Ende Mai waren bei einer Untersuchung durch Tk’emlúps te Secwépemc
in einem von der katholischen Kirche geführten Internat für Indigene
die Überreste von 215 Kindern gefunden worden. Die Regierung unter Premierminister
Justin Trudeau geht von zahlreichen weiteren Fällen dieser Art aus. Die
katholische Kirche zeigt sich unkooperativ bezüglich der Übergabe
von Unterlagen zur Identifizierung der Kinder. Der Papst erklärt seine
Trauer, verweigert aber eine Entschuldigung.
Das Internat Kamloops
Indian Residential School
wurde im Jahr 1890 gegründet und von der katholischen Kirche geführt.
Ganz im Sinne des 1867 verabschiedeten "Indian
Act"
(heutige, vielfach überarbeitete Fassung),
sollten in dem Internat indigene Kinder von ihren Familien, ihren Sprachen sowie
Traditionen und Gebräuchen ferngehalten und im Sinne der europäischen
Einwander erzogen werden. Dabei durfte natürlich auch die Erziehung
zum katholischen Glauben nicht fehlen. Erst 1969 wurde die Schule wieder unter
staatliche Verwaltung gestellt. Hinweise auf Gewalt und sexuelle Übergriffe
sowie unzureichende Ernährung gab es in sowohl der Kamloops
Indian Residential School, eine der größten ihrer Art, als auch
in anderen Internaten.
Ende
Mai diesen Jahres wurden bei Radaruntersuchungen
des Bodens
urch die westkanadische
indigene Regierung Tk'emlúps
te Secwépemc First Nation
unmarkierte
Gräber auf dem Grund des ehemaligen Internats gefunden.
Die Überreste
von 215 Kindern, manche offenbar nicht älter als
drei Jahre, wurden ausgegraben. Unterlagen zu ihrer Identität
sowie ihren Todesursachen haben bisher weder Tk'emlúps
te Secwépemc noch andere Behörden
erhalten. Indigene sowie der kanadische Premierminister
und UN-Menschenrechtsexperten
fordern sowohl die Untersuchung aller anderen Schulen dieser
Art wie auch die Herausgabe
aller Dokumente, welche die katholische Kirche dazu
besitzt.
Während
die kanadische Regierung unter Trudeau bereits bestätigt
hat, dass in solchen Instituten mindestens 150.000 geraubte
indigene Kinder zahlreichen Arten von Gewalt ausgesetzt
waren, Aufarbeitung versprach und schon im Jahr 2008
um
Verzeihung bat, blockiert die katholische Kirche. Papst
Franziskus hatte zwar seinen Schmerz über die Nachricht
der Funde der toten
Kinder
erklärt, jedoch für
die katholische Kirche keine Verantwortung übernommen
oder gar um Entschuldigung gebeten.