Die US-Wirtschaft steckt infolge der COVID-19-Pandemie in einer schweren Krise. Die Arbeitslosenquote liegt bei zehn Prozent. Einer Studie zufolge steht Millionen Menschen eine Zwangsräumung bevor, weil sie nach dem Verlust ihres Jobs die Miete nicht mehr zahlen können.
Die größte Volkswirtschaft der Welt befindet sich trotz Lockerungen der Corona-Auflagen immer noch in einer schweren Krise. Infolge der COVID-19-Pandemie war die Wirtschaftsleistung in den USA im zweiten Quartal trotz massiver Konjunkturpakete dramatisch eingebrochen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank auf das Jahr gerechnet um 32,9 Prozent - der stärkste Rückgang seit 1947.
Rund 17 Millionen Menschen beziehen derzeit in den USA Arbeitslosengeld
Die
Pandemie führte im Land zu Massenarbeitslosigkeit. Allein in den letzten
Juli-Wochen stellten nach Angaben des US-Arbeitsministeriums mehr als 1,4 Millionen
US-Bürger einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe. Die Arbeitslosenquote
lag im Juli bei gut zehn Prozent. Vor der Pandemie hatte sie noch bei 3,5 Prozent
gelegen. Insgesamt rund 17 Millionen Menschen sind derzeit in den USA als Empfänger
von Arbeitslosenhilfe der Bundesstaaten registriert. Die Höhe der Beträge
ist von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich. In Florida beispielsweise
erhalten arbeitslose Erwerbsfähige wöchentlich höchstens 275
Dollar. In New Jersey hingegen sind es höchstens 536 Dollar in der Woche.
Nun
zeigt eine Analyse, dass die Jobverluste und die prekäre wirtschaftliche
Lage zahlreicher US-Bürger zu massenhafter Obdachlosigkeit im Land führen
könnten. Zwischen 30 und 40 Millionen Mietern in den USA droht in den kommenden
Monaten eine Zwangsräumung, weil sie ihre Miete nicht mehr zahlen können.
Zu diesem Ergebnis kam die Studie einer Gruppe von Forschern renommierter Hochschulen
wie dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Universität
Princeton. Vor der COVID-19-Pandemie kam es in den USA jährlich zu etwa
3,7 Millionen Zwangsräumungen.
Besonders stark gefährdet sind laut
den Wissenschaftlern Angehörige von Minderheiten, darunter Schwarze und
Latinos. Nach Angaben der Experten könnten gar bis zu 43 Prozent aller
Miethaushalte betroffen sein. Es drohe die "womöglich schwerwiegendste
Unterkunftskrise in der Geschichte" des Landes, warnten die Experten. Grundlage
für die Analyse waren demnach vor allem Befragungen von Mietern und deren
Angaben zu ihrer finanziellen Situation.
Rund 100 Millionen US-Amerikaner leben in Mietimmobilien
Besonders
für Immigranten hatte die Pandemie schwere wirtschaftliche Folgen, da sie
oft kein Anrecht auf Arbeitslosenhilfe haben. Zudem haben viele keinen geregelten
Aufenthaltsstatus und gehen aus Angst vor einer Abschiebung selten rechtlich
gegen Zwangsräumungen vor. Rund 100 Millionen US-Amerikaner leben in Mietimmobilien.
Ausbleibende Zahlungen drohen auch Immobilienbesitzern, die Schwierigkeiten
bekommen könnten, ihre Immobilien-Kredite zu bedienen, warnten die Forscher.
Ein
vorübergehendes Verbot von Zwangsräumungen auf Bundesebene für
bestimmte Immobilien wegen der Corona-Krise lief Ende Juli aus. Auch in mehreren
Bundesstaaten waren ähnliche Regelungen ausgelaufen. Zudem hatten arbeitslose
Amerikaner ebenfalls bis Ende Juli zusätzlich zur Arbeitslosenhilfe ihres
Bundesstaats noch 600 Dollar pro Woche im Rahmen eines Corona-Rettungspakets
der Regierung bekommen. Bislang konnten sich Regierung, Republikaner und Demokraten
jedoch nicht auf ein weiteres Konjunkturpaket einigen.
Trump ordnet Teile eines neuen Corona-Konjunkturpakets per Verfügung
an
Nachdem die Verhandlungen im US-Kongress gescheitert waren, ordnete
US-Präsident Donald Trump am vergangenen Wochenende Teile eines neuen Corona-Konjunkturpakets
per Verfügung an. Dieses sieht bis zu 400 US-Dollar an zusätzlichen
Hilfen für Arbeitslose pro Woche bis zum Jahresende, weniger Zwangsräumungen
zahlungsunfähiger Mieter und einen Aufschub bei der Zahlung von Sozialversicherungsabgaben
vor.
Nach Meinung von Kritikern stehen Teile seiner Verfügungen aber
auf sehr dünnem Eis, denn alle Maßnahmen, die neue Finanzmittel erfordern,
bedürfen der Zustimmung des US-Kongresses. Dort wären Trumps Republikaner
aber auf einen Kompromiss mit den Demokraten angewiesen. Trump will das Problem
umgehen, indem er bestehende Mittel umwidmet, zum Teil aus vorigen Konjunkturpaketen
und aus eisernen Reserven des Katastrophenschutzes. Trotzdem dürften die
Mittel Kritikern zufolge bestenfalls ausreichen, um das zusätzliche Arbeitslosengeld
für ein paar Wochen zu zahlen. Zudem wird wohl schon bald gegen Trumps
Alleingang geklagt werden.