Die Lage in Afghanistan

RT-News vom 20.8.2021

In dieser Woche ereignete sich in Afghanistan etwas, das die Welt mindestens so nachhaltig verändern wird wie der 11. September. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit haben sich in der vergangenen Woche 20 Jahre Afghanistan-Politik der westlichen Welt in Luft aufgelöst. Noch im Juni hatte sich US-Präsident Joe Biden selbstsicher gegeben, dass Afghanistan nicht an die Taliban fallen werde. Die Bilder, die kurz darauf vom Flughafen um die Welt gingen, sprachen für sich. Flüchtlinge versuchten verzweifelt, in überfüllten Maschinen zu entkommen. Das Gebiet um den Flughafen ist immer noch von Chaos geprägt. Ex-Präsident Aschraf Ghani ist unterdessen in den Vereinigten Arabischen Emiraten untergekommen, angeblich mit Koffern voller Geld.
Die Besatzung des Landes stellte sich als kostspieliges Unterfangen für die USA und ihre Verbündeten ohne bleibenden Eindruck heraus. Bundeskanzlerin Angela Merkel meinte dazu lapidar, der Einsatz sei "nicht so geglückt". Leicht untertrieben, könnte man sagen. Erschreckend war vor allem die Niederlage der afghanischen Armee, die sich fast kampflos ergeben hatte. Wie konnte es dazu kommen? Auch in Deutschland muss man sich angesichts mancher Auslandseinsätze die Frage stellen: Waren die Kosten des Einsatzes gerechtfertigt?
Aber auch Personalien geraten in den Fokus: Viele fragen sich, wie Heiko Maas, der bei der Evakuierung deutscher Angehöriger viel zu spät in Aktion trat, überhaupt auf den Außenministerposten gekommen war. Mancher fordert sogar den Rücktritt der Bundesregierung.

Soweit die russische Meldung - hier eine Zusammenfassung über die dortigen Geschehnisse

Den Russen (bzw. den damaligen Sowjets) ging es ja seinerzeit auch nicht besser. Man hatte dort 1978 einen kommunistischen Putsch der 1965 gegründeten "Demokratische Volkspartei Afghanistans" unterstützt. Diese versuchte in Afghanistan umfassende Reformen durchzusetzen, in der Bildungspolitik, bei den Frauenrechten und der Modernisierung des Landes. Die Reformen nahmen auf  lokale Gegebenheiten kaum Rücksicht, der Landbevölkerung brachten sie keine Verbesserung ihrer Lebensumstände. Die Reformnen wurden gewaltsam fortgesetzt, das brachte große Teile der Bevölkerung dagegen auf, im Juli 1978 brachen Unruhen in der Provinz Nuristan aus und bis zum Sommer 1979 hatte sich der Konflikt zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet. Es gab dadurch eine politische Entwicklung Richtung USA. Die Sowjetunion intervenierte im Dezember 1979 mit eigenen Truppen, bis 1989 stand das Land sozusagen unter sowjetischer Verwaltung.

Dann folgte der sowjetische Rückzug, die Regierung hatte dadurch entsprechende Probleme und 1996 besetzte die im September 1994 gegründete islamistische Terrorgruppe Taliban Kabul, die dann von September 1996 bis Oktober 2001 große Teile Afghanistans beherrschte. Der afghanische Präsident Massoud wurde am 9. September 2001 von zwei arabischen Selbstmordattentätern umgebracht, zwei Tage danach - also am 11.9.2001 - wurden terroristische Anschläge in den USA verübt, die zum Tod von mindestens 2993 Menschen führten. Der UN-Sicherheitsrat gab am 12.9. den USA das Recht zur Selbstverteidigung. Nach Auffassung der USA und anderer Regierungen wurde dadurch ein militärischer Einsatz in Afghanistan völkerrechtlich legitimiert. US-Präsident George W. Bush forderte von der afghanischen Regierung die Auslieferung des Terroristenanführers Osama bin Laden, das wurde verweigert und die USA starteten ab 7.10.2001 vorerst erfolgreich die militärische Intervention in Afghanistan! 2003 formierten sich dort die Talibans neu, der Krieg geht weiter, 2019 kontrolliert die Regierung noch 55 % des Landes, seit Beginn des Abzugs der US- und NATO-Truppen aus Afghanistan im Mai 2021 hatten die islamistischen Taliban wieder freie Hand und das Land ist jetzt wieder voll in ihren Händen.

So, das war jetzt eine kurze Zusammenfassung der Afghanistankriege!