Es heißt dort: "Viele Kleriker wollen aus Sicht von Kurienkardinal
Gianfranco Ravasi immer noch nicht wahrhaben, dass im Westen gläubige Menschen
eine Minderheit seien. 'Die leben immer noch so, als lebten wir in einem Dorf,
in dem sonntagmorgens, wenn die Glocken läuten, die Leute zur Kirche rennen',
sagte der Präsident des Päpstlichen Kulturrates im Interview der Zeitung
'Corriere della Sera'."
Weiter: "In den meisten westlichen
Ländern gebe es keinen wirklichen Atheismus. 'Vielmehr herrscht eine Form
religiöser Apathie: Ob es Gott gibt oder nicht, ist egal', umschrieb der
italienische Kurienkardinal das vorherrschende Bewusstsein. Das führe aber
dazu, dass jeder sich sein eigenes moralisches System aufbaue, wie es für
ihn überzeugend ist und passt."
Das hat er gut beobachtet,
der Herr Kardinal! Es ist nicht ein organisierter Atheismus, es ist religiöses
Desinteresse, das die tatsächlich praktizierenden Christen immer weniger
werden lässt. Und dahinter stehen keine Feinde der Religion, sondern die
Religion selber! Wenn immer mehr Menschen die Religion egal ist, dann ist das
eine sozusagen naturwüchsige Entwicklung, weil Religion keine Bedürfnisse
mehr befriedigt.
Aber so ein Kardinal, der weiß natürlich
Auswege: "Als mögliche Reaktionen sieht der Kardinal zwei Alternativen.
Die eine sei das Verhalten vieler protestantischer Kirchen: dem Trend nachzugeben,
sich zurückzuziehen und auf ein Minimum religiöser und moralischer
Aussagen zu beschränken. Das halte er aber für falsch. 'Die Präsenz
von Gläubigen, auch wenn es wenige sind, muss ein Schrei sein, kein Flüstern',
so Ravasi. Besser sei es, auf diese Weise den Kern der christlichen Botschaft
zu bewahren: 'die Zehn Gebote, die Bergpredigt, die Wahrheit, Leben und Tod'."
Und
davon soll die Minderheit zum Schrumpfen aufhören? Ravasi scheint das wirklich
zu glauben, denn der Bericht von kath.net schließt mit: "Dazu
müssten diese aber so verkündet werden, dass man sie heute versteht,
in entsprechender Sprache und Medien. Papst Franziskus etwa mache das vor, wenn
er in einfachen kurzen Sätzen spricht, indem er wie Jesus sprechende Bilder
verwendet, in virtueller Welt Greifbares schildert."