Theologe sieht Neuerfindung des Katholizismus

Darüber berichtete am 21.1.2021 evangelisch.de - hier der Bericht mit atheistischen Kommentaren:

evangelisch.de: Dem Wiener Theologen Ulrich Körtner zufolge erfindet sich die katholische Kirche möglicherweise gerade neu. Konsequent zu Ende gedacht könnte dies "auf die Entstehung einer weiteren deutschen katholischen Nationalkirche hinauslaufen", heißt es in einem Beitrag des Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien für das Magazin "zeitzeichen" (Januar) mit Blick auf die im 19. Jahrhundert entstandene altkatholische Kirche. "Das ist zwar ganz gewiss nicht das Ziel der Reformer", so Körtner: "Was aber wäre die Alternative, wenn der Reformprozess in der Weltkirche ein deutscher Sonderweg bleiben sollte?"
Atheistischer Kommentar: Das ist wohl nicht anzunehmen, dass in der BRD eine formal nimmer päpstlich-katholische Kirche sich bilden würde, also z.B. ohne Zölibat und mit weiblichen Priestern - insgesamt sind allerdings das Problem nicht die vormodernistischen Elemente in der r.k. Kirche, sondern das sich ausweitende allgemeine religiöse Desinteresse.

evangelisch.de: Reformen, die jetzt in Deutschland im Rahmen des Synodalen Weges gefordert werden, seien in der altkatholischen Kirche längst verwirklicht, sagte Körtner. So sei die altkatholische Kirche synodal und nicht zentralistisch wie die römische Papstkirche. Frauen werden seit den 90er Jahren zu Priesterinnen geweiht und inzwischen segnet die altkatholische Kirche auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften. "Doch statt sich dieser anzuschließen, soll die bestehende römisch-katholische Kirche von innen heraus grundlegend umgestaltet werden, bei gleichzeitiger Beibehaltung des zentralistischen Papstamtes und der Dogmen des 2. Jahrtausends", gibt Körtner zu bedenken: "Wie das gehen soll, ohne die Grundfesten der römischen Kirche zum Einsturz zu bringen, ist bislang nicht erkennbar."
Atheistischer Kommentar: Altkatholische gibt es in Europa knapp 70.000 in sechs Staaten. Entstanden ist diese Kirche 1870 aus Protest gegen das damals verlautbarte Papstprimat und die päpstliche Unfehlbarkeit durch Papst Pius IX. Dass sich jetzt die katholische Kirche der altkatholischen anschließt, wird sicherlich nicht zu erwarten sein. Und der Papst wird sicherlich auch nicht abgeschafft werden...

evangelisch.de: Oberflächlich betrachtet scheinen die Reformer Körtner zufolge eine "Protestantisierung der katholischen Kirche" anzustreben. Aber trotz Gewaltenteilung in der Kirche, Abschaffung des Zölibats, Frauenordination und einer zeitgemäßen Sexualethik befinde sich auch die evangelische Kirche in einer Krise. "Trotz demokratischer Kirchenstrukturen, Pfarrerinnen auf der Kanzel und einer liberalen Sexualethik kehren ihr massenhaft Mitglieder den Rücken zu", so Körtner. Kritiker des Synodalen Weges hielten den Reformprozess daher für eine Auflösungserscheinung. Körtner: "Ihrem konservativen Kirchen- und Glaubensverständnis gemäß hat die katholische Kirche durch ihre Protestantisierung kaum etwas zu gewinnen, dafür aber viel und Entscheidendes zu verlieren, nämlich ihre sakramentale Substanz und damit gewissermaßen ihren Markenkern."
Atheistischer Kommentar: Ja, die Evangelischen haben das alles, was es bei den Katholiken nicht gibt, trotzdem verlieren die Evangelischen mehr Mitglieder als die Katholischen. In der BRD verloren von 1990 bis 2019 die Katholiken 8,2 % der Kirchenmitglieder, bei den Evangelischen waren es 12 %. Religiöse Liberalität bindet nicht gut.

evangelisch.de: Mit Blick auf Bemühungen für ein gemeinsames Abendmahl von Protestanten und Katholiken erklärte Körtner: "Der Ökumene täte es aber gut, gemeinsam eine Denkpause einzulegen, statt den eingeschlagenen Weg unverdrossen weiterzugehen, auf dem ein erneutes Scheitern vorprogrammiert ist. Für die evangelischen Kirchen ist das aus meiner Sicht auch eine Frage der Selbstachtung." Zur Fortsetzung ökumenischer Bemühungen gebe es allerdings keine Alternative, "gerade in Anbetracht der Kirchenkrise, die je auf ihre Weise die römische wie die evangelischen Kirchen erfasst hat." Der Synodale Weg der katholischen Geschwister wecke Sympathien auf evangelischer Seite. Zur ökumenischen Solidarität gehört es aber auch, "Realitätssinn zu bewahren".
Atheistischer Kommentar: Das mit der Kirchenkrise hat er erkannt, der Herr Professor, die Kirchenkrise wird aber nicht kirchlich verursacht, sondern bildet sich naturwüchsig als Nebenprodukt des Säkularismus! Und den kann man religiös nicht bekämpfen! Neu erfinden lässt sich der Katholizismus auch nicht, eine Verevangelisierung - also Abschaffung von Zölibat und Zulassung weiblicher Priester etc. - brächte keine stärkere, sondern eine lockerere Kirchenbindung. Amen, so ist es!