Zwar ist Marx in seiner zum Teil mitverschuldeten Rolle als Prophet des proletarischen Messianismus gescheitert, wie sie im vulgarisierenden Parteikommunismus gepflegt wurde. Aber dennoch verdrängt dieser Sachverhalt nicht seine herausragende Bedeutung für die theoretische Grundlegung einer herrschaftskritisch-emanzipatorischen Gesellschafts- und Subjektwissenschaft.
Von den Rechten aller Couleur gehasst und von der postmodernen Pseudolinken weitestgehend verraten, lässt sich ohne reflektierenden Rückgriff auf Marx die gegenwärtige zunehmend aus den Fugen geratene multipolare Welt weder hinreichend begreifen noch eingreifend verändern. Kritik des (global-) kapitalistischen Herrschaftssystems, allgemeine Religionskritik und Islamkritik gehören gerade heute zusammen.
So führt von Marx im Gegensatz zum pseudolinken Postmodernismus weder
ein Weg zur Islamophilie und Schönfärbung der migrationsbedingten
Islamisierung noch zur Romantisierung vormoderner nichtwestlicher Herrschaftskulturen.
Und im Gegensatz zu Nietzsche, dem Säulenheiligen der Rechten und Vorläufer
der Islambewunderer Hitler und Himmler, wird der Islam nicht verklärt,
nicht überhöht und dem Christentum vorgezogen. Vielmehr wird folgende
zentrale Wesenseigenschaft des Islam fokussiert:
"Der Koran und die
auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie
der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige
und Ungläubige. Der Ungläubige ist ‚harby‘, d.h. der Feind. Der Islam
ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter
Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen. In diesem Sinne waren
die Seeräuberschiffe der Berberstaaten die heilige Flotte des Islam."
(Marx-Engels-Werke, Band 10, S. 170)
Generell liefert die Marxsche Theorie einen kategorial-methodischen Schlüssel zum begreifenden Erkennen komplexer zwischenmenschlicher Herrschaftsverhältnisse auch in Anwendung auf die islamische Herrschaftskultur.
Genaueres zu Marx, Islam und Herrschaft finden Sie hier:
Der
Islam in kritisch-materialistischer Perspektive
"Herrschaft"
als zentraler Problemgegenstand kritisch-emanzipatorischer Gesellschaftstheorie