Das ewige Leben

Erweiterte monatliche Textauszüge aus dem Buch "DAS PHÄNOMEN GLAUBE" von Mag. Dr. Hilde Berger für den Monat Juni 2022, Quelle http://www.atheisten.at/

Laut Voltaire sind die Menschen die einzige Gattung Tier, die weiß, dass sie sterblich ist. Woher aber wissen wir, dass wir sterblich sind? Die Erfahrung lehrt uns das. Können wir uns aber vorstellen, dass wir als Persönlichkeit in Vergessenheit geraten werden? Das ist ein Gedanke, der nur schwer auszuhalten ist.
Bei Begräbnisfeiern hört man oft die Worte: "Wir werden dich nie vergessen." Dieser Spruch führt die Liste der leeren Versprechungen an, denn es ist Tatsache, dass mit wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel Mozart oder Michelangelo oder aber Starbanditen der Geschichte wie Hitler oder Stalin jeder vergessen wird. Ja sogar Götter werden vergessen. So müssen es sich selbst sympathische Götter wie Zeus oder Apollon gefallen lassen, dass ihre Namen gerade noch als Rufnamen für Löwen oder Hunde dienen können. Apropos Götter: Die Religionen behaupten, sie könnten das Leben in die Ewigkeit transformieren und sie sind seit jeher damit gut gefahren. Allen Religionen ist etwas gemeinsam. Sie brauchen den Wahrheitsgehalt ihrer Behauptungen niemals zu beweisen. Sie verlangen Respekt und erfreuen sich großer Macht. Konnten sie sich mit der weltlichen Macht einer Gesellschaft verbinden, können sie die Bedingungen diktieren, wie sich die Gläubigen zu verhalten haben, um das jenseitige Leben zu erreichen und sie lukrieren dafür im Diesseits große pekuniäre Vorteile. Für die Gläubigen scheint es keine Rolle zu spielen, wie unwahrscheinlich und abstrus die Vorstellung eines ewigen Lebens im Jenseits sein mag. Wird man da Menschen aus dem Neandertal kennenlernen oder Menschen der fernen Zukunft? Blinder Glaube hilft hier ungemein.

Manche können so viel Glauben nicht aufbringen und setzten auf den technischen Fortschritt. Roboter sollen entwickelt werden, die die Persönlichkeit eines Menschen auf digitalem Wege erhalten. Viel kreative Intelligenz und viel Geld fließen in diese Forschung. Besser wäre es, zu forschen, wie Natur und Umwelt für die Nachwelt intakt erhalten werden können. Religionen behaupten, der Sinn des Lebens läge im Jenseits. Wäre es nicht sinnvoller, sich auf das Diesseits zu konzentrieren?

Ja, es gibt ein Ablaufdatum, aber warum nicht die Zeit vor dem Ablaufdatum sinnvoll zu nützen? Carpe diem! Nütze den Tag, wie der Lateiner sagt. Der Sinn des Lebens hängt davon ab, dass wir sterblich sind!