Ende Oktober forderte Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos sowie stellvertretender Parteivorsitzender der SPD, in einem Gastbeitrag im Spiegel angesichts des islamistisch motivierten Mordes an dem französischen Lehrer Samuel Paty, dass die politische Linke ihr Schweigen beenden und den Kampf gegen Islamismus nicht länger den Rassisten überlassen solle. Die Säkulare Flüchtlingshilfe unterstützt seinen Appell in einem Offenen Brief:
Sehr geehrter Herr Kühnert,
für Ihren wichtigen Gastbeitrag
im Spiegel "Die politische Linke sollte ihr Schweigen beenden" vom
21. Oktober 2020 möchten wir Ihnen herzlich danken. Wir begrüßen
die offene Debatte, die Sie damit ausgelöst haben.
Zunächst sind
Sie jetzt - neben dem Zuspruch - leider auch den üblichen Unterstellungen
und Diffamierungen ausgesetzt. Die unlauteren Attacken nicht nur von Islamisten
und Islamlobbyisten, sondern selbst aus linken Kreisen kennen wir aus eigener
Erfahrung nur zu gut. Daher möchten wir Ihnen öffentlich unsere volle
Unterstützung aussprechen. Wir sind überzeugt, dass gemeinsam eine
Wende der Islam- und Migrationsdebatte zum Besseren gelingen kann.
Ihre Worte verdienen, in all ihrer Klarheit und Eindringlichkeit gehört
zu werden:
"Wenn die politische Linke den Kampf gegen Islamismus nicht
länger Rassisten überlassen will, muss sie sich endlich mit diesem
blinden Fleck beschäftigen…
Selbstverständlich ist es die Aufgabe linker Politik, die sozialen Zusammenhänge rund um Terror und Kriminalität zu durchleuchten und daraus Schlüsse zu ziehen. Linke Politik muss Machtverhältnisse und Hierarchien thematisieren, sich für die Sozialisation des einzelnen interessieren und sie muss diskriminierende Strukturen in Staat und Gesellschaft aufdecken und ändern. Dem Ziel folgend, unser Zusammenleben gerechter und somit auch sicherer zu machen, kann anschließend über einzelne Maßnahmen gestritten werden.
Doch über eines muss von Beginn an unverdruckste Klarheit bestehen: Alle Terrorakte gleichen sich in ihrer Unrechtmäßigkeit und alle Todesopfer des Terrors gleichen sich in der unweigerlichen Auslöschung ihrer Existenzen. Diese bedrückenden Fakten sowie das Mitgefühl mit Opfern und Angehörigen stehen am Anfang einer jeden Betrachtung.
Wir sehen uns als Verbündete in dem von Ihnen beschriebenen "Kampf
gegen Islamismus" und für eine offene, freiheitliche Gesellschaft.
Der
Islamismus ist der Grund, warum wir in unseren Heimatländern kein freies,
normales Leben führen können. Wir mussten vor islamischer Bedrohung
und Gewalt fliehen und müssen uns selbst hier weiterhin vor Übergriffen
schützen.
Wir sehen mit Sorge das Auftreten des Islamismus in Deutschland
und Europa. Auch sehen wir die Auseinandersetzung mit diesen Problemen als wichtiges
Mittel an, um der Verbreitung von Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft entgegenzutreten
und Lösungen anzubieten.
Wir können nicht erkennen, wie es der Integration dienen soll, dass
Teile Ihrer Partei und deutsche Ministerien auch zukünftig noch in einseitiger
Weise mit Islamverbänden und Organisationen kooperieren, die einen Scharia-Vorbehalt
verfechten und nicht für den vollen Bestand der Menschenrechte eintreten.
Der Schulterschluss der Politik sollte den liberalen Muslimen gelten.
Wir
Ex-Muslime haben diese menschenfeindliche Ideologie hinter uns gelassen schon
bevor wir deutschen Boden betraten. Wir vertraten schon vor unserer Flucht die
Werte der Demokratie und der universellen Menschenrechte, der Religionsfreiheit,
der Meinungsfreiheit. Möge die deutsche Gesellschaft diese Werte und Freiheiten
niemals aufgeben - zu keinem Preis.
Wir möchten unseren Beitrag dazu
leisten, dass die deutsche Politik einen angemesseneren Umgang mit den Regierungen
und dem politischen Islam unserer Heimatländer findet. Von dort kennen
wir nämlich die anti-feministischen, anti-LGBT oder antisemitischen Positionen,
die auch hier von Islamisten immer offener vertreten werden und mit denen sie
zu Gewalt und Mord aufstacheln.
Wir haben Sie kürzlich eingeladen, über
unsere Erfahrungen und unsere Vorschläge zu diskutieren. Offen und online
mit den Unterzeichnenden und vielen mehr. Wann haben Sie Zeit?
Mit freundlichen Grüßen
Rana Ahmad, Mitgründerin und Vorstand
Säkulare Flüchtlingshilfe
(aus Saudi-Arabien geflohen)
Mahmudul
Haque Munshi, Vorstand Säkulare Flüchtlingshilfe
(aus Bangladesch
geflohen)
Khulud Alharthi, Kolumnistin Welt am Sonntag
(aus Saudi-Arabien
geflohen)
Worood Zuhair, Frauenrechtlerin
(aus dem Irak geflohen)
Amed
Sherwan, Blogger, Menschenrechtsaktivist
(aus Irakisch-Kurdistan geflohen)