In Sachen kirchlichen Missbrauch...

...gibt's ein paar Meldungen:

Am 19.11.2018 schrieb die Grazer "Kleine Zeitung":

"... Den Ursachen für sexuellen Missbrauch durch Kleriker wollen Theologen und Ethiker auf einer Theologischen Fachtagung am kommenden Freitag (=23.11.) an der Universität Graz nachgehen. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit die Machtstrukturen in der Kirche den Missbrauch begünstigen, teilte die Universität Graz am Montag mit."
Zitiert wird die Theologin und Philosophin Gunda Werner: "Aus Werners Sicht gebe es 'genuin kirchliche Strukturen, die den Missbrauch und auch dessen Verschleierung begünstigen'. Dazu zählen laut Werner Identitätsverständnisse, mangelnde sexuelle Reife und eine doppelte gläserne Decke, die etablierte Machtverhältnisse zementiere. 'Die Kirche muss sich auf die Perspektive der Opfer einlassen, das ist die einzige Möglichkeit, mit dem Skandal umzugehen'."

Dem gesamten Text ist nichts zu entnehmen, dass vermuten lassen könnte, der Missbrauch würde auch im Zusammenhang mit dem Zölibat gesehen, der nicht nur bei der Auswahl der Zölibatären schon Tendenzen verursacht, sondern die hormonelle Lage ignoriert. Schließlich hat seinerzeit sogar der Jesus in Mt 19,12 die Ehelosigkeit nur für Kastrierte als sinnvoll gesehen.

Laut "Süddeutscher" vom 18.11. ist Kardinal Reinhard Marx einsichtig:

"Bei einem Gottesdienst für die Opfer sexuellen Missbrauchs räumt der Münchner Kardinal Fehler ein und fordert, die Kirche müsse offen und transparent werden. Das Ende des Satzes hallt nach in der Frauenkirche am Sonntag. Kardinal Reinhard Marx sagt zu Beginn der Messe: 'Wir beten heute ganz besonders für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die sexuellen Missbrauch erleiden mussten und müssen - auch in der Kirche'."

Was Konkretes sagt er dazu allerdings auch nicht. Weil der Missbrauch geht ja nicht bloß vom bösen Willen der Täter aus, sondern ergibt sich aus der katholischen Struktur, aus dem Zölibat. Es mag auch im protestantischen Bereich hin und wieder solche Missbrauchstaten geben, aber doch nie im katholischen Ausmaß - die protestantischen Geistlichen fassen es durch die Ehe und ohne Kastration.

Kath.net titelt am 20.11., "USA: Sammelklage gegen Bischofskonferenz und Vatikan" und berichtet:

"Sechs amerikanische Missbrauchsopfer haben eine zivilrechtliche Sammelklage gegen die US-Bischofskonferenz und den Heiligen Stuhl eingebracht. Am 13. November brachten sie die Klage, die sich unter anderem auf ein Gesetz zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität beruft, bei einem Gericht in Washington D.C. ein.
Die Präambel der Anklageschrift gibt eine Übersicht über die Missbrauchsskandale in der römisch-katholischen Kirche der USA. Die Anklage betreffe die 'endemischen, systematischen, verbreiteten und allgegenwärtigen Vergewaltigungen und sexuellen Missbräuche' der Kläger und der Mitglieder der Klägergruppen. Zu den Beschuldigten gehören Kardinäle, Bischöfe und Priester ebenso wie Laienmitarbeiter der katholischen Kirche, heißt es in der Anklageschrift.
Die angeklagten Bischöfe hätten Missbrauchstäter beschützt und mit 'außerordentlichen Maßnahmen' deren Fehlverhalten vertuscht. Die Priester seien von Pfarre zu Pfarre versetzt worden, ohne die Angehörigen der Pfarre oder die Öffentlichkeit über die möglichen Gefahren zu informieren, die von den Tätern ausgehen würden. Die Bischöfe hätten Kleriker, die Missbrauch begangen haben, nicht den Behörden gemeldet und manche sogar befördert. (..)"

Das ist eine gute Idee!
Katholischer Klerikermissbrauch als organisierte Kriminalität!

Dabei war das ja nur gelebte Tradition! Seit vor 1000 Jahren der Zölibat der katholische Zölibat eingeführt wurde, um zu verhindern, dass sich in der katholischen Kirche feudale Erbstrukturen entwickeln können (Sohn vom Bischof erbt Diözese usw.), haben Kleriker ihren Sexualtrieb undercover ausleben müssen. Und es war völlig klar, wenn sowas aufgeflogen ist, dann gab's keinen Skandal, sondern Vertuschung und Versetzung.

Hören wir uns wieder einmal das Lied "Des Pfaffen Arschgesicht" an! Es stammt aus dem 15. Jahrhundert:

Und als Schlusspointe ein paar Zeilen aus der strengkatholischen Site gloria.tv vom 21.11.:

"(..) Zudem wollen die Bischöfe, deren Seminare und Pfarreien am Aussterben sind, den Zölibat und die katholische Sexualmoral auf den Prüfstand stellen. Die Bischöfe wollen bis zur nächsten Sitzung ihres Ständigen Rats einen Arbeitsplan erstellen, um mit 'Fachleuten' den Zölibat der Priester und die katholische Sexualmoral zu überdenken.
Es ist ein offenes Geheimnis, was das letzte Ziel der Strategie ist, sich hinter 'Fachleuten' zu verstecken: die Forderung, den Zölibat abzuschaffen."

Man kann also feststellen, Kleriker beginnen es zu fassen, woher die Probleme kommen...

Zusammenfassung:

Die Abschaffung des Zölibates würde den verborgenen und/oder illegalen Klerikersex einschrumpfen lassen und tatsächlich sexfrei-zölibatär leben würden nur noch die, auf welche das oben erwähnte Jesuswort passt: "Das Wort fasst nicht jedermann, sondern denen es gegeben ist. Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe also geboren, und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind, und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!"

PS:
Es wäre sicherlich interessant, die obigen Bibelverse theologisch genau zu untersuchen und zu interpretieren! Denn wenn sich laut Jesus Männer um des Himmelreiches willen selber verschneiden, also kastrieren, wie schaut's dann für Unkastrierte aus? Haben die dann Himmelreichsprobleme? Und was müssten Frauen tun um des Himmelreiches willen? Probleme, lauter Probleme! Aber in Sachen Missbrauch wird der Zölibat schön langsam als Verursacher erkannt...