Einleitung: Es ist die Gretchenfrage der Philosophie: «Gibt es Gott?»
Den ultimativen Beweis gibt es zwar nicht – das ist aber auch nicht weiter
schlimm, findet unsere Autorin.
Röllin: Der Sommer scheint wahrlich nicht die beste Zeit, um über die
Existenz Gottes nachzudenken. Zu frivol und wohlgestimmt scheint die Welt, um
ihr einen solchen Gedanken aufzubrummen, um die Allegria gegen die Schwere der
Gottesfrage einzutauschen. Doch irgendwie lauert uns die Frage nach Gott immer
wieder auf, wie Moskitos in einer Sommernacht. So sitze ich hier in Genua, wo
sich in jeder noch so engen Gasse eine Madonnina zeigt, und denke mit beschlagenem
Weissweinglas über Gott nach.
Atheistischer Kommentar: Meinereiner kam nie in die Verlegenheit über
Gott nachzudenken, dank der religionsfreien Erziehung im Elternhaus hat meinereiner
nie an Götter geglaubt und musste sich auch nicht mit Zweifeln beschäftigen.
Bedingt durch die damaligen Verhälnisse, wo die katholische Religion sozusagen
noch Bürgerpflicht war, musste meinereiner aber zwölf Jahre lang den katholischen
Religionsunterricht besuchen und jede Schulwoche zwei Stunden katholisch lügen
und heucheln! Eine Gottesfrage hat meinemeinen nicht aufgelauert!
Röllin: Weil es Mozart gab, muss es Gott geben - Kann man ihn wirklich
beweisen, wie dies etwa Aristoteles, Thomas von Aquin oder René Descartes taten?
Für manche mag das ein unsinniger Denksport sein. Andere finden, nur schon
die Existenz eines Mozarts mache weitere Gottesbeweise überflüssig. Ist das
so? Kann man mit der Schönheit, ja mit der Vollkommenheit von Kunstwerken auf
Gott schliessen? Oder: Kann man durch die Leiden in der Welt die Existenz Gottes
gar widerlegen? Braucht es für sowas wie «Glauben» überhaupt Beweise oder
schliessen sich Wissenschaft und Religion aus?
Atheistischer Kommentar: Ja, Wissenschaft und Religion schließen sich
aus! Und dass Mozart ein großer Komponist war, hat sich aus seinen Genen ergeben
und nicht aus einem Gott. Mozarts Vater Johann Georg Leopold Mozart (1719-1787)
war selber Komponist, sein Sohn Wolfgang Amadeus (1756-1791) lebte daher in
einer Komponistenwelt und lernte in seiner Familie alles was er brauchte! Meinereiner
hat auch die Musikgene von seinem Vater geerbt, die waren jedoch recht schwach
und darum ist meinereiner unmusikalisch wie sein Vater und deswegen wohl ein
Oldtime-rock'n'roll-Fan! Einen Gott oder einen Teufel haben wir dafür keinen
gebraucht!
Röllin: Ist der Glaube unvernünftig? Der bedeutende Physiker und
Nobelpreisträger Werner Heisenberg jedenfalls fasste dieses Verhältnis einst
so zusammen: «Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht
atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott!» Nun, diesen Becher
wollen nicht alle austrinken. Tatsächlich gibt es gar Traditionen, die
die vernunftgeleitete Beschäftigung mit Gott ablehnen, ganz nach dem Diktum:
«Credo quia absurdum est»: Ich glaube, weil es unvernünftig ist.
Atheistischer Kommentar: Der Heisenberg hat damit wohl gemeint, die Wissenschaft
weiß (noch) nicht alles und was man nicht weiß, dafür braucht man Gott. Dieser
ist wohl genau deswegen entstanden! In den Urzeiten hatten die Menschen für
alles, das ihnen unerklärlich war, ihre Götter. Für die Gewitter war dann
eben der Blitz&Donnergott zuständig. Als die Elektrizität wissenschaftlich
erklärt wurde, waren Donnergötter überflüssig! Dass noch nicht alles wissenschaftlich
erklärt werden kann, lässt für Gott immer noch eine Nische als "erste
Ursache", aber dazu kommt wieder das Lieblingszitat von meinemeinen von
Bertrand Russell: "Wenn alles eine Ursache haben muss, dann muss auch Gott
eine Ursache haben. Wenn es etwas geben kann, das keine Ursache hat, kann das
ebenso gut die Welt wie Gott sein."
Röllin: Sogenannte Irrationalisten sind sich einig, dass Menschen
weder von Gott noch von der Welt hinreichende Erkenntnisse generieren können,
also lassen sie das mit den Gottesbeweisen doch lieber ganz bleiben. Aber auch
Denker wie Immanuel Kant konkludierten, dass man Gott nicht beweisen könne.
Gleichwohl befand er, dass man Gott auch nicht widerlegen könne. Und zwar,
weil dieser sich durch seine Transzendenz unserer Vernunft schlicht entziehe.
Geht es im Glauben also darum anzuerkennen, wo die Grenzen der menschlichen
Vernunft sind?
Atheistischer Kommentar: Gott liegt jenseits der Vernunft, seine Entstehung
hatte historisch eben Gründe der Wissenslosigkeit und der dadurch verursachten
Unsicherheiten! So einfach lässt sich das psychologisch erklären! Gott war
deswegen ein menschliches Bedürfnis, nicht weniger und vorallem nicht mehr!
Röllin: Es gibt sie, die Gottesbeweise - Jedenfalls hat noch 2007
der renommierte deutsche Philosoph Robert Spaemann den, gemäss eigener Aussage,
letzten Gottesbeweis publiziert. Spaemann zum Trotz wird gleichwohl bis heute,
speziell im englischsprachigen Raum, an Gottesbeweisen gefeilt. Aber nicht nur
die Theologen und Philosophen beschäftigen sich mit der Gottesfrage. Auch der
berühmte Mathematiker Kurt Gödel hat im 20. Jahrhundert als eine Weiterführung
von Anselm von Canterbury einen Gottesbeweis formuliert, der bis dato nicht
widerlegt ist. Dennoch gibt es heute wohl keinen Gottesbeweis, der so schlüssig
und von seinen Voraussetzungen so eindeutig wäre, dass sich alle darauf einigen
könnten. Aber weshalb haben denn eigentlich die klassischen Gottesbeweise von
Aristoteles bis Hegel ihre Beweiskraft verloren?
Atheistischer Kommentar: Hier der angebliche Gottesbeweis vom Gödel:
Kurt Gödel geht von der Grundannahme aus: "Ein göttliches Wesen ist möglich.
Wenn es möglich ist, dass Gott existiert, dann ist es möglich, dass Gott notwendig
existiert. Wenn Gott aber in irgendeiner Welt notwendig existiert, existiert
er in allen möglichen Welten, auch in unserer. Wenn die Existenz eines göttlichen
Wesens möglich ist, dann ist sie auch notwendig. Es gibt notwendig genau ein
göttliches Wesen." Und? Was soll das beweisen? Aber es gibt noch einen
göttlichen Satz: "Gott ist vollkommen. Zur Vollkommenheit gehört die
Existenz. Darum existiert Gott." Alles klar? Oder ist das nicht ein sogenannter
Zirkelschluss? Ein solcher wird so definiert: "ein Zirkelschluss ist ein
Beweisfehler, bei dem die Voraussetzungen das zu Beweisende schon enthalten".
Der Gödel schließt im Zirkel! Alles klar!
Röllin: Gott ist vieles, aber nicht eindeutig - Sowohl Kant als auch
Nietzsche zeigten auf, inwiefern solche Beweise Prämissen voraussetzten, die
man im Grunde erst zugestehen muss. Bei Nietzsche geht es so weit, dass er die
Wahrheitsfähigkeit der Vernunft und damit auch solcher Beweisführungen generell
bezweifelt. Die Frage ist also: Ist nur real was wir auch mit Beweisen untermauern
können? Ist Gott weniger real, weil es weder Eindeutigkeit, geschweige denn
Einigkeit über ihn gibt? Welche Gründe für den Glauben an die Wirklichkeit
Gottes lassen wir als einleuchtend stehen?
Atheistischer Kommentar: Also die Frau Röllin sieht die Notwendigkit
des Glaubens, weil wissen kann man über Gott nichts, dazu müsste der Gott
wahrnehmbar in Erscheinung treten, für einen allmächtigen Gott könnte es
doch nicht schwierig sein, sich personell um die Erde zu wickeln und sich von
den Menschen bestaunen zu lassen, während er dazu entsprechende göttliche
Kunststücke vorführt. Aber gesehen hat Gott noch niemand, in früheren Zeiten
hat man jedoch manchen Gott gehört, zum Beispiel den Donnergott! Oder bei Überschwemmungen
den wässrigen Wassergott! Und natürlich den Sonnengott, der jeden Tag über
den Himmel ritt, die alten Germanen hatten über 30 Götter!
Röllin: Was wartet am Boden meines Kelches? - Ein Blick in die Geschichte
zeigt: Selbst der grosse Kirchenlehrer Thomas von Aquin bezeichnete sein Schaffen
angesichts einer mystischen Vision als Spreu. Davor lieferte er wohlbemerkt
fünf Gottesbeweise und schrieb insgesamt tausende von Seiten. So sitze ich
hier weiterhin mit meinem Glas und denke: Es mag zwar vorkommen, aber es ist
wohl noch selten jemand durch einen Gottesbeweis gläubig geworden. Intellektuell
ungeniessbar sind sie trotzdem nicht. Denn auch wenn ich nicht weiss, was am
Boden meines Kelches wartet, so ist mit den Spiegelungen meines Angesichts darin
bestimmt noch nicht alles gesagt.
Atheistischer Kommentar: Hier die fünf Gottesbeweise vom Aquin:
1. Der unbewegte Beweger. Nichts bewegt sich, ohne dass es zuvor einen Beweger
gibt. Das führt zu einer Regression, und Gott ist der einzige Ausweg. Irgendetwas
muss die erste Bewegung veranlasst haben, und dieses Etwas nennen wir Gott.
2. Die Ursache ohne Ursache. Nichts wird von sich selbst verursacht. Jede Wirkung
hat eine vorausgehende Ursache, und wieder landen wir in der Regression. Diese
muss durch eine erste Ursache beendet werden, die wir Gott nennen.
3. Das kosmologische Argument. Es muss eine Zeit gegeben haben, in der keine
physikalischen Objekte existierten. Da heute aber physikalische Gegenstände
vorhanden sind, muss irgendetwas Nichtphysikalisches sie ins Dasein gebracht
haben, und dieses Etwas nennen wir Gott.
4. Das Argument der Stufungen. Wir beobachten, dass die Dinge in der Welt unterschiedlich
sind. Es gibt beispielsweise Abstufungen von Tugend oder Vollkommenheit. Aber
solche Abstufungen können wir nur durch den Vergleich mit einem Maximum beurteilen.
Menschen können sowohl gut als auch schlecht sein, also kann das Maximum des
Gutseins nicht in uns liegen. Es muss ein anderes Maximum geben, das den Maßstab
der Vollkommenheit bildet, und dieses Maximum nennen wir Gott.
5. Das teleologische Argument: Der fünfte Beweisgang wird genommen aus der
Steuerung der Dinge. Wir sehen nämlich, dass gewisse Dinge, die der Erkenntnis
ermangeln, etwa die Naturkörper, ins Werk gesetzt sind auf ein Ziel hin, was
dadurch einleuchtet, dass sie immer oder häufiger auf gleiche Art ins Werk
gesetzt werden, so dass das folgt, was das Beste ist. Daher ist offensichtlich,
dass sie nicht zufällig, sondern aus Absicht zum Ziel gelangen. Das aber, was
keine Erkenntnis hat, strebt nicht nach einem Ziel, es sei denn, es ist gelenkt
von irgendeinem Erkennenden oder Intelligentem, wie der Pfeil vom Schützen.
Folglich IST ein Intelligentes, von dem alle Naturdinge auf ein Ziel zugeordnet
werden, und das nennen wir "Gott".
Ja, lauter Blödsinn, darauf braucht man kaum eingehen, die ersten drei Punkte
hat der Bertrand Russell ganz einfach widerlegt, Abstufungen ergeben sich aus
der Realität und das alles teleologisch, also zielgerichtet sei, ist nicht
wahrnehmbar, was für ein Ziel soll z.B. ein Gewitter haben? Es entladen sich
nur elektrische Spannungen, ein übergeordnetes Ziel gibt's nicht. So, das war's,
Ende der Vorstellung!