So titelte am 25.5.2018 der EKD-Ratsvorsitzende und Münchner Landesbischof
Heinrich Bedford-Strohm seinen Beitrag auf idea.de, dort heißt es u.a.:
"Nach seinen Worten wächst in Deutschland die Zahl der Menschen, die
vom Evangelium nicht erreicht werden. Selbst bei vielen jungen Kirchenmitgliedern
gebe es einen Verlust an christlicher Sozialisation. Dieser Mangel werde häufig
an die nächste Generation weitergegeben. Das Vorleben des Glaubens in den
Familien nehme ab. In manchen Regionen brauche jemand 'Bekennermut', wenn er
sich zur Kirchenmitgliedschaft bekenne. Dennoch müsse man sich vor 'Selbstzerknirschung'
hüten. Sie lähme nur und führe zur Resignation. Mit der Entwicklung
der Kirchenmitgliedschaft lasse sich keine Verfallsgeschichte zeichnen. 1950
gehörten etwa 95 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einer Kirche
an, heute sind es 58 Prozent. Die Zahlen seien jedoch nicht miteinander vergleichbar,
so Bedford-Strohm. Wenn früher jemand aus der Kirche ausgetreten sei, habe
er soziale Sanktionen fürchten müssen. Heute bestimme jeder selbst,
ob er Kirchenmitglied sein wolle. Deshalb seien die heutigen Zahlen ehrlicher.
Bedford-Strohm nannte es eigentlich sensationell, dass über die Hälfte
der Bevölkerung in Deutschland einer Kirche angehört."
Da
braucht er sich nicht fürchten, der Herr Bedford, unter die Hälfte
wird man es wohl in naher Zukunft schaffen! Zwar stimmt es, dass ein Kirchenaustritt
in vielen Landesteilen keinen unmittelbaren gesellschaftlichen Nachteil mehr
bringt, aber speziell im direkten Umfeld wird ein Austritt doch Probleme bringen
können. Wenn man in der Familie praktizierende Kirchenmitglieder hat, dann
will man vielleicht die Mama, die Oma oder den alten Onkel nicht kränken
oder irgendwem wegen Gottlosigkeit Sorgen bereiten. Oder wenn der Chef in CDU
und CSU aktiv ist, könnte er ja christlich-nachtragend sein. Oder wenn
man Schulkinder hat, dann gibt's oft die Vermutung, religionslose Kinder und
/ oder religionslose Eltern könnten schulische Schwierigkeiten bekommen.
Darum liegt die Zahl der Kirchenmitglieder um ein Mehrfaches höher als
die Zahl der praktizierenden Christen.
Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ist die Religionsfreiheit das Übliche,
praktizierende Christen sind dort seltsame Außenseiter. Das waren die
Folgen, dass in der DDR-Zeit die Religion keine positive gesellschaftliche Position
hatte, da war es gewinnbringender, konfessionslos zu sein. Und darum ist auch
knappe 30 Jahre nach dem Ende der DDR der religionsfreie Zustand immer noch
eine Selbstverständlichkeit: weil die religionsfördernden Elemente
sind in der DDR-Zeit verschwunden und danach nicht wiedergekehrt. Es gibt eben
dort kaum religiöse Vorfahren, keine Befürchtungen, dass religionsfreie
Schüler in der Schule Nachteile hätten usw.
Es mag
in den westlichen Teilen der BRD durchaus noch Reste der Pascalschen Wette geben,
also die heimliche Befürchtung, dass es den bösen verdammenden Gott
und das Höllenfeuer doch geben könnte, man deshalb zumindest rechtlich-formal
religiös bleiben sollte. In der Ex-DDR gibt's das offenbar kaum. Weil
dort herrscht seit Jahrzehnten institutionalisierte Religionsfreiheit. Und das
ist gut und nicht schlecht. Amen!
Lustig sind beim idea.de-Beitrag vom
Bedford-Strohm noch seine Vorschläge zur Überwindung des alarmierenden
religiösen Desinteresses bei jungen Menschen, er meint dazu z.B.: "dass
die christliche Botschaft nicht nur den Verstand, sondern auch Herz, Gefühl
und Seele der Menschen" erreichen sollte. Da übersieht er wohl, dass
wenn der Verstand was mit Religion zu tun hat, heute der Verstand gewinnt und
nicht die Religion.
Dann meint er, es gelte, "sich an den
Verheißungen der Bibel sowie an positiven Beispielen der kirchlichen Praxis
zu freuen". Also Freude mit der ewigen Seligkeit zu haben und daran, dass
die Kirchen auf allgemeine Kosten Sozialeinrichtungen betreiben. Da man für
die ewige Seligkeit zuerst einmal tot sein muss und in den sich nächstenliebend
gebenden kirchlichen Einrichtungen kein Cent kircheneigenes Geld steckt, wird
das auch nicht viel bringen.
Er will dann noch junge Leute in die Gestaltung von Gottesdiensten einbeziehen.
Wie will er das machen? Das religiöses Desinteresse bei jungen Menschen
ist ja nach seiner eigenen Erkenntnis alarmierend! Wie kommt er dann auf die
höchst seltsame Idee, dieses Desinteresse sei kein Hindernis, an der Gestaltung
von Gottesdiensten mitzuwirken?
Die Botschaft des protestantischen
Bischof schließt mit: "Um missionarische Kraft zu entwickeln,
sei es entscheidend, dass ein Christ Gottes Liebe ausstrahle. Dies sei ein Grund,
warum Papst Franziskus so viele Menschen anspreche."
Dass der
vatikanische Franzl so viele Menschen anspreche, ist eine Sage aus dem Medienbereich,
davon hat die katholische Kirche
bisher vororts nicht recht viel bemerkt. Dier Papst Franz trat im März 2013 sein
Amt an, 2013 traten in der BRD 178.805 katholische Kirchenmitglieder aus (2012
waren es nur 118.335 gewesen), 2014 stieg die Zahl auf 217.716, das war allerdings
eine Folge davon, dass die Christenkirchen in der BRD damals anfingen, auch
von Zinserträgen Kirchensteuern einzuheben, 2015 waren es dann 181.925
und 2016 schließlich 162.093, von 2000 bis 2010 traten im Schnitt jedes
Jahr nur knapp 116.000 Mitglieder aus, die Austrittslage hat sich also in
der BRD im franziskanischen Zeitalter für die katholische Kirche deutlich
verschlimmert und für die Religionsfreiheit deutlich verbessert!
Und
das ist gut und nicht schlecht. Noch einmal: Amen! Im liturgischen Gebrauch
heißt amen "so sei es", im hierörtlichen Gebrauch durch
meinereinen bedeutet es "so ist es"!