Alle reden vom misslungenen Afghanistaneinsatz, dem Sieg der Taliban und
über die kurzfristigen Folgen. Das ist gut und richtig. Allerdings sollte man
auch jetzt schon mal einen Blick auf die langfristigen Folgen richten. Der
Frage nachgehen, was der Erfolg der Taliban langfristig bedeutet.
Ich denke
da vor allem an den Steinzeit-Islam der Taliban und ihr Weltbild.
Folgende Punkte sollten wir festhalten:
Die Taliban haben eine extreme Auslegung des Islam, aber diese Auslegung ist
immer noch innerhalb der Grenzen des Islam.
Es gibt genügend islamische Gruppierungen, die sich durchaus mit der Islamauslegung
der Taliban arrangieren können. Es gibt genügend Länder, die den Politischen
Islam zur Staatsform erhoben haben und die wohl seit Jahren Kontakte zu den
Taliban haben. Wenn ich mir auf bestimmten türkischen Sendern die Diskussionen
ansehe, wo die Islamauslegung der Taliban als "überhaupt nicht schlimm"
dargestellt und Afghanistan unter den Taliban als eine Art Idylle beschrieben
wird, dann weiß ich, wo die Reise hingehen soll. Erdoğan will angeblich in
Afghanistan vermitteln? Zwischen wem bitte?
All diese Gruppierungen haben auch Dependancen in Europa. Der Erfolg
der Taliban wird diese Gruppierungen in ihrem Selbstverständnis stärken und
ermutigen. Jetzt schon leiden liberale Muslime, Säkulare und Atheisten aus
Ländern mit islamischer Regierungsform unter dem Druck der Fundamentalisten.
Ich spreche von Deutschland. Und sie haben Angst. Was passiert, wenn diese Fundis
durch die Akzeptanz der Taliban Morgenluft wittern?
Aus den Ausführungen wird auch klar, der Steinzeit-Islam der Taliban wird
nicht mit den geflüchteten Afghanen zu uns kommen. Da sind ganz andere Netzwerke,
über die Islamisten sich weltweit verbinden. Und der Erfolg des einen ebnet
dem anderen den Weg.
Es wird im Moment immer wieder darüber diskutiert, ob man mit eigenen
Wertevorstellungen andere Länder beglücken kann. Das scheint nicht der
Fall zu sein, wenn man sich die Entwicklungen bei diesen Beglückungsversuchen
anschaut. Aber es sollte doch möglich sein, im eigenen Land an diesen Werten
festzuhalten.
Können wir uns darauf einigen, dass diese Werte die Allgemeinen, in der UN-Menschenrechtserklärung
definierten Menschenrechte von 1948 sind? Und nicht die Kairoer Erklärung der
Menschenrechte im Islam von 1990, die alle Menschenrechte
unter Schariavorbehalt stellt!