Die Konsequenzen des von US-Präsident Trump angekündigten Rückzugs
der US-Truppen aus Syrien sorgen für Diskussionen. Vor allem die Türkei
und die syrischen Kurden stehen dabei im Fokus. Jetzt drohte Trump Ankara mit
der "wirtschaftlichen Vernichtung".
Die Wortwahl ist für
Donald Trump nicht ungewöhnlich, und doch gießt er mit seinen letzten
Äußerungen neues Öl in ein bereits loderndes Feuer. Seit dem
von Trump angekündigten Rückzug der offiziell 2000 Soldaten aus Syrien
steht vor allem die Türkei im Verdacht, das entstehende Vakuum für
sich nutzen zu wollen. Die USA verstehen sich als Verbündete der syrischen
Kurden, und nach einem Rückzug könnte es die Türkei darauf anlegen,
diese anzugreifen.
Am Sonntag fand Trump dann auf dem Kurznachrichtendienst
Twitter drastische Worte gegenüber dem NATO-Partner. Der US-Präsident
drohte damit, "die Türkei wirtschaftlich zu zerstören, wenn sie
Kurden treffen" – was die türkische Lira prompt erneut ins Wanken
brachte. Im gleichen Atemzug appellierte Trump an die syrischen Kurden der YPG,
die Türkei nicht zu provozieren, und forderte die Einrichtung einer "Sicherheitszone"
von 32 Kilometern. Zudem verkündete Trump, dass der "längst überfallige"
Truppenabzug aus Syrien begonnen habe, dass man sich aber zurückziehe,
während "das kleine verbliebene Territorium des IS-Kalifats hart und
aus vielen Richtungen angegriffen" werde.
Zudem zeigte sich der
US-Präsident davon überzeugt, dass Russland und der Iran "die
größten Profiteure der US-Politik der Zerstörung des IS in Syrien"
sind.
In einer ersten Reaktion kündigte Ankara am Montag an,
den Kampf gegen die von den USA unterstützte Kurdenmiliz in Nordsyrien
fortzusetzen. Der Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdoğan schrieb
am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter, es gebe "keinen Unterschied"
zwischen den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und der Dschihadistenmiliz
Islamischer Staat (IS). "Wir werden weiter gegen sie alle kämpfen",
kündigte İbrahim Kalın an.
Trump hatte am 19. Dezember den Abzug
der US-Soldaten aus Syrien angekündigt. Zunächst sollte dies innerhalb
von 30 Tagen erfolgen. Jetzt ist von vier Monaten die Rede. Zuletzt reisten
US-Außenminister Mike Pompeo und der Nationale Sicherheitsberater John
Bolton in die Region, um sich mit Verbündeten auszutauschen.