Papst Franz hatte in der Karwoche wieder einmal den italienischen atheistischen
Publizisten Eugenio Scalfari empfangen und dieser veröffentlichte einen
Bericht darüber, in dem zu lesen stand, der Papst habe gesagt, "die
Hölle gibt es nicht. Es gibt lediglich die Auslöschung sündhafter
Seelen".
Zwar redet die katholische Kirche kaum noch von der
ewigen Verdammnis der Sünder und Ungläubigen ins ewige Höllenfeuer,
aber dieses Instrument der Herrschaft will man dann wohl doch nicht ganz aus
der Hand geben, schließlich hatte man durch die Verdammungsdrohungen jahrhundertelang
die Menschen unter der katholischen Knute halten können und selbst heute
gibt's noch genug Leute, die vorsichtshalber die katholische Kirchensteuer zahlen,
eine Sicherung für den Fall, dass es diese ewige Verdammnis doch geben
sollte.
Darum gab's nun laut FAZ eine vatikanische Korrektur der Aussage
von Scalfari. Der Papst habe nicht die Existenz der Hölle geleugnet, er
sei von Scalfari falsch wiedergegeben worden! Zwar hat es öfters von
Klerikern vorsichtige Andeutungen gegeben, die Auslöschung der Seele (wie
es auch bei den Zeugen Jehovas gelehrt wird) könnte eine Variante zur ewigen
Verdammnis sein, aber in der katholischen Lehre steht das natürlich nicht!
Und falls der Papst in seinem Gespräch mit seinem Lieblingsatheisten falsch
verstanden worden ist, dann stellt nun der Vatikan jedenfalls richtig: "Die
Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem
Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden"!
Aber
der Vatikan widerrief gleichzeitig praktisch diese These, denn er brachte auf
"Vatican-News" folgende Zitate vom Franz: "Die Barmherzigkeit
übersteigt stets das Maß der Sünde, und niemand kann der verzeihenden
Liebe Gottes Grenzen setzen" - "Es gibt keine Sünde, die Gott
nicht vergeben kann! Keine! Nur das, was der göttlichen Barmherzigkeit
entzogen ist, kann nicht vergeben werden - so wie jemand, der sich der Sonne
entzieht, weder erleuchtet noch gewärmt werden kann."
Also
was ist jetzt? Wenn die Vergebung ohnehin immer größer ist als die
Sünde? Wie soll dann jemand "im Stand der Todsünde sterben"
können? Das ewige Folterleben in der Hölle verkauft sich eben
schlecht. Es nutzt offenbar nimmer viel, die Leute damit zu schrecken, weil
in der heutigen aufgeklärten Gesellschaft einen Foltergott zu verkünden,
der bösartiger und rachsüchtiger ist als der vorstellbar böseste
Mensch, findet immer weniger Glauben.
Und das diesbezügliche
Zurückrudern der Kirche ("Die Barmherzigkeit übersteigt stets
das Maß der Sünde") macht die Religion im Prinzip belanglos,
wenn eh die Barmherzigkeit so groß ist, dann funktioniert die Pascalsche
Wette nimmer, der französische Mathematiker Blaise Pascal hatte im 18.
Jahrhundert die These aufgestellt, es sei vernünftiger, an Gott zu glauben,
weil wenn Gott existiert und man hat geglaubt, wird man nach dem Tode mit dem
ewigen Leben im Paradies belohnt, hat man nicht geglaubt, würde man in
der Hölle ewig gestraft. Wenn es Gott nicht gibt, sei es egal, ob man glaubt
oder nicht, darum stünden für Gläubige die Chancen besser. Aber
wenn sowieso Gottes Barmherzigkeit größer als jede Sünde ist,
dann kommen heutzutage eh alle in den Himmel, egal ob sie geglaubt haben oder
nicht.