Unvermeidliche Missbrauchstäterversetzungen

Darüber schrieb katholisch.de am 24.2.2021, hier der Text mit atheistischen Anmerkungen:

Lütz: Versetzung von Missbrauchstätern vor 1990 "fast unvermeidlich"

katholisch.de: Es könne keinem kirchlichen Verantwortungsträger bis 1990 zur Last gelegt werden, wenn er einen Missbrauchspriester einfach versetzt habe, sagt Psychiater Manfred Lütz. Er begründet das unter anderem mit Aussagen von Wissenschaftlern.
Der Psychiater, Theologe und Bestsellerautor Manfred Lütz ruft dazu auf, bei der Bewertung des Handelns von Bischöfen im Umgang mit Missbrauch die historische Perspektive zu beachten. Ohne diesen Aspekt könne es keine Gerechtigkeit geben, schreibt Lütz in einem Gastbeitrag für die Würzburger Zeitung "Die Tagespost". Daher könne es keinem kirchlichen Verantwortungsträger bis 1990 zur Last gelegt werden, wenn er damals einen Täter versetzt habe, ohne die Gemeinde vor Ort über das Geschehen zu informieren. "Ein solches Verhalten, das heute absolut verantwortungslos wäre, war damals fast unvermeidlich." Als Begründung führt der Psychiater Aussagen von Wissenschaftlern an.
Atheistische Anmerkung: Meinereiner kennt so eine Versetzungsgeschichte aus den Erzählungen seiner Eltern. Beide besuchten in den 1920er-Jahren im Mühlviertel die damals sechsklassige Volksschule. Die Volksschule am Ort hatte Abteilungsunterricht, was bedeutet, dass mehrere Schulstufen gleichzeitig unterrichtet wurden. Den Religionsunterricht hielt der Pfarrer selber ab. Neben seiner Gewalttätigkeit gegen Schüler war sein zweites Übel der Hang zu heranreifenden Mädchen. Er stolzierte in seiner weiten Soutane durch die Klasse, betatschte dabei mit der einen Hand prüfend und sich aufgeilend schon gerundete Mädchen der oberen Schulstufen, während er mit der anderen Hand unter der Soutane heftig wichste. Knaben, die selber diese "Sünde" schon kannten, hatten in der Pause was zu wispern und zu lachen. Der Zölibat hatte ersatzsexuelles Verhalten von Anbeginn hervorgebracht.

katholisch.de: Die Wissenschaft habe die Bischöfe damals im Stich gelassen, so Lütz. Der deutsche Sexualwissenschaftler Eberhard Schorsch habe etwa 1970 bei einer Anhörung im Bundestag erklärt, gewaltfreie Sexualkontakte zwischen Erwachsenen und Kindern schädigten gesunde Kinder nicht: "Das war noch bis Ende der 80er Jahre herrschende Lehre!" Und in dem 1989 erschienenen Buch "Klinische Sexologie" habe es noch geheißen, "dass die Untersuchungen und Verhöre, die solchen Handlungen folgen, mehr Schaden anrichten als die Handlung selbst". Viele Fälle seien in der Familie zu regeln.
Atheistische Anmerkung: Solche Meinungen wie die vom Schorsch wurden in den Sechzigerjahren häufig geäußert, es gab dazu von den Sexualfreunden die Forderung für sexuelle Freiheit bei Kindern. In der katholischen Kirche gab es seit Jahrhunderten diese Freiheit der geistlichen Herren zum Kindesmissbrauch! Thema, das diskutiert wurde, war das freilich keines! Weil dazu war die r.k. Kirche zu allmächtig!

katholisch.de: Lütz nannte dies "unsägliche Verirrungen der sexuellen Revolution". Und die Kirche sei der Spitze des Fortschritts in der öffentlichen Wahrnehmung bremsend hinterhergetrottet. Zudem habe die Gesellschaft in der Annahme einer baldigen Entkriminalisierung der Pädophilie entsprechende strafrechtliche Normen zu Kindesmissbrauch kaum angewandt. Vielfach hätten außerdem katholische Eltern, deren Kinder von Priestern missbraucht wurden, ein Verfahren verhindert.
Atheistische Anmerkung: Die "sexuelle Revolution" fand nicht zwecks Einführung des Priesterrechtes auf Kinderschändung statt, dass es diese Schändungen gab, wurde während dieser Zeit nirgendwo diskutiert!

katholisch.de: In der momentanen Debatte um Aufarbeitung fehle größtenteils diese Sicht, kritisierte Lütz weiter. Stattdessen laufe in vielen Diözesen eine "Aktion Bischofsgruft". Statt selbst für sich Konsequenzen zu ziehen, seien einige Bistumsleitungen auf den Gedanken verfallen, die verblichenen Vorgänger zur Rechenschaft zu ziehen: "Es ist aber eigentlich ziemlich unwahrscheinlich, dass alle heutigen Bischöfe tapfere Aufklärer und alle früheren charakterlose Finsterlinge gewesen sein sollen."
Atheistische Anmerkung: Klar, für Bischöfe war ihr Handeln eine Selbstverständlichkeit, Missbrauch war pflichtgemäß zu vertuschen! Mein obiges Beispiel aus den 1920er-jahren wurde genauso behandelt, der Pfarrer, der herangereifte Mädchen vögelte, hatte das Pech, dass er sich einmal nicht an der Tochter eines Kleinbauern oder Handwerkers verging, die sich nie trauten, das Hobby des Pfarrers zu thematisieren, sondern an der Tochter eines Großbauern, der kein ängstlicher Tropf war, sondern einer, der seine Interessen durchzusetzen vermochte. Der Bauer fuhr nach Linz zum Bischof und legte ihm den Fall in aller Deutlichkeit klar. Die bischöfliche Reaktion war die bis ins 21. Jahrhundert weltweit übliche: Stillschweigen bewahren und den Pfarrer versetzen. Alle im Dorf wussten, warum der Pfarrer plötzlich weg war!

katholisch.de: Es erscheine merkwürdig, dass in den vergangenen zehn Jahren noch kein einziger Verantwortlicher öffentlich erklärt habe, dass er Fehler gemacht habe und deswegen zurücktrete. Dabei wäre ein solcher Schritt aus eigenem Antrieb gerade für die Betroffenen therapeutisch heilsam, so Lütz. Ein Rücktritt wäre aus seiner Sicht unvermeidlich, wenn ein Täter entgegen besserem Wissen und entgegen den seit 2002 bestehenden Leitlinien ohne Hinweis an die Gemeinde vor Ort versetzt worden und es erneut zu Übergriffen gekommen sei: "Demgegenüber sind rein formale juristische Versäumnisse, die nicht erneut Unheil angerichtet haben, aus meiner Sicht kein Grund für einen Rücktritt."
Atheistische Anmerkung: Zusammengebrochen ist das katholische Sexualsystem erst 2010 als das Vertuschen nimmer möglich war, weil das Schweigen zerbrochen war, siehe z.B. den Profil-Artikel vom April 2010: "Wie selig ist Johannes Paul II., vormals Papst und Schutzpatron der Kinderschänder?"
Durch die Jahrhunderte hatte der Zölibat auch den Zugewinn von homosexuellen und päderastischen Priestern gefördert, weil heranwachsende jungen Männer hatten über die Varianten der Sexualität keine Ahnung, wenn sie merkten, dass sie an Frauen nicht interessiert waren, war das Priestertum eine passende Lebensmöglichkeit, die sexuellen Möglichkeiten für Päderasten wurden erst später im Leben nach der Priesterweihe entdeckt. Und das lief eben erfolgreich bis ins 21. Jahrhundert!

katholisch.de: Jüngst hatten mehrere Gutachten in deutschen Bistümern Fehlverhalten früherer Bischöfe angeführt. In Aachen wurden etwa Altbischof Heinrich Mussinghoff (80) sowie die bereits verstorbenen Bischöfe Johannes Pohlschneider (Amtszeit: 1954-1974) und Klaus Hemmerle (1975-1994) belastet. Ein Zwischenbericht im Bistum Münster bescheinigte den Bischöfen Joseph Höffner (1962-1969), Heinrich Tenhumberg (1969-1979) und Reinhard Lettmann (1980-2008) ein "intensives Leitungs- und Kontrollversagen". Ein Sondergutachten im Erzbistum Köln wirft neben Höffner und Tenhumberg auch Kardinal Joachim Meisner (1989-2014) "pflichtwidriges" Verhalten vor.
Atheistische Anmerkung: Wozu jetzt die Auflistung verstorbener Täter? Praktisch ALLE BISCHÖFE HABEN DAS JAHRHUNDERTELANG SO GEMACHT! Der Sexualtrieb lässt sich nicht mittels Verbot unterbinden! Sogar der Jesus hat ja bekanntlich in der Bibel festgestellt, dass Ehelosigkeit nur etwas für Kastrierte ist! Hier wieder einmal das Zitat aus der Debatte über die Ehelosigkeit, Mt 19,12: "Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe also geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind; und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!" Das wäre also klar gewesen, als man vor rund 1000 Jahren für Priester den Zölibat entgültig festlegte! Der Zölibat sollte vermeiden, dass sich innerhalb der Kirche feudale Strukturen bildeten, also vererbbare Pfarren, Dechanate, Bistümer - dass man dazu die Kastration vor der Priesterweihe einführen hätte müssen, soweit dachte man nicht! Jetzt den Zölibat abzuschaffen wäre gesellschaftlich ja keinerlei Problem mehr, weil feudale Strukturen bilden sich in der Kirche im neoliberalen Zeitalter nimmer! Aber um darüber nachzudenken und das zu begreifen, dazu ist man in Rom zu feig und zu deppert!

Das Versetzen von Missbrauchstätern ist aber heute auch kein brauchbarer Brauch mehr!
Weil das strafrechtliche Vertuschen nimmer zuverlässig erfolgen kann!