Deutschland ist Missionsland geworden

Dies war einer Kurzmeldung von der Site evangelisch.de vom 30.3.2019 zu entnehmen:

Als einen "Glücksfall" für die Weitergabe des christlichen Glaubens hat der frühere Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, den Hänssler-Verlag bezeichnet.
Bei der Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen des evangelischen Medienunternehmens sagte Kauder am Freitagabend in Sindelfingen bei Böblingen, Deutschland sei zum Missionsland geworden. Ihn sorge nicht die zunehmende Zahl von Muslimen im Land, sondern das zu leise Auftreten von Christen, betonte der CDU-Politiker.

Soweit die Meldung. Mit seiner Aussage liegt der Herr Fraktionsvorsitzende a.D. aber sehr weit neben der Realität! Wo gibt's in Deutschland eine wahrnehmbare Missionierung? Es laufen zwar wahrscheinlich auch dort immer noch ein paar Zeugen Jehovas von Haus zu Haus und von Tür zu Tür, aber was bringt ihnen das? Ein bisschen Bewegung! Innerhalb von gut 100 Jahren hat man z.B. in Österreich um die 20.000 Jehova-Jünger produziert, das sind ca. zwei Promille der Bevölkerung. Man sieht hin und wieder auch wo einen Infostand von Evangelikalen, dort werden sogar Bibeln verteilt, aber das Volk eilt uninteressiert daran vorbei, in Österreich soll's nur um die 4000 Evangelikale geben.

Und die katholische Kirche? Die hatte bekanntlich sogar eine Neumissionierung Europas in Planung gehabt! Wie hier schon häufig genug zu lesen war, hatte man 2011 für die Fastenzeit 2012 eine große Versuchsreihe in einer Reihe von Großstädten geplant gehabt, die dann kommentarlos einfach nicht durchgeführt wurde.

Kauder hat ja wohl richtig erkannt, dass es die Religionsgemeinschaften nötig hätten, zu missionieren, weil das Interesse an Religion dahinschwindet, was sich strukturell auch daran zeigt, dass die innerfamiliäre Weitergabe der Religion weitgehend verschwunden ist und religiöse Nachfrage gibt's kaum noch. Ohne Mission gibt es auch kein Missionsland, Deutschland ist darum kein Missionsland...