Efgani Dönmez war grüner Bundesratsabgeordneter. Wegen mehrerer sehr fragwürdiger Aussagen endete seine Karriere bei den Grünen. Im Vorjahr schloss sich Dönmez dann Sebastian Kurz an und ist seit Oktober ÖVP-Nationalratsabgeordneter. Jetzt driftet er an den rechten Rand ab. "Dönmez hat für die aktuelle Ausgabe des rechtsextremen Magazins "Info-Direkt" einen Beitrag geschrieben. Das Blatt macht natürlich Werbung damit. Auf diese Weise unterstützt der ÖVP-Abgeordnete die Verbreitung von rassistischen Verschwörungstheorien und übelstem Antisemitismus", ist Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), empört. Er stellt in einer heute (8. Jänner) verschickten Presseaussendung fest: "Wenn ein Nationalratsabgeordneter wie Dönmez für ein rechtsextremes und antisemitisches Blatt schreibt, hat er entweder keine Ahnung oder handelt bewusst demokratiefeindlich. In beiden Fällen ist er als Mitglied des Parlaments untragbar. Namens der Mauthausen-Überlebenden fordere ich Kanzler und ÖVP-Obmann Sebastian Kurz auf, sofort zu handeln und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen!", so Willi Mernyi.
Soweit die Aussendung. Was sagt der Efgani Dönmez dazu? Ein Blick auf seine Homepage klärt auf:
Ein von mir vor ca. einem Jahr in den OÖNachrichten publizierter Kommentar,
welcher eins zu eins vor Kurzem auf info-Direkt publiziert wurde, erregt in
manchen Kreisen anscheinend Aufregung. Für alle Interessierten, welche
sich selbst ein Bild über den Inhalt des Kommentars machen möchten,
ist hier der Link
(Anmerkung atheisten-info: Der Link
wäre nur für angemeldete OÖN-User nutzbar, da der Artikel aber
seinerzeit auch auf Atheisten-Info nachgedruckt wurde, hier der Link
zum Artikel "Ist das Projekt 'Islam europäischer Prägung' gescheitert?")
Wie
des Öfteren geht es nicht um den Inhalt, sondern über die Deutungshoheit
von einigen selbsternannten Moralaposteln, welche in ihrer Überheblichkeit
glauben, darüber bestimmen zu dürfen, wer, wo, was zu publizieren
hat.
Die größte Werbung für info-Direkt habe nicht ich mit
meinem Kommentar geleistet, sondern jene, die durch den akkordierten Sturm im
Wasserglas noch mehr Aufmerksamkeit auf das Blatt gerichtet haben als es sonst
überhaupt bekommen und verdient hätte. Mit tatkräftiger Unterstützung
mancher Medien, deren Unterscheidbarkeit jenen von Zwillingen gleicht:
Kurier
Standard
Krone
ORF
Salzburg24
Politik
und politische Diskussionskultur bedeutet für mich, sich auch insbesondere
mit Menschen auszutauschen, welche eine andere Haltung und Meinung haben. Denn
nur durch den Dialog und Austausch durchbricht man die Spirale der gesellschaftlichen
Polarisierung. Dies heißt nicht, dass man seine eigenen Überzeugungen
und Grundsätze über Bord wirft, sondern die Suche und das Ringen um
die besseren Argumente und Lösungen. Grundsätzliche Diskussionsverweigerung
ist der falsche Weg, wohin dies führt, erkennt man an dem Umstand, dass
die Grünen sich selbst aus dem Parlament gekickt haben und die FPÖ
gestärkter, denn je darin vertreten ist.
Wenn manche glauben, dass man
mit Diskussionsverweigerung und der parteipolitischen Instrumentalisierung von
Verbänden vorhandene Probleme bewältigt, dann entspricht das nicht
meinem Verständnis von politischer Kultur, vorurteilsfreiem und widerspruchsfreiem
Denken. Ich orientiere mich weiterhin an der Maxime, des differenzierten Denkens,
gepaart mit einer Portion Skepsis und der Offenheit auch andere mögliche
Erklärungen mit Verstand und Vernunft zu bewerten und übrigens, gestern
ist in China ein Fahrrad umgefallen.
Soweit der Text von der Dönmez-Homepage. Hier der Text aus den OÖNachrichten
Bassam Tibi, ein aus Syrien abstammender Deutscher, welcher als Politikwissenschaftler
und Gastprofessor für Islamologie lehrt, prägte im Jahre 1991 den
Begriff des Euro-Islam. Dies war die Geburtsstunde für kontroversielle
Diskussionen.
Laut Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide haben nur Fundamentalisten
ein statisches Verständnis vom Islam als abgeschlossene Religion. Denn
nur in der ständigen Auseinandersetzung und Konfrontation zwischen Lebenswirklichkeit
und Religion können Muslime immer neu aus dem Islam schöpfen. Dass
in Europa, wo die Muslime alle Möglichkeiten durch die Freiheit einer offenen
Gesellschaft haben, diese aus dem statischen Islamverständnis der Fundamentalisten
ausbrechen, ist zu bezweifeln. Dies wurde vergangene Woche in Berlin deutlich,
als die überwiegende Mehrheit der Muslime das einzigartige Projekt der
Ibn-Rushd-Goethe-Moschee als ketzerisches Werk und Islamverfälschung bezeichnete
und sie in die Nähe des Terrorismus rückte. Was war geschehen? Die
deutsch-türkische Anwältin Seyran Ates hat in Berlin eine liberale
Moschee gegründet. Sämtliche Strömungen des Islam sollen hier
Platz finden, aber auch Juden, Christen und Atheisten. Frauen und Männer
beten gemeinsam. Als Vorbeterin fungiert eine Frau. Für viele ein absoluter
Tabubruch. Der liberale Ansatz versetzt viele konservative Muslime und Islamisten
offenbar in rasende Wut.
Die Kettenhunde von Erdogan haben sich bei der Pressekonferenz
als Journalisten der Bild-Zeitung ausgewiesen und gegen die Initiatoren des
Projekts auf dem regierungsnahen Sender A Haber gehetzt. Beschimpfungen und
Morddrohungen folgten über soziale Medien. In Köln marschierten gleichzeitig
liberale Muslime gegen den Terror. Die DITIB, das österreichische Pendant
dazu ist die ATIB, verweigerte die Teilnahme, so kamen statt der erwarteten
10.000 Demonstranten einige Hundert. Fast jede türkische Hochzeit und jede
Pro-Erdogan-Kundgebung hat mehr Zulauf.
Wir sollten dem Faktum ins Auge sehen,
dass die Mehrheit der Muslime auch in den nächsten 50 Jahren nicht auf
der Höhe der Zeit ankommen wird, wenn der Einfluss vom Ausland, sei es
aus Katar, der Türkei oder aus Saudi-Arabien, nicht eingedämmt wird.
Von der Komfortzone in Europa wird das überfällige Umdenken in der
muslimischen Welt nicht ausgehen. Im Gegenteil, hier werden die Freiheiten dazu
genutzt, um die Uhren zurückzudrehen. Von der Idee des aufgeklärten
Euro-Islam hat sich auch schon der Vordenker Bassam Tibi verabschiedet. Der
Umbruch in der islamischen Welt wird im Iran und in anderen islamischen Ländern
stattfinden, wo die Menschen vom Klerus und von dessen mittelalterlichen Wert-
sowie Moralvorstellungen die Nase gestrichen voll haben.
Soweit der Text von der Dönmez-Homepage und der Text aus den OÖN
vom 24.6.2017 - erklärte Feinde der Islamophobie und hochvermutliche Freunde
der multikulturellen Bereicherung durch den Islam haben also diesen Text und
den Dönmez verdammt und indirekt Reklame dafür gemacht, diesen Text
in einem Rechtsaußenblatt nachzulesen.
Lauter Musterschüler
der Kategorie, die Robert Pfaller in "Erwachsenensprache - Über
ihr Verschwinden aus Politik und Kultur" beschreibt: sie verkünden
die Guteste aller Bestmoralitäten und helfen damit in ihrer blinden Weltsicht
letztendlich nur den Rechtspopulisten. Aktuell liegt die ÖVP bei Umfragen
bei 32, die FPÖ bei 28, die SPÖ bei 26 und die Grünen liegen
bei drei Prozent. Das muss ausgeweitet werden, darum gibt's jetzt überall
Demos gegen die ÖVP&FPÖ-Koalition und vor allem auch gegen deren
Wähler! Weil die haben alle falsch gewählt und das muss man ihnen
auf der Straße entschlossen zeigen! Weil dann wählen diese
2022 alle grün! Oder vielleicht doch nicht? Unter den Leuten, die sich
für "links" halten, ist die Wahrnehmung der Realität längst
ein seltener Ausnahmefall, sie sollten Pfallers Buch
lesen...
PS: Zum Artikel über das Scheitern des liberalen Islam
in Europa als Beispiel für liberale Bemühungen eine YouTube-Botschaft von Amer Albayati, dem Präsidenten der
Initialive Liberale Muslime Österreich:
Wahrnehmbare
Erfolge hatte diese Initiative bisher nicht - islamfreundliche Politiker
- wie in der Wiener und Linzer SPÖ - halten sich lieber an hartkernige
Islamisten, weil dort kann man Wähler organisieren. Und islamkritische
Politiker gewinnen die Wahlen. Weil ihre Wähler nicht auf die vermeintlich
"Linken" hören, die - wie die Nationalratswahlen zeigten
- von knapp 97 % der Wähler nicht als Vorprediger akzeptiert werden...