs heißt führe, hämas heißt uns, eis heißt in und peirasmon heißt Versuchung! In der Bibel lautet bei Mt. 6 der Vers 13 "und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen!"

Das darf das liebe GottIn nimmer, weil für die Versuchung ist der Teufel zuständig! Der ist derweilen noch männlich! Warum wird nicht debattiert, dass es auch hier "das Teufel" heißen müsste? Weil der Teufel ist ja bekanntlich das von das GottIn verdammte ehemalige ErzengelIn Luzifer, der sich nicht mehr der göttlichen Herrschaft unterordnen wollte und darum zum Höllenfürst degradiert, respektive befördert wurde (Hesekiel 28,14-19).

Das Papst will nun den Satz neu machen, z.B. so: "Du führst uns in der Versuchung und erlöst uns von dem Bösen". Warum nicht noch konkreter? "Der Luzifer führt uns in Versuchung, aber du erlöst uns von dem Bösen"? Da wäre die ganze Sache gebetsmäßig vollautomatisiert! Gott erlöst die Beter vom Teufel! Beim Beten täte sich im Alltag eh nix ändern, weil das einmal in der Kindheit gedrillte "Vater unser" bleibt ja den Leuten in Ewigkeit! Man braucht sich das nur bei einem Begräbnis anhören, wo bei einem gemeinsamen Vaterunsergebet die älteren Leute in ihrer Masse das Gebet so beenden, wie sie es seinerzeit gelernt haben: "...sondern erlöse uns von dem Übel, amen". Dass es seit Jahrzehnten weitergeht und mit "denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, amen" endet, wissen immer nur die paar Leute, die am Sonntag noch in die Kirche gehen.

Der Theologe Alexander Görlach hat nun in Sachen Versuchung in einem Interview mit der BILD-Zeitung die Absetzung von Papst Franziskus gefordert, weil es seien keine antiken Schriftrollen aufgetaucht, die diese Änderung rechtfertigten, nur dass der Papst meine, Gott mache das nicht, sei kein Grund. Wörtlich: "Franziskus ist ein Populist, einer der guten Sorte: Anders als die bösen Populisten will er die Menschen nicht trennen, sondern zusammenführen. Aber alle Populisten sind Vereinfacher. Das wird Franziskus nun zum Verhängnis, denn niemand kann sich, auch nicht der Heilige Vater, einen einfachen Gott zurechtbasteln, wie er ihm gerade passt."

Das sagt meinereiner auch dauernd! Der christkatholische Gott war doch durch die Jahrhunderte ein abgrundtief bösartiger Gott, der den Leuten ständig wegen jedem Schmarrn mit ewiger Verdammung im Höllenfeuer drohte! Und plötzlich darf das nimmer sein!

Jetzt gilt offenbar nur noch die Prophezeiung von Jupp Schmitz aus dem deutschen Karneval von 1952:


Aber meinereiner kommt schon wieder vom 100sten ins 1000ste!

Darum noch eine weitere Christentumsreform, diesmal eine fundierte von protestantischer Seite, die ehemalige lutheranische Oberbischöfin Margot Käßmann hat folgendes entdeckt: die Lehre, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, ist bloß ein Übersetzungsproblem!
Das erklärte sie der BILD-Zeitung für die Sonntagsausgabe vom 17.12.2017, der Evangelist Matthäus habe den Propheten Jesaja zitiert (Jes 7,14), der verkündete, eine junge Frau würde schwanger werden und den Retter Israels zur Welt bringen, dann heißt es: "Das hebräische Wort dafür lautet 'almah', junge Frau. Im Griechischen wird sie zu 'parthenos', ein Wort, bei dem sexuelle Jungfräulichkeit mitschwingt."

Hier ein Wikimedia-PD-Abbildung des betreffenden Frauengeländes inklusive des Hymen, einer Hautfalte zwischen Vulva und Vagina, diese ist die Verbindungsstelle zwischen dem Innen und Äußeren dieses Bereiches, einen feststellbaren Zweck hat diese Falte nicht, sie kann auch durch andere Einwirkungen als dem Geschlechtsverkehr reißen oder sich dabei bloß ausdehnen und ansonsten ganz bleiben:


Die biblische Entdeckung der Frau Käßmann ist an sich nix Neues, auf diesen Widerspruch wurde schon früher hingewiesen. Da es beim ersten Geschlechtsverkehr meist zu Blutungen des Hymen kommt, redet man von der "Entjungferung", in Religionen, wo die Frauen besonders unterdrückt werden, ist diese "Jungfernschaft" wichtig, im Islambereich gibt es dazu sogar den Brauch, gerissene Hymen sozusagen kunstzustopfen.

Die Sexualfeindlichkeit im Christentum wurde von "Kirchenvätern" wie Origines und Augustinus ausgebaut, sie hatte aber wohl schon in der Frühzeit eine Rolle gespielt, weil die Wiederkehr des Jesus ja schon zu Lebzeiten der Jesusgeneration angekündigt war: wenn eh alle demnächst ins ewige Himmelreich kommen, was soll man sich da noch sexuell abmühen und gar noch Kinder aufziehen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Unsexuelle zum großen christlichen Wert und das Sexuelle zum wahren Sündhaften!

Das geht in den heutigen Zeiten immer weniger! Das kauft keiner mehr! Wie die Frau Käßmann allerdings nun deshalb die Gottesmutter Maria entjungfern will, war dem Interview konkret nicht zu entnehmen, aber es hat für unsereinem trotzdem einen gewissen Unterhaltungswert, wenn sich theologische Kreise mit christlichen Neuinterpretationen abmühen! Die verscheißen ihre Zeit mit Phantomen und meinereiner tut das letztlich auch! Es ist somit eigentlich bloß schade um die Zeit! Pech gehabt, wenn du den Schmarrn gelesen hast, ätsch!