Tödliches Gottvertrauen

Die Medien berichteten am 12.2.2020 über eine niederösterreichische Familie voller Gottvertrauen, die ihre 13jähriger Tochter sterben ließ, weil Gott jede Krankheit heilen könnte.

Dummerweise gibt's zwar manchmal Menschen mit einem großen Gottvertrauen, aber den dazu nötigen Gott gibt's eben nicht. Und das brachte diesem Elternpaar nun eine noch nicht rechtskräftige Verurteilung zu fünf Jahren Haft ein, wegen gröblicher Vernachlässigung einer unmündigen Person mit Todesfolge.

Die Familie gehört einer evangelikalen Sekte mit der Bezeichnung "Gemeinde Gottes" an, das Mädchen hatte an einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse und als Folge dieser Entzündung an nur noch mit Insulinspritzen behandelbarer Diabetes gelitten, das Mädchen fiel unbehandelt im September 2019 ins diabetische Koma und starb.

Der Glaube an Gott war bei den Eltern so hoch oben, dass auf Verlangen des Vaters die weitere Spitalsbehandlung ihrer Tochter gegen Revers abgebrochen wurde (und keine Jugendamt tat was dagegen!) In der Anklageschrift hieß es: "Hätten die Angeklagten entsprechend ihrer Verpflichtung und Verantwortung gehandelt, einen Arzt verständigt und eine Behandlung des Kindes zugelassen, wäre das Mädchen heute ohne Zweifel noch am Leben".

Aber der Vater sah nach eigenen Aussagen das so: "Wenn Gott es so will, dass sie stirbt, dann soll man von außen nicht eingreifen" und "wir glauben auch daran, dass Gott Tote auferwecken kann". Und er schilderte seine entsprechend erzogene Tochter als Tatbeteiligte, sie wollte nicht ärztlich behandelt werden, "sie hat ihr Vertrauen auf Gott gesetzt, wenn Gott sie nicht heilt, will sie in den Himmel".

Über Ärzte hatte das Elternpaar die Ansicht, die meisten davon wären ungläubig und darum keine Diener Gottes, ins Spital zu gehen, wäre ein Zeichen von Glaubensschwäche. Voller Verständnis für den Glauben war der Verteidiger Rudolf Mayer, die Beschuldigten wären beim Ableben der 13-Jährigen "im festen Vertrauen darauf, dass Gott eingreifen wird" am Bett gesessen. "Es ist nicht absurd, an Wunder und Wunderheilungen zu glauben, sonst wäre unter anderem auch die katholische Kirche absurd."

Ja. lieber Herr Anwalt, auch die katholische Kirche ist absurd, sie lehrt zwar konkret keinen solchen absurden Blödsinn wie die in diesen Fall verwickelte Sekte, aber dass Gott hilft, daran sollen auch die Katholiken glauben.

Allerdings hat die katholische Kirche dazu einen Notausgang:

Der mit Gottvertrauen belästigte katholische Gott hat immer eine Ausrede!
Und das hilft in solchen Notfällen wie im konkret hier geschilderten Fall den Gläubigen, die deswegen Krankheiten medizinisch und nicht göttlich behandeln lassen, das hilft wiederum auch der Kirche, weil sie dadurch nie in die Verlegenheit kommt, als Anstifterin für gröbliche Vernachlässigungen mit Todesfolge dazustehen...

PS: Die Sekte "Gemeinde Gottes" koinnte im Internet nicht exakt ausforscht werden, es gibt in Niederösterreich so eine Gruppe und in Wien auch, beide waren nicht erreichbar, die Wiener Gruppe ist als "Bekenntnisgemeinschaft" staatlich registriert. Es wäre wohl angebracht, wenn die Behörden solche Glaubensvereine einer entsprechenden Überprüfung unterziehen würden!