Und der Fachmann bestätigt das, was auch meinereiner schon lange
verkündet, die Hölle wurde verkündigungsmäßig zugesperrt.
Bucher
wurde über Religions- und Ethikunterricht befragt:
profil: Sie
haben sich immer wieder kritisch gegenüber dem rein konfessionellen Religionsunterricht
geäußert. Was sind Ihre Vorbehalte?
Bucher: Religionsunterricht
hat sich verändert. Er ist kein Katechismusunterricht mehr und nur noch
in ganz vereinzelten Fällen manchmal ein bisschen indoktrinär. Der
Religionsunterricht hat eine sehr hohe Qualität bekommen. Dazu mag beigetragen
haben, dass an den theologischen Fakultäten die praktischen und humanwissenschaftlichen
Studienanteile intensiviert wurden.
Und nun kommt die titelgebende Pointe:
profil:
Wann hat sich diese Verbesserung ereignet?
Bucher: Das hat schon vor
Jahrzehnten begonnen. Man hat gesehen, dass Religionsunterricht ein sehr unbeliebter
Gegenstand war. Sogar Mathematik wurde in einer Studie Anfang der 1970er Jahre
als 'erfreulicher' eingeschätzt als Religion. Das gibt doch zu denken.
Die Ausbildung wurde verändert, kreative Methoden unterrichtet, es gibt
keine Höllendrohungen mehr wie in den älteren Religionsbüchern.
Das war eine kontinuierliche Entwicklung, die dazu geführt hat, dass der
Religionsunterricht offen, lebenskundlich und erfahrungsorientiert wurde. Religionsunterricht
vor allem in den höheren Klassen ist heute eher religionskundlicher Unterricht.
Der faktische Religionsunterricht und die legistischen Umstände, etwa das
Bundesgesetz zum Religionsunterricht, stimmen nicht mehr überein.
Soweit
einige Sätze aus dem Interview. In Wien gab es ja schon seit längerer
Zeit in den Mittelschuloberstufen klassenweise Abmeldungen vom Religionsunterricht,
offenbar hat das zu den geschilderten Veränderungen geführt, man
hat weniger die Lehre verkündet, sondern versucht Interesse zu wecken.
Und
da seit dem 2. Vatikanum die Bösartigkeit der Jesuslehre sowieso tendenziell
entschärft wurde, spielen im Religionsunterricht einschlägige Bibeltexte
keine Rolle mehr, wie z.B. in Mt 5, 21-22: "Ihr habt gehört, dass
zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand
tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der
seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer
zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen
sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen
sein."
Oder Mt25, 31ff: "Wenn der Menschensohn in seiner
Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner
Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden,
und er wird sie scheiden wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken
(..) Dann wird er sich auch an die linke Seite wenden und ihnen sagen: 'Weg
von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine
Engel bestimmt ist..' Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten,
die Gerechten aber das ewige Leben."
Oder Mt 13, 41-41: "Der
Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich
alle Ärgernisse zusammenlesen und die, die Gesetzloses tun; und sie werden
sie in den Feuerofen werfen: da wird das Heulen und das Zähneknirschen
sein."
Oder die berühmte Beschreibung des Fegefeuers durch den
berühmten Prediger Abraham a Santa Clara:
Oder
das Dogma, das auf dem Kirchenkonzil zu Florenz (1438–1445) beschlossen und
bis heute nicht widerrufen wurde: "Die heilige römische Kirche,
durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet, glaubt fest,
bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche
- weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter
- des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt,
das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod
der Kirche anschließt."
Es kann zwar moralisch als eine
Qualitätsverbesserung gesehen werden, aber diese Entkernung der Christenlehre
entleert sie des früher so dominanten Aspekts der Gottesfurcht! Ohne Angst
vor der ewigen Höllenfolter, die bis in die 1960er-Jahre und auch danach
noch ein ganz wesentlicher Aspekt des Religionsunterrichts war, verschwindet
diese negative Religionsbindung und religiöse Unverbindlichkeit bindet
eben nimmer. Den lieben Jesus zu lieben: das interessiert kaum noch jemanden.