Auch wenn ich nicht Nietzsche, sondern die Religionskritik der Radikalaufklärung (von Spinoza über Pierre Bayle, Jean Meslier zu den Enzyklopädisten und dem Salon des Barons d’Holbach) hervorheben würde, zielt dieser Artikel von Kacem El Ghazzali vom 21.11.2020 in der Neuen Züricher Zeitung in die richtige Richtung.
Eine Neubesinnung legitimiert letztlich nur den Vorrang der Religion über
Politik und Gesellschaft.
"Das Hauptproblem, das diejenigen ignorieren,
die nach Reformen rufen, ist jedoch das Reformkonzept selbst. Der Versuch, religiöse
Texte zu interpretieren, um die Religion zur Akzeptanz der Werte der Menschenrechte
und der Demokratie zu drängen, zielt letztlich nur darauf ab, Konzepte
des modernen Staates zu islamisieren. Auf diese Weise jedoch beherrscht die
Religion weiterhin alle Aspekte des modernen Lebens."
Zu Nietzsche: Im Rahmen seiner "herrenmoralischen" Ausschweifungen, die im Grunde nichts mit wirklicher Religionskritik zu tun haben, landet Nietzsches antichristlicher Hass in einer lobhudelnden Verklärung der "Islam-Kultur" - und damit insbesondere des islamischen Patriarchats: "Wenn der Islam das Christentum verachtet, so hat er tausendmal Recht dazu: der Islam hat Männer zur Voraussetzung …"(Nietzsche 2005, S. 1147).