Religiöse Werbung am Straßenrand
Symbolbild - Foto: Sean Foster via Unsplash (Unsplash License)
Während sich in Deutschland die Straßenwerbung mit religiösem Inhalt
meist auf bezahlte Anzeigen eines TV-Senders und mit Kreide auf Seitenstraßen
geschmierte "Jesus lebt"-Slogans beschränkt, sieht das in den USA
anders aus. Bibelzitate und ungebetene Auskünfte zum Aufenthalt Jesu sowie
Anweisungen zum Umgang mit ihm zieren ganze Schilder und Banner, die illegal
an Straßen angebracht werden. Die "Atheist Street Pirates" sammeln
die Orte und leiten die Entfernung unrechtmäßig angebrachter Schilder ein.
Sie gehören zur US-amerikanischen Vereinigung Atheists United und haben
sich zum Ziel gesetzt, illegale religöse Werbung aus dem Verkehr zu ziehen:
Die "Atheist Street Pirates", was so viel wie "Atheistische
Straßenpiraten" bedeutet. Aktiv ist die Gruppe vor allem in und um Los
Angeles in Kalifornien. Auf einer Google-Karte sammeln sie Meldungen zu illegalen
religiösen Werbungen mit Foto, Inhalt und Datum der Aufnahme sowie weiterem
Vorgehen beziehungsweise abgeschlossener Handlung.
Anfang März diesen Jahres wurde an der Interstate 605 beispielsweise die Nachricht
"You need Jesus" (Du brauchst Jesus) gemeldet und noch nicht entfernt.
"Repent or Hell" (Reue oder Hölle) dagegen wurde bereits im August
2021 an der Interstate 10 vermerkt und von den Atheist Street Pirates abgenommen.
Schwieriger sind Fälle, bei denen die Gruppe nicht selbst die Schilder oder
Banner entfernen kann, sondern Behörden einschalten muss.
Generell ist religiöse Werbung an kalifornischen Autobahnen, Brücken, Pfeilern
und Pfosten verboten, um die Fahrenden nicht abzulenken. Die Behörden stufen
sie ähnlich ein wie Vandalismus und Graffiti.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die informierten Ämter so rasch agieren können,
wie die Pirat*innen selbst. Zumal manche Beschilderungen gar von Kirchen selbst
stammen, sodass Berechtigungen geprüft und die Entfernung vielleicht der Gemeine
überlassen werden muss. Allein in Pasadena verwenden zahlreiche Kirchen nach
Angaben der Google-Karten-Einträge einfach Laternenmasten oder Straßenbeschilderungen,
um auf ihre Standorte und Messezeiten hinzuweisen.
Für die atheistischen Piraten geht es bei ihrem Einsatz gegen illegale religiöse
Propaganda nicht um ein Wettrennen - in diesem Fall könnten sie schließlich
auch illegal plakatieren - sondern um eine Unterstützung des Säkularismus.
Zudem sollten sich Menschen aller Religionen in der Region wohlfühlen und nicht
ständig unter dem Druck stehen, an Jesus glauben oder in der Hölle schmoren
zu müssen.
Gegen von Kirchen bezahlte Plakatwände und religiöse Werbung auf Kirchengrund spricht für die Gruppe nichts. Besonders da diese Werbung kaum zu fruchten scheint - sind doch mittlerweile drei von zehn Personen in den USA religiös ungebunden.