Zur aktuellen Kölner Missbrauchsstory

Aussendung des COMPACT-Teams vom 21.3.2021

Seit Jahren schon erschüttert ein Missbrauchsskandal die katholische Kirche, vor allem im Erzbistum Köln. Aufwendige Gutachten wurden in Auftrag gegeben. Es sollte alles auf den Tisch. Ähnlich wie im Showbiz und der Politik wurden auch in der Kirche jahrelang Kinder missbraucht, blühte der Pädosex.

Doch jetzt zeichnet sich ab, dass statt aufzuklären, vor allem vertuscht werden sollte. Zum zweiten sollte vor allem den Amtsvorgängern von Kardial Woelki alles in die Schuhe geschoben werden. Ein erstes Gutachten, was auch Woelki schwer belastete, verschwand im Giftschrank.

In einem neuen, vom Strafrechtler Björn Gercke in diesen Tagen vorgestellten Gutachten, war von den Vorwürfen gegen Woelki keine Rede mehr.

Zur Abrechnung wird dieses Gutachten nur für die Vorgänger Woelkis, die hier teilweise schwer belastet werden. So werden dem 2017 verstorbenen Kardinal Joachim Meisner 23 Pflichtverletzungen vorgeworfen, dem früheren Generalvikar Norbert Feldhoff elf, dem derzeitigen Weihbischof Dominikus Schwaderlapp acht und dem amtierenden Hamburger Erzbischof Stefan Heße elf.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54) räumte schon im Oktober 2020 ein, dass sein Namenskürzel unter einer rechtswidrigen Anweisung steht. Es geht um die Vertuschung von Kindesmissbrauch im Erzbistum Köln. Er soll die Freigabe erteilt haben, wichtige Gesprächsnotizen zu vernichten:
"Es sollte über dieses Gespräch jedoch bewusst kein Protokoll angefertigt werden, weil befürchtet wurde, dass dies dann beschlagnahmefähig wäre. Aus diesem Grund sollten nur handschriftliche Notizen existieren, die notfalls vernichtet werden könnten. Herr Prälat Dr. Heße gibt zu diesem Vorgehen sein Einverständnis.", heißt es in den Akten des Erzbistums Köln.

Jetzt hat Heße dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Nicht ohne zu erklären, er habe sich nie an Vertuschungen beteiligt, werde aber seinen Teil der Verantwortung für das Geschehen tragen. Heße war vor seiner Berufung nach Hamburg Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln. In dieser Funktion musste er sich mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester auseinandersetzen.

Der Missbrauchsskandal wird wohl weiter vertuscht werden, zumindest wenn es um die höchsten Würdenträger geht. COMPACT legte bereits im letzten Herbst ein entsprechendes Spezial vor. Unter dem Titel "Geheimakte Kinderschänder" wird auf 84 Seiten abgerechnet. Umfassend und schonungslos.

Ihr COMPACT-Team