Kommentar zu Schönborns Video-Botschaft von Sepp Rothwangl

18 Februar 2019 in Betroffene berichten

Das Wichtigste ist Zuhören – Botschaft von Kardinal Schönborn zum „Anti-Missbrauchsgipfel“ in Rom

https://religion.orf.at/stories/2964777/

Schönborns Worte und sein Einsehen kommen bei Weitem zu spät und sind unglaubwürdig. Die Beteuerungen, Bußen und Entschuldigungen sind nur leere Worthülsen ohne wirkliche Änderung in der Einstellung. So spricht er noch immer von Missbrauchsopfern, was zeigt, dass er Kinder noch immer als Dinge versächlicht, die man gebrauchen und daher auch missbrauchen kann, also lebenslang als nicht selbstbestimmte Opfer bezeichnen kann. Er sieht sie nicht als Personen, Menschen, sondern als Schafe, Lämmer und er ist der Hirte.

Ich glaube ihm aber sogar, dass er gelernt hat zuzuhören. Aber was macht er aus dem, was er gehört hat? Er versucht die gehörten Verbrechen zu kontrollieren und damit die Täter verschwinden zu lassen, um dem Ansehen der Kirche nicht noch mehr zu schaden. Er hat gelernt, dass Betroffene Jahrzehnte brauchen und weiss, dass bis dahin im zivilen Recht die Verjährung eingetreten ist. Und diese Verjährung wird bis dato bei jeder Klage von der Kirche sofort eingewendet, wobei man auf diesen Einwand auch verzichten könnte. Dieser Verzicht auf Verjährung wird nur in der Klasnic-Kommission gewährt, wodurch einerseits völlig intransparent Almosen als Geste gezahlt wird, und andererseits die Fälle gesammelt werden können, um damit Kontrolle und Verteidigung aufzubauen.

Der Forderung Schönborns Betroffenen zu glauben, wird in Wirklichkeit konterkariert:

Dass Betroffenen Glaubwürdigkeit geschenkt wird, wird sogar durch die Klasnic-Kommission massiv unterdrückt, weil sie Vernetzung unter Betroffenen desselben Täters massiv vereitelt, was jedoch die Glaubwürdigkeit Betroffener vor Gericht entscheidend stärken könnte.

Wenn Schönborn die Angst vor Gott als Mechanismus des Schweigens namhaft macht, so ist diese Angst leicht abzulegen: Schönborns Gott gibt es nicht, also warum soll man davor Angst haben. Und infiziert ist die Kirche durch ihre pädokriminelle, mafiöse Struktur, welche wie die Omerta funktioniert.

Wie soll jemand jemals wieder Vertrauen in so eine Kirche haben, wie es sich Schönborn wünscht, wenn keine Ehrlichkeit, kein Wille zur Wiedergutmachung, keine Begegnung auf Augenhöhe, kein Verzicht auf Verjährung besteht, und eine angemessene Entschädigung vor zivilen Gerichten verweigert wird.

Zuhören nutzt gar nichts, wenn auf das Gehörte keine Reaktion erfolgt.

Es ist ein seltsamer Zufall dass auf Youtube unmittelbar nach Schönborns Video bei mir dieser Film folgte, wo Männer mit blossen Händen und Schlägen einen Silo einstürzen lassen, ähnlich wie ich einst als Holzfäller einen Baum fällen.
So wird auch bald auch die Kirche einstürzen, und ich bin vielleicht auch einer, der dabei mitgewirkt zu hat.

Sepp Rothwangl