Den Islam zu kritisieren bedeutet in gewisser Weise auch, dass man Muslime
kritisieren muss. Den Islam zu kritisieren, ohne die Muslime zu kritisieren,
ist wie die Kritik an antisemitischen Ideen, ohne Antisemiten zu kritisieren;
Irgendwann müssen wir die Menschen für ihre Überzeugungen zur Rechenschaft
ziehen. Wenn wir bereit sind, Anhänger gefährlicher Ideen als Fanatiker zu
bezeichnen, weil sie zb an die weiße Vorherrschaft glauben, sollten wir auch
bereit sein, Muslime herausfordern, islamische Ansichten wie die sexistische
Hijabi- Kultur oder weibliche Genitalverstümmlung, Verfolgung von Abtrünnigen
und religiösen Minderheiten und Homosexuellen, brutalen oder abstoßenden Scharia
Verordnungen oder Blasphemie-Gesetze, zu erklären.
Es ist aber auch unmöglich, den Islam zu kritisieren, ohne Muslime zu beleidigen.
Es gibt wahrscheinlich einige, die Kritik vertragen könnten, aber normalerweise
sind dies die Cafeteria- Muslime, deren Vorstellung vom Islam zu verwässert
ist, als dass die Religion für sie von Bedeutung wäre, und sie sind auch nicht
die Art von Muslimen, um die wir uns Sorgen machen sollten.
Nach meiner 30 Jährigen Erfahrung als praktizierender Muslim, wird jede
Art von Kritik am Islam als beleidigend gegenüber Muslimen angesehen, ganz
gleich wie schonend, höflich oder akkurat sie sind.
Manche haben mich gefragt: "Kian, Wie vermeiden wir dann diese Schaffung
einer Opferstellung als Reaktion auf Kritik?"
Diese Frage ist irrelevant, genauso wie es irrelevant ist, dass wir uns um die
verletzten Gefühle von Neonazis, Kommunisten oder anderen Trägern schlechter
Ideen kümmern sollten.
Als atheistischer Ex-Muslim, der säkular-konservative Werte unterstützt, kann
ich nicht sagen, was Fatima oder Abdullah über Kritik an seiner "Religion"
und "Kultur" denkt. Was sie über ihre Religion denken, liegt allein
an ihnen.
Manche sagen mir, das meine Kritik zu harsch, zu brutal ist, "weil Kritik
nicht darin bestehen sollte, Muslime zu beschämen und zu beschuldigen, sondern
sie an den Ort zu bringen, an dem sie sich ändern können" und ich sage
das wird nie passieren, wenn wir uns weigern, Muslime für ihre Glaubensüberzeugungen
zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist einfach die menschliche Natur: Diese Menschen
werden sich NIEMALS ändern, es sei denn, es gibt DRUCK !!
Wir gehen nicht so auf Zehenspitzen herum, wenn es um andere Gruppen geht. Wir
hören nicht auf und beachten nicht die Gefühle von Neonazis oder hardcore
Evangelikalen oder was auch immer, wenn es darum geht, ihre Ideen anzugreifen,
aber wenn es um den Umgang mit Muslimen und der Religion des Islam geht, ziehen
wir plötzlich Samthandschuhe an und benutzen Proxi- und Schonbegriffe um sie
anzusprechen. Dieser gefährliche Unsinn muss aufhören.
Kian. Sehr gut. Eine wichtige Klarstellung! Zu ergänzen wäre noch Folgendes:
Von islamischer Seite wird sogar behauptet, jeder Mensch werde im Grunde als
Muslim geboren. Erst widrige soziokulturelle Einflüsse des äußeren Milieus
machten ihn zu einem Juden, Christen, Polytheisten, Atheisten etc. und verhinderten
so seine "naturgemäße" islamgerechte Ausformung.
Zwar ist es richtig, zwischen den Bezugsebenen Islam und Muslime zu unterscheiden.
Aber man darf daraus auch keinen Gegensatz konstruieren. Denn es gibt keinen
Islam ohne ihn "auslebende" und dessen Regeln befolgende Muslime.
Also muss man diesen auch kritisch gegenübertreten. In entscheidungstheoretischer
Perspektive können sich die Muslime zum Beispiel entweder dogmatisch (orthodox)
an die objektiven Vorgaben halten oder sogar noch in radikalisierender Weise
"überbieten", diese nur partiell befolgen, diese ignorieren (ohne
das nach außen zu zeigen), sich öffentlich distanzieren (austreten) oder aber
einen subjektivistisch interpretierten "Self-Made-Islam" kreieren
bzw. gegenüber Nichtmuslimen inszenieren, der die "gefährlichen",
"anstößigen", "problematischen", "unliebsamen"
Aussagen einfach voluntaristisch ausblendet und so tut, als sei dieser subjektivistisch
konstruierte Do-it-yourself-Islam der "eigentliche" Islam.
Aus herrschaftskritisch-wissenschaftlicher Perspektive wäre es jedenfalls verfehlt,
aus Rücksicht auf vermeintlich "unpolitische Self-Made-Muslime" bzw.
unreflektierte "Mitläufer" des Islam die Kritik an der islamischen
Herrschaftskultur und ihrem strenggläubigen Protagonisten zu verwässern oder
abzubremsen. Empirische Studien zeigen klar, dass eine Mehrheit der Muslime
sich in weitgehender Übereinstimmung mit den orthodoxen Islaminhalten befindet.
Siehe
dazu "Islam im Kopf"!