Leyen und die Duplin-Regel

Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte laut der BILD-Zeitung vom 19.7.2019: "Ich habe nie wirklich verstanden, warum Dublin mit der einfachen Gleichung begann: Wo ein Migrant zuerst europäischen Boden betritt, muss er oder sie bleiben. Die Migration findet auf dem See- oder Landweg statt. Wir können nur dann stabile Außengrenzen haben, wenn wir den Mitgliedsstaaten, die aufgrund ihrer Position auf der Karte dem größten Druck ausgesetzt sind, genügend Hilfe leisten."

Laut Wikipedia gilt: "Das Dublin-Verfahren ist ein Zuständigkeitsverfahren, das der eigentlichen Prüfung des Asylantrags vorangeht. Ziel der Dublin-Verordnung ist es, dass jeder in einem der teilnehmenden Staaten gestellte Asylantrag inhaltlich nur durch einen Staat geprüft wird. Der Anwendungsbereich des durch diese Verordnung geregelten Dublin-Verfahrens erstreckt sich auf alle Flüchtlinge, die um internationalen Schutz ersuchen. Nach dem Dublin-Verfahren ist derjenige Staat verpflichtet, das Asylverfahren durchzuführen, in dem die asylsuchende Person zum ersten Mal die EU-Grenzen betritt. Ergibt diese Prüfung, dass ein anderer Dublin-Staat für den Asylantrag zuständig ist, so wird dieser Staat gebeten, die asylsuchende Person zu übernehmen. Die Dublin-Verordnung legt eine Prüfreihenfolge fest, nach der der zuständige Staat zu bestimmen ist."

In der Asylpraxis hatte die Duplinregelung nur partielle Auswirkungen, denn es gab Staaten, die sich scharf gegen den Asylzustrom abschirmten und es gab Staaten mit großherziger Willkommenskultur!

Schauen wir uns dazu einmal die Asylhitparaden der EU an!
2013 gereiht nach Asylwerbern pro Mio. Einwohner:

Man sieht, Duplin wirkt und wirkt nicht, unter dem ersten Dutzend der Staaten sind nur zwei Staaten mit Außengrenzen, Malta und Zypern.

Hier 2014:

In Prinzip dasselbe wie im Vorjahr, aber mit deutlichem Anstieg der Asylwerberzahlen

2015 war der große Ansturm:

Ungarn liegt an erster Stelle, man registrierte alles von Osten und Süden Einströmende, schloss aber dann die Grenzen mit einem Zaun. Die in Ungarn registrierten Asylwerber zogen fast zur Gänze nach Österreich und Deutschland weiter und registrierten sich dort erneut. Im ersten Dutzend sind wieder nur Malta und Zypern, erst als 13. und 14. treten Italien und Griechenland auf, Österreich hat auf die Einwohner gerechnet das 7,4fache von Italien und die BRD hat bloß 56 % von Österreich, obwohl die Frau Merkel mit ihrer Außerkraftsetzung der Duplinregel zum Ansturm auf Deutschland aufgefordert hatte. Aber entgegen ihrer Parole "Wir schaffen das" schaffte man 2015 nicht einmal die Erstregistrierungen ordungsgemäß.

Weiter mit 2016:

Deutschland war jetzt durch die Aufarbeitung des 2015 nicht Geschafften von Platz 6 auf Platz eins aufgestiegen, Griechenland war jetzt weiter oben, Italien immer noch unter den Staaten, die ferner liefen.

2017:

2017 sind unter den ersten fünf Staaten, drei mit europäischen Außengrenzen, Italien ist nicht dabei. Auch Frankreich und Spanien sind trotz Mittelmeergrenzen weiter hinten, Österreich ist durch die Schließung der Balkanroute auch zurückgefallen.

2018:

2018 sind drei Mittelmeerstaaten auf den ersten drei Plätzen, Frankreich ist 8., Spanien 13., Italien 14. -  Österreich das vorerst immer vorne dabei war, fällt durch die restriktive neue Politik von Kanzler Kurz zurück: 2014: 3., 2015: 3., 2016: 2., 2017: 5., 2018: 10. und im ersten Quartal 2019 lag Österreich nur noch mit 277 Asylanten pro Mio. Einwohner auf Platz 13! Und seit 2018 sogar mit weniger Asylwerber als 2013 und 2014! Das ist wohl eine der Hauptursachen dafür, dass die ÖVP und Kurz bei den Umfragen mit großem Abstand vor den anderen Parteien liegen, aktuell: ÖVP 37 %, SPÖ 22 %, FPÖ 19 %, Grüne 12 %, Neos 7 %. Bei der Kanzlerfrage liegt Kurz bei 46 %, Hofer von der FPÖ bei 20 %, Rendi-Wagner (SPÖ) bei 17 %. Denn die Zuwanderung ist in der Bevölkerung ein großer Punkt der Beunruhigung!

Aber das nur nebenbei. Was Frau Präsident von der Leyen bezüglich des Duplin-Abkommens machen will, ist schwer nachvollziehbar. Die Flüchtlingsströme richten sich nach vorhandenen Gegebenheiten: Nicht nur nach der Erreichbarkeit der Länder, sondern besonders auch nach der jeweiligen dortigen Asylpolitik, Österreich, Deutschland, Schweden ohne Außengrenzen, ohne Mittelmeer belegten die Vorderplätze, solange die Grenzen offen waren und Willkommenskultur herrschte, Italien war immer nur im Mittelfeld, weil man Asylwerber weiterwandern ließ und keine Willkommenskultur pflegte, das jetzt auf eine deutliche Unwillkommensmasche gesteigert wurde. Und diese Verhaltensweisen, welche den Zustrom massiv beeinflussen, lassen sich nicht vorschreiben! Da können die EU und die Leyen reden und fordern was sie wollen!