Eine Anleitung für das aktuelle Geschäftsmodell entnimmt
man den Leserkommentaren des Welt-Artikels.
Begleitet wird es von der Aussage, das Vorgehen sei seit langem bekannt, getan
würde dagegen – Nichts:
1. Die Organisatoren werben Landsleute aus ihrer
Heimat in Osteuropa an und bringen sie nach Deutschland.
2. Dort melden sich
die Familien in verschiedenen Bundesländern mit Scheinadressen an.
3.
Die Organisatoren helfen bei Behördengängen und Kontoeröffnungen.
4.
Die Organisatoren fälschen wichtige Unterlagen wie Mietvertrag und Freizügigkeits-Bescheinigung.
5.
Anschließend stellen die Familien Kindergeldanträge bei den jeweiligen
Familienkassen. Die 16 Familienkassen (je eine pro Bundesland) kümmern
sich um die Auszahlung der Gelder.
6. Danach schicken die Organisatoren die
Familien in die Heimatländer zurück.
7. Wenn die Behörden
eine Meldeaufforderung schicken, reisen die Familien nach Deutschland, stellen
sich vor und reisen wieder zurück.
8. Das Kindergeld kassieren die Organisatoren.
Sie behalten die Bankkarten oder lassen sich eine Vollmacht ausstellen, oder
sie lassen die Familien das Konto der Organisatoren für die Auszahlung
angeben.
Deutschland gibt etwa 200 Mrd. Euros für mehr als 150
familienpolitische Leistungen aus. Die finanziellen Folgen sind auf derart
viele Töpfe verteilt, daß genaue Zahlen nicht zu erhalten sind. Das
durchschaut einfach keiner mehr, und das erleichtert Missbrauch. Anscheinend
sehen manche Verantwortlichen das Abpumpen von Steuermitteln als eine Art sekundärer
Entwicklungshilfe, könnte man ketzern. Die betroffenen Steuerzahlern finden
es allerdings nicht lustig, dass das Geld so leicht abzuzocken ist. Noch ein
ähnliches Geschäftsmodell ist im Angebot:
1. Der Organisator hat
eine Firma in Deutschland und stellt dort auf dem Papier z.B. einen Rumänen
ein. Als EU-Bürger hat der "Beschäftigte" Anspruch auf Kindergeld.
2.
Als Gehalt erhält der "Beschäftigte" den Mindestlohn für
eine Halbtagsbeschäftigung. Die Firma führt den Arbeitnehmer- und
Arbeitgeberanteil für Krankenversicherung, Rente, Arbeitslosenversicherung
und die Steuer ordnungsgemäß ab, das sind 330 Euros pro Monat.
3.
Der "Beschäftigte" muss in Deutschland eine Meldeadresse haben,
muss dort aber nicht erscheinen. Er muss nur nachweisen, z.B. 8 Kinder zu haben,
was für den ländlichen Raum in Rumänien kein Problem darstellt.
4.
Kindergeld dafür ist 1712 Euros. Minus den gezahlten 330 Euros ergibt das
einen positiven Saldo von 1382 Euros.
5. Wenn der "Beschäftigte"
davon die Hälfte erhält, entspricht das ca. 150% vom Mindestlohn in
Rumänien. Er hat eine Krankenversicherung, und er kann dort noch wirklich
arbeiten.
6. Dem Organisator bleiben nach allen Kosten knapp 700 Euros pro
"Mitarbeiter", bei z.B. 30 "Mitarbeitern" ein schönes
Geschäft.
Was da schiefläuft, ist auch die Brüsseler Sperre
gegen angepasste Leistungen je nach Lebenshaltungskosten der Herkunftsländer,
was das Problem sehr entschärfen würde. Aber sowas gilt als Diskriminierung,
obwohl es bei den krankenversicherten Türken geht, und obwohl die EU bei
den Gehältern ihrer Beamten die gleiche Anpassung vornimmt.
Das waren zwei konkrete Beispiele aus wissenbloggt. Österreich versucht bekanntlich auch die Sozialleistungen an die Gegebenheiten in den Herkunftsländern anzupassen und damit solchen Missbrauch zu unterbinden. Aber die leitenden Naivköpfe in der EU sind dagegen, sie halten auch offene Grenzen immer noch für eine Errungenschaft...